Zero Waste, sanfte Mobilität, Green Travel – spätestens seit «Fridays for Future» sind die Buzzwords zum Thema Nachhaltigkeit auch in der Tourismusbranche in aller Munde. Die Zukunft muss grüner werden und damit auch die Reisegewohnheiten der Urlaubsgäste. Doch während sich bei vielen Menschen erst durch die Proteste junger Aktivist*innen ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klima- und Naturschutzes entwickelt hat, weiss man im Entlebuch schon lange: es gibt keinen Planeten B. Deshalb haben sich Bürger*innen im Westen der Erlebnisregion Luzern-Vierwaldsättersee bereits vor zwei Jahrzehnten dazu entschieden, ihr Arbeiten und Handeln im Einklang mit Mensch und Natur zu gestalten.

Dafür wurden sie 2001  von der Unesco als erstes Biosphärenreservat der Schweiz zertifiziert und gelten spätestens  seitdem international als Vorbild für Nachhaltigkeit. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums lässt die Erlebnisegion Luzern-Viewaldstättersee den Weg des Entlebuchs zur heutigen Modellregion für nachhaltige Entwicklung, Vernetzung und Innovation noch einmal Revue passieren und beweist, warum im Urlaub wie Alltag weniger eigentlich mehr ist.

Vom Volksentscheid zum Vorreiter
Auch wenn die Unesco Biosphäre Entlebuch in diesem Jahr ihren 20. Geburstag feiert, reicht ihre Geschichte bereits 30 Jahre zurück. Denn alles begann mit dem Volksentscheid zur «Rothenthurm-Initiative» am 6. Dezember 1987, bei der die Entlebucher Bürger*innen wie auch die gesamten Schweizer für den Schutz der heimischen Moorlandschaften stimmten. Doch bald zeigten sich bei der konkreten Umsetzung des Vorhabens im Entlebuch, welches das größte Moorvorkommen der Schweiz beheimatet, grosse Herausfoderungen. Als Menschen, die es verstehen, Tradition mit Innovation zu verbinden, sahen einige Entlebucher*innen im Moorschutz weniger ein Problem als eine einmalige Chance für die wirtschaftliche Entwicklung ihrer bis dato strukturschwachen Region, die vielerorts gerne als «Armenhaus» bezeichnet wurde.

Mit der Idee eines «Moorkompetenzzentrums» wurde schliesslich der Grundstein für die nachhaltige Entwicklung im Entlebuch gelegt, die nach arbeitsintensiven Jahren und der Zustimmung per Bürgerentscheid für die Bewerbung um die Zertifizierung als Unesco Biosphären-Reservat im Jahr 2000  weiterentwickelt wurde. Im September  2001  schliesslich erhielt das Entlebuch als erste Biosphäre der Schweiz seine offizielle Zertifizierung durch die Unesco .

Seitdem verpflichtet sich die Region nun auch offiziell für eine nachhaltige Entwicklung, Vernetzung und Innovation, bei der der Erhalt einer vielfältigen Natur und Kultur, die Stärkung einer schlagkräftigen und innovativen Regionalwirtschaft sowie die Gestaltung der Zukunft als lernende Region und Organisation im Vordergrund ihres Tuns stehen. Heute ist die Unesco Biosphäre Entlebuch Vorreiterin in Sachen Nachhaltigkeit und größte Anbieterin naturkundlicher Exkursionen der Schweiz.

Nachhaltige Ferien
Zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Lebensraum gehören im Entlebuch auch nachhaltige, touristische Angebote, die Einheimischen wie Urlaubsgästen den Einklang von Mensch und Natur erlebbar machen. Zu diesen zählen beispielsweise die vielfältigen Exkursionen mit ausgebildeten Biosphärenguides: Ob am Tag bei einem Streifzug mit dem Jäger und Wildhüter durch die Landschaft ziehen, in der Dämmerung im Moor Wildtiere oder bei Nacht Fledermäuse beobachten - Outdoorenthusiasten und solche, die es werden wollen, erleben mit den Regionsspezialisten die schönsten  Ecken des Entlebuchs. [IMG 3]

Wer lieber auf eigene Faust unterwegs ist, begibt sich auf den  Themenweg «Erlebnis Energie Entlebuch» und lernt auf dieser Tour zahlreiche Beispiele für zukunftsfähige Energieerzeugung kennen oder durchquert bei einer  5 Tages-Weitwanderung die Entlebucher Moorlandschaften. Aber auch unter Tage gibt es viel zu erleben, etwa im  Kohlemeiler, wo Köhler Willy sein Handwerk zeigt, das von der Unesco als immaterielles Kulturgut ausgezeichnet ist. Jede Menge Wissen, das auch mit nach Hause genommen werden kann, bieten die verschiedenen Biosphären Kurse des Entlebuchs.

So erlernen interessierte Teilnehmer*innen beispielsweise das Zubereiten regional-saisonaler Speisen oder, wie man heimische Gewächse in Salben, Ölen und Salzen haltbar machen kann. Und wenn ein spannender Urlaubstag zu Ende geht, übernachten große und kleine Entdecker entweder in einem warmen Tipi, einem 200 Jahre alten Spier oder in einem Holz-Iglu, um nur einige der vielen  außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten des Entlebuchs aufzuzählen. Wer es weniger aufregend mag, der wählt eine Ferienwohnung, ein Hotel oder Bed & Breakfast für seinen Urlaub im Entlebuch. (htr/bbe)