Es sieht fast so aus, als wäre das Gebäude hier ganz natürlich gewachsen. So wie die zahlreichen Ahorn-, Linden- und Kastanienbäume, die es umgeben. Eingekugelt in der hügeligen Landschaft, umhüllt von sattem Grün. Bereits die Anfahrt vom Mittelland her sorgt für Entschleunigung: Der Weg führt über schmale, steile Strässchen, auf und ab, vorbei an Hofladen und grasenden Guschti, mitten durch Wiesen, Wälder und Ackerland. Wer vorher auf der Karte nicht nachgeschaut hat, ist mehrmals versucht zu wenden. Kommt da oben wirklich noch etwas?

Das Bad Ramsach Quellhotel liegt hoch über dem Dorf Läufelfingen, am Fusse des Wisenbergs im Kanton Baselland. Erstmals in einer Urkunde erwähnt wird das damalige Badehaus im Jahr 1530. Seither hat das Plätzchen viel durchlebt: Mal diente es als Herrensitz mit französischen Gärten ab 1752, dann wieder als Gaststätte ab 1863.

«Wie oft ein Trunk vom frischen Quell
Den Wand’rer neu beseelt
So auch die reine Ramsachluft
Die Kräfte wieder stählt.»

Dieses Gedicht eines Kurgastes von 1897 wie auch Plakate und Menükarten aus jener Zeit machen deutlich, dass hier oben ein «Bad- und Luftkurort» bestand, der sich Vergnügen wie einer «Tanz-Belustigung» oder dem Genuss von «Bordure au Saumon à la Russe» nicht verschloss. In der jüngeren Geschichte beehrte General Guisan das Hotel mit seinem Aufenthalt – als Schicksalsjahr gilt 1966, als ein Brand wütete und alles bis auf die Grundmauern zerstörte. Ein Jahr später wurde das neu erbaute Haus eröffnet.

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Wasserkraft, Waldloft und Wolle
Heute versteht sich das Hotel als Ort der Kraft, mit optimaler und zeitgemässer Infrastruktur. Oder wie der Slogan verspricht: «Durchatmen am Wisenberg». Was sofort auffällt, ist die Liebe zum Detail. Fantasievolle Pflanzenarrangements an der Decke und auf den Tischen, bunte und stilvolle Lampen, die das Restaurant in warmes Licht tauchen, überall und immer wieder kleine Sujets und Figuren aus dem Märchen «Alice im Wunderland» wie Hasen, Teekrüge oder übergrosse Leuchter. Und mehr als symbolisch: ein Dorfbrunnen vor dem Hoteleingang.

Die Wertschätzung der Gäste ist unsere Seelennahrung. Einige kommen seit über 50 Jahren zu uns.
Hermann Mazotti, Hotelier und Gastgeber Bad Ramsach Quellhotel

Wasser ist denn auch das Element, das hier allgegenwärtig ist. «Wir verfügen über drei eigene Quellen, wovon eine reich an Kalzium ist – zertifiziert durch das Bundesamt für Gesundheit», erklärt Hotelier und Gastgeber Hermann Mazotti. Dieser Mineralstoff festigt die Knochen und wird im Körper für die Kontraktion der Muskeln gebraucht. Kein Wunder, erhalten die Gäste hier das gute Wasser aufbereitet und abgefüllt in Flaschen zum Trinken.

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Auf einem Rundgang in der Umgebung wird spür- und erlebbar, wieso viele Gäste dieses Fleckchen als Ort der Kraft sehen. Das Hotel ist von Naturschutzgebiet umgeben, die Spazierwege sind mit alten Bäumen gesäumt, und der nahe Wald lädt zum Verweilen ein. Mit grossen Schritten geht Hermann Mazotti voraus, erzählt vom hier geplanten Achtsamkeitsweg und hält plötzlich inne: «Schauen Sie sich diese Baumkronen an!»

Hoch über unseren Köpfen wiegt ein Blätterdach sanft im Wind, als würden wir in einer Loft mitten im Wald stehen. Tief einatmen, tief ausatmen, staunen und beobachten. «Bäume geben uns Luftnahrung!» Gut ein Dutzend Stationen sind rund ums Hotel auf dem neuen Weg angedacht, eine Bank aus dem Kraftstein Granit soll zum Ausruhen dienen, die Zeit vergessen lassen. Vorbei an Saunahäuschen und einem Hot Pot – «er wird mit unserem eigenen Wasser gespeist» – gelangen wir zu einem Barfussparcours mit verschiedenen natürlichen Materialien.

