«In kaum einer anderen Branche wird so direkt mit Menschen, Emotionen und Erinnerungen gearbeitet wie in der Hotellerie. Und das in einer Welt, die so stark digitalisiert ist», sagte Zukunftsforscher Lars Thomsen in seinem Auftaktreferat zum Bank WIR Panel mit dem Titel «Neu denken: So geht Hospitality-Erfolg von morgen». Schliesslich wollen Menschen in ihrem Leben andere Leute kennenlernen, sich selber finden und Emotionen spüren. Und so ist der Wertewandel einer der Megatrends, welche die Hotelleriebranche seiner Meinung nach in Zukunft prägen werden.

Storytelling als Schlüssel
«Wir kommen aus einer Welt, in der Statussymbole enorm wichtig waren. Die heutigen Generationen suchen aber immer stärker nach dem Sinn.» Deshalb sei zum Beispiel viel wichtiger, welche Geschichte hinter einem Hotel stecke und was es zu einem Zuhause mache als die Anzahl Sterne oder die Geschwindigkeit des WLANs.

«Die Rolle des Storytellings und der Community-Bindung wird meiner Meinung nach eine ganz wichtige neue Kategorie sein, wie sich die Menschen an einen Ort erinnern, ob sie wiederkehren, anderen davon erzählen oder ihn tatsächlich auf den sozialen Medien teilen.» Ein weiterer spannender Input von Thomsen: Warum den Betrieb nicht zu einer Art Social Hub machen und so einen Mittelpunkt im Ort schaffen, wo Gäste und Einheimische zusammenkommen?

Neuer Mittelpunkt im Dorf geschaffen
In der anschliessenden Podiumsdiskussion pflichtete Jan Schoch, Eigentümer des Appenzeller Huus in Gonten AI, Thomsen bei. Mit dem Appenzeller Huus hat er in dem 1300-Seelen-Dorf Gonten einen solchen Mittelpunkt geschaffen. Am Anfang stand das 423 Jahre alte Haus Bären, das nach dem Tod des Besitzers