Abgerechnet wird zwar erst Ende Saison, doch scheint das Votum der Schweizer Seilbahnbranche derzeit unisono. Die gegenwärtigen Zahlen lassen auf durchaus positive Bilanzen hoffen. Seilbahnen Schweiz resümiert bis dato: Der Saisonverlauf ist im Vergleich mit dem Fünfjahresdurchschnitt mit Ausnahme des Tessins überall überdurchschnittlich. Wallis, Graubünden und Berner Oberland verzeichnen einen Anstieg der Ersteintritte zwischen 23 und 31 Prozent.

Laut Marco Luggen, Präsident der Berner Bergbahnen, schreiben viele Bahnen im Berner Oberland die beste Wintersaison seit zehn Jahren. Adrian Bühlmann, Geschäftsführer der Transportunternehmungen Zentralschweiz (TUZ), spricht zwar nicht von einem Rekord, doch bewegten sich die Zahlen zurzeit im Fünfjahresschnitt.

Auch die Schweizer Hotellerie setzt ihren Erholungstrend fort. Im Februar stiegen die Übernachtungszahlen gemäss ersten Einschätzungen des Bundesamts für Statistik im Vergleich zum Vorjahresmonat um 43 Prozent. Im Dezember waren es 64 Prozent, im Januar 71 Prozent.

Zu wenig Planungssicherheit
Ein Traum in Weiss? Nicht ganz. Denn die nach 2021 zum wiederholten Mal abgesagten Schneesportlager hinterlassen in den Kassen einiger Destinationen eine Lücke, die sogar noch in den kommenden Jahren spürbar sein dürfte.

Zwar hob der Bundesrat an seiner Sitzung vom vergangenen 16. Februar einen Grossteil der geltenden Schutzmassnahmen per 17. Februar auf. Bloss kam der Beschluss für viele Schulen und Vereine zu kurzfristig. Etliche traditionelle Schneesportlager während der Sportferien waren zu diesem Zeitpunkt aufgrund von Planungsunsicherheiten bereits abgesagt.

Lenk-Simmental Tourismus registriert infolge stornierter Winterlager einen spürbaren Einbruch der Logiernächte in Gruppenunterkünften. «Verzeichneten wir vor Corona jährlich jeweils rund 113'000 Übernachtungen in Gruppenunterkünften, waren es 2020 noch 85 000 und 2021 nur noch 57'000», so Eric Berset, Medienverantwortlicher bei Lenk-Simmental Tourismus.

Mögliche Langzeitfolgen
Viel einschneidender dürften aber die langfristigen Folgen der Lagerausfälle sein. «Die Wertschöpfung für die Region liegt hauptsächlich darin, dass viele ehemalige Teilnehmende nach ein paar Jahren an die Lenk zurückkehren und ihren Familien, Kindern oder Freunden die Region zeigen wollen», sagt Berset.

Bereits seit 1941 findet an der Lenk jeweils im Januar das Juskila statt. Durchschnittlich nehmen 600 Kinder und Jugendliche aus der ganzen Schweiz sowie 150 Betreuerinnen und Betreuer am Schneesportlager teil. Dies trägt massgeblich zum Bekanntheitsgrad von Lenk und Skiregion Adelboden-Lenk bei und ist somit eine Quelle zur Gästegewinnung.

Derweil laufen bereits die Vorbereitungen für das 80. Juskila an der Lenk vom 2. bis 8. Januar 2023. Zwischenzeitlich allerdings wird das Reka-Feriendorf an der Lenk ab dem 1. Mai bis voraussichtlich Oktober Zugangsstätte für geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine; es stellt rund 300 Betten zur Verfügung.

Diese Verluste können nicht ohne Weiteres wettgemacht werden.

Barbara Moosmann, Direktorin Sport-Resort Fiesch

50 Fiescher Lager abgesagt
Auch im Wallis ist das Geschäft mit Schneesportlagern ins Stocken geraten. Im Sport-Resort Fiesch, dem grössten Ganzjahres-Sportcenter der Schweiz, wurden allein während der laufenden Saison insgesamt 50 Lager mit Gruppen zwischen 20 und 350 Personen abgesagt.

«Im Winter 2022 müssen wir einen Verlust von total 20'000 Logiernächten verkraften», sagt Barbara Moosmann, Direktorin des Sport-Resorts Fiesch. Davon seien 17'000 Logiernächte auf die traditionellen Skilagermonate Januar und Februar gefallen. Moosmann rechnet für die laufende Saison mit Einbussen von rund 1'200'000 Franken für den ganzen Winter, wobei rund eine Million Franken in die Monate Januar und Februar fallen. Im Februar erwirtschaftet das Sportzentrum Fiesch rund 25 Prozent des gesamten Winterumsatzes.

In normalen Wintern generiert das Sport-Resort laut Moosmann eine sehr hohe Wertschöpfung für den Tourismus und das lokale Gewerbe. Resort-Kunden kaufen beispielsweise Bergbahntickets im Wert von rund einer Million Franken, ein Viertel davon im Monat Februar. Auch lokale und regionale KMU profitieren vom Sportlagergeschäft im Goms. Im Sport-Resort fallen im Januar und Februar monatlich Warenkosten von rund 50'000 Franken an, die Wäschereikosten betragen 15'000 Franken. Allein die Herstellung der Brotmenge, die von Gästen in diesem Zeitraum konsumiert wird, deckt laut Barbara Moosmann eine Arbeitsstelle beim örtlichen Bäcker.

Nur Teilkompensation möglich
«Diese Verluste können nicht ohne Weiteres wettgemacht werden», sagt Moosmann. Allerdings hält sie fest, dass rund zehn Prozent der abgesagten Schneesportlager in die Monate März und April oder sogar in die Sommersaison verschoben worden seien. Mit einem besseren Sommer als in regulären Jahren könnte ein Teil dieser Einbussen kompensiert werden.

Zudem verzeichne das Sport-Resort Fiesch für im Winter 2023 bereits gute Buchungszahlen. «Wir sehen eine Tendenz, dass wieder Lust auf Lager aufkommt. Das zeigt uns, dass Lager für die Jugend weiterhin einen hohen Stellenwert haben», sagt Moosmann.