Visitenkarte

Hotelname: Bad Ramsach Quellhotel

Ort: Ramsachstrasse 40,4448 Läufelfingen, Gemeinde Häfelfingen

Klassifikation: keine

Baujahr: Im März 1966 brannte der Betrieb bis auf die Grundmauern nieder. Neueröffnung im Herbst 1967.

Zimmer: 63 Zimmer in den Kategorien Standard, Comfort und Superior

Zimmerkosten: ab 90 Franken

Auslastung: Zahlen werden keine bekannt gegeben. Nur so viel: Während der Corona-Zeit war die Auslastung überdurchschnittlich hoch.

Zielgruppe: Tages- und Feriengäste, Gruppen für Seminare und Feste, Einheimische und Reisende

Restaurant: Marktfrische und saisongerechte Gerichte. Sonntags gibts einen Afternoon Tea mit Canapés, hausgemachten Scones und Süssgebäck, dazu einen erlesenen Tee.

Gastgeber: Hermann Mazotti und sein rund 70-köpfiges Team

Besitzer: Felix und Rhéane Suhner, Balance-Familie

Korken fühlen sich feucht an und wirken wie kleine Massagedüsen. Weich, leicht knirschend, uneben. Moos oder auch Schafwolle schmiegen sich weich und flauschig um die Zehen – zum Drinnenbleiben. Holzschnitzel piksen mit ihren harten Kanten. Tonkügelchen sind unangenehm, bohren sich in die Fusssohle, wie Kies auch. Tannenzapfen wirken lang und kalt.

Lebenslust, Landschaft und Lernende
«Bad Ramsach» ist ein Ort für Einheimische und Auswärtige, für Tages- und Feriengäste, für Teilnehmende von Seminaren, Festen und Spezialwochen, wo es um Themen wie Ernährung und innere Balance geht – oder wo auch mal gejasst wird. «Wir sprechen lebensfreudige Sinnesmenschen an, die Wert auf Ästhetik, Freiheit, Qualität, stimmiges Ambiente, gesunden Genuss, gelebte Gastfreundschaft sowie überzeugendes Design legen. Und die Freude an der Natur haben», sagt Hermann Mazotti.

Damit sich hier all die verschiedenen Gruppen wohlfühlen, ist die Infrastruktur breit gefächert: Wer Ruhe sucht, findet auf der Terrasse kleine Nischen und Liegestühle, Familien können an einer grossen Tafel zusammensitzen, für Gruppen stehen Kotas oder eine Jurte zur Verfügung. Alles eingebettet in die von Gartenarchitekt Enzo Enea gestaltete Anlage, von wellenförmigen Rotbuchenhecken umgeben und mit dem Panoramablick in die einmalige Landschaft. Drinnen verwöhnen ein temperiertes Mineralheilbad und wohltuende Massagen die Seele. Im Restaurant wird Regionales und Saisonales serviert – wer mag, wählt aus der vielfältigen Weinkarte einen guten Tropfen dazu aus.

All diese Angebote haben ein Ziel: «Wir möchten die Menschen erden, ihnen das Sein ermöglichen», erklärt der Gastgeber. Und damit das rundum gelinge, brauche es herzliche Mitarbeitende mit einem breit gefächerten Fachwissen. «Sie bilden die Seele unseres Hotels – also investieren wir auch in sie.»

Das heisst konkret: Talente je nach Stärken und Schwächen fördern und begleiten, eine konstruktive Fehlerkultur pflegen, Weiterbildungen anbieten. Gerade junge Menschen würden heute nach Sicherheit und Beständigkeit im Job suchen: «Als Ganzjahresbetrieb können wir das bieten», sagt Hermann Mazotti. Gut 70 Mitarbeitende beschäftigt das Hotel, und gut beraten ist, wer den eigenen Nachwuchs auch selber ausbildet. In «Bad Ramsach» absolvieren zurzeit neun Lernende eine Ausbildung, sieben in der Hotelkommunikation, einer in der Küche und eine in der Restauration. «Wir haben viel über den heutigen Umgang mit jungen Menschen gelernt.»

