Der Anfang vom Ende für die Gstaad Marketing GmbH war der 13. Februar. Damals lehnten die Stimmberechtigten der Gemeinden Saanen und Gsteig den Finanzierungsantrag des Destinationsmarketings ab. Obwohl die Gesellschafter der Gstaad Marketing wenige Tage später sagten, der Betrieb sei trotz des Neins sichergestellt, wie es im «Anzeiger von Saanen» heisst, zogen sie diese Woche den Stecker.

Der Volksentscheid sei ein klares Zeichen gewesen, das die Gesellschafter aufgenommen hätten. Für die beteiligten Organisationen ‒ Gstaad Saanenland Tourismus (GST), Bergbahnen Destination Gstaad (BDG), Hotelierverein Gstaad-Saanenland (HVGS) und Gewerbeverein Saanenland (GVS) ‒ sei klar gewesen, dass die angestrebte Erhöhung der Gemeindebeiträge nicht der alleinige Grund für das Nein war, teilten sie am Mittwoch mit.

Gespräche und gezielte Umfragen hätten gezeigt, dass die Struktur, der Mitteleinsatz und die getroffenen Massnahmen transparenter werden sollen. Gleichzeitig müsse die gute Zusammenarbeit der aktuellen Gesellschafter ‒ insbesondere jene zwischen Gstaad Saanenland Tourismus und den Bergbahnen ‒ weitergeführt werden.

GST und BDG wollen «eigene Marketingkompetenzen aufbauen»
Die Gesellschafter haben sich einstimmig auf eine neue Verteilung der Marketingaufgaben geeinigt. «Zukünftig werden Gstaad Saanenland Tourismus und Bergbahnen Destination Gstaad eigene Marketingkompetenzen aufbauen», heisst es in der Mitteilung. Die Tourismusorganisation wird dabei das übergeordnete Destinationsmarketing übernehmen. Gleichzeitig verpflichteten sich die beiden Partner zu einem weiterhin einheitlichen Erscheinungsbild.

Hotelier- und Gewerbeverein sollen ihre eigenen Anliegen und Wünsche nach wie vor über den Vorstand der Destination und den Verwaltungsrat der Bergbahnen einbringen können.

Keinen Platz im neuen Marketingkonzept hat die separate Marketinggesellschaft, die im Jahr 2016 gegründete Gstaad Marketing GmbH. Sie wird per Ende Oktober aufgelöst. Sämtlichen Angestellten wird gekündigt. Sie erhielten aber «innerhalb der neuen Organisationsstruktur die Möglichkeit, sich weiterhin für das Marketing der Destination einzusetzen». Auf jeden Fall würden die Mitarbeitenden in ihrer Neuorientierung unterstützt, so die Gesellschafter.

Brechen wieder alte Grabenkämpfe auf?
In einem von 13 Personen unterzeichneten offenen Brief zeigten sich die betroffenen Angestellten am Dienstag «fassungslos und traurig». Sie kritisieren, dass die Gesellschafter im Vorfeld der Abstimmungen keinen Plan B für den Fall eines Neins erarbeitet hätten. «Wir hätten es als unser Pflicht gesehen, dieses Resultat ernst zu  nehmen, unsere Aktivitäten zu hinterfragen, gegebenenfalls die Strategie anzupassen und die Bevölkerung stärker zu informieren», heisst es im Brief.

Dazu, sich selbst zu hinterfragen, gab es offenbar bisher keinen Anlass: Seit der Gründung von fünfeinhalb Jahren sei ihnen von Seiten der Gesellschafter und der Gemeinden stets versichert worden, man sei mit dem Output und den Leistungen der Marketinggesellschaft zufrieden, heisst es im Schreiben.

Die Angestellten befürchten, dass mit dem Ende der eigenständigen Marketinggesellschaft wieder die alten Grabenkämpfe aufbrechen könnten. Man kehre nun zur Struktur zurück, die vor 2016 immer wieder zu Querelen zwischen der Tourismusorganisation, den Bergbahnen und dem Hotelierverein geführt habe. Zudem höre sich das Bestreben, die Aktivitäten der Gstaad Marketing bei Gstaad Saanenland Tourismus zu integrieren, «völlig unbedacht und wenig erfolgsversprechend» an. (htr/stü)