Ruheoase, Renovationen und Rufbus
Über die genaue Auslastung gibt das Hotel, das zur «Balance»-Familie gehört, keine Auskunft. Hermann Mazotti verrät jedoch: «Gerade während der Corona-Zeit waren wir für viele Gäste eine Oase mitten im Grünen – und das bescherte uns eine überdurchschnittlich gute Auslastung.» Dank dieses Erfolgs konnte überhaupt erst in neue Projekte wie die Jurte, die Kotas und Wellness am Waldrand mit Sauna und Hotpot investiert werden.

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Auch ein Kraftort erlaubt keinen Stillstand, die Entwicklung will geplant sein. «Bei uns geht es in Richtung sanfter Wellnesstourismus: naturverbunden, authentisch und unter Einbezug eines ganz­heitlich gelebten Nachhaltigkeitsgedankens – nicht zuletzt auch zum Wohle der nächsten Generationen», so der Hotelier. Im Fokus hat er dabei immer die Sichtweise der Gäste, der Mitarbeitenden und des Unternehmens. Das in die Jahre gekommene Mineralheilbad wird kontinuierlich saniert – mit Jahrgang 1966 gehört es zu den ältesten der Schweiz.

Damit die Gäste auch mit dem öffentlichen Verkehr an- und abreisen können, gibt es einen Rufbus, den die Gemeinden Läufelfingen und Häfelfingen sowie das Hotel mitfinanzieren und ermöglichen. Und es ist keine Seltenheit, dass Hermann Mazotti selber am Steuer sitzt und die Reisenden zur Bahn bringt: «Ein guter ÖV-Anschluss ist wichtig, wenn wir ein jüngeres Publikum ansprechen möchten.»


Fachbeitrag von Pascale Weber

Wo der Kopf am gleichen Ort ist wie der Körper

Kleine Pausen vom Alltag nehmen, ganz bei sich selber sein, das Hier und Jetzt bewusst wahrnehmen. Achtsamkeit sorgt für innere Kraft – und die Umgebung kann helfen, sich auf diese Sinnesreise einzulassen.

Oft funktionieren wir im Alltag im Autopilot­modus: Da ist die Arbeit, die Kinder benötigen unsere Fürsorge, der Haushalt muss gemacht werden, der Freundeskreis und die Hobbys sollen nicht zu kurz kommen. Wir hetzen von Termin zu Termin, es bleibt kaum mal Zeit zum Innehalten und Durchatmen.

Dabei gehören kleine Auszeiten eigentlich zum Grundbedürfnis von uns allen. Einfach mal nach dem Lustprinzip in den Tag hineinleben, für einmal nicht Mitarbeiterin, Mutter oder Mitmensch sein müssen – sondern ganz bei sich selber bleiben. Wie geht es mir? Was tut mir gut? Was brauche ich jetzt gerade am nötigsten?

Die Natur unterstützt die Achtsamkeit
Wünschenswert wäre natürlich, wenn wir jeden Tag solche Pausen der Achtsamkeit einlegen könnten. Doch das gelingt nicht immer, und so nutzen viele von uns die Freizeit oder die Ferien­tage, um mal herunterzufahren. Die richtige Umgebung kann diesen Prozess unterstützen. Wandern in den Bergen oder durch Wälder, am Wasser verweilen – die Vorlieben sind sehr individuell. Aber all diese Kraftorte haben eines gemeinsam: Es sind Plätzchen, an denen wir zur Ruhe kommen. Wo der Kopf am gleichen Ort ist wie der Körper. Und die Natur bildet ein gutes Tor, um in diesen Zustand hineinzufinden.

Wer achtsam ist, nimmt mit allen Sinnen wahr, was in ihm und rundherum gerade passiert. Man lenkt seine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, ohne zu urteilen oder zu werten. Wie riechen die Blumen? Welche Melodie zwitschern die Vögel? Wie fühlt sich der Tannenzapfen in meiner Hand an?

Das Bad Ramsach Quellhotel liegt mitten in der Hügellandschaft des Wisenbergs, umgeben von Wald und Wiesen. Sicher ein idealer Ort, um sich in Achtsamkeit zu üben. Doch was genau können Hoteliers und Hotelièren tun, um dieses Gefühl noch zu verstärken und zu unterstützen? Da gibt es so einiges.

Die innere Haltung ist entscheidend
Von der Architektur und den Materialien her betrachtet, fühlen wir uns in offenen, hellen und weiten Räumen mit Blick ins Grüne wohler als in dunklen, beengenden Zimmern. Die Architekturpsychologie beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Gebäuden auf das Wohlbefinden der Menschen. Der Geruch von Arvenholz verlangsamt den Herzschlag. Ein luftiges Ambiente mit kleinen Nischen bietet gute Rückzugsmöglichkeiten, schlichte Formen und Farben wie auch sanfte Lichtquellen unterstützen das Entspannen. Für viele Menschen ist ein Ort der Kraft auch ein Ort der Stille, der nicht durch unnötigen Lärm gestört wird.

Wer mit seinen Gästen achtsam umgehen möchte, sollte diese innere Haltung selber leben. Das ist, wie wenn ein Skilehrer das Skifahren rein durch die Theorie aus einem Buch lernt und weitergibt, anstatt den Sport selbst auszuüben. Es ist entscheidend, wie die Mitarbeitenden auf die Gäste zugehen, wie Freundlichkeit und Achtsamkeit im Betrieb gelebt werden, das sogenannte «Embodiment der Achtsamkeit». Das ist anspruchsvoll – gerade in einem Beruf, der stressig ist und viel abverlangt. Entsprechende Schulung des Personals über einen Achtsamkeitskurs kann helfen, hier ein paar gute Impulse zu geben.

Achtsamkeit ist nicht Wellness
Kleine Aufmerksamkeiten können zudem helfen, die Gäste in ihrem Erfahren von Achtsamkeit zu unterstützen. Sei es ein Barfussweg in der Umgebung, ein ruhiger Yoga- oder Meditationsraum – aber auch eine erzählte Geschichte zum Menü und die verwendeten Produkte oder kleine Erinnerungen im Zimmer mit Sprüchen wie: Wo bist du gerade mit deinen Gedanken? Wie geht es dir heute?

Oft wird Wellness mit Achtsamkeit verwechselt. Ein Dampfbad, eine Sauna oder ein Hot Pot helfen vielen Menschen beim Eintauchen in die Achtsamkeit. Sie wollen sich damit «etwas Gutes tun». Doch wenn ich anschliessend im Ruheraum meine E-Mails checke und mit Musik berieselt werde, bin ich mit meinen Gedanken bereits wieder anderswo. Achtsamkeit heisst, ich höre in mich hinein. Sie hat nicht zum Ziel, dass es mir nachher besser geht. Sondern dass ich mich mit mir und dem Hier und Jetzt beschäftige. Wertfrei.

Das ist gar nicht so einfach. Dazu eine kleine Übung, der sogenannte Body-Scan: Die Aufmerksamkeit wird bewusst auf den Körper gelenkt, ich wandere in Gedanken durch meinen Körper. Plötzlich merke ich, dass ich nicht mehr bei den Empfindungen im rechten Bein, sondern beim Planen des nächsten Meetings bin. Ich nehme die Abschweifung wahr und kehre, ohne mich dafür zu verurteilen, wieder zu den Empfindungen im rechten Bein zurück. Je öfter Achtsamkeit geübt wird, desto bewusster wird uns, wie unachtsam wir durchs Leben gehen.


Andere  Hotels zum Ausspannen

Im Oberengadin

[IMG 2] Energie schenkend, entspannend und entschleunigend: Das Parkhotel Margna in Sils liegt eingebettet zwischen zwei Bergseen. Das historische Gebäude, von Zuckerbäcker Johann Josty 1817 erbaut, strahlt eine spezielle Kraft aus. Hier schöpfen die Gäste Freude und Kraft aus Ruhe, Kulinarik und körperlicher Bewegung.

margna.ch


Im Tessin

[IMG 3] Zertifikat statt Floskel: Das Kurhaus Cademario hoch über dem Luganersee wurde von Claudio Andretta, Experte für Geomantie, zum «Ort der Kraft» ernannt. Seit 1914 kommen Gäste hierhin, um ihre Batterien aufzuladen und ihr Gleichgewicht wiederzufinden.

kurhauscademario.com


In der Steiermark

[IMG 4] Wellness, Yoga, Detox, Fasten, Naturerlebnisse – im G’sund & Natur Hotel Die Wasnerin in Bad Aussee, Österreich, wird es den Gästen leicht gemacht, sich zu entspannen. Denn hier nimmt man sich bewusst für alles Zeit, das im Alltag zu kurz kommt.

diewasnerin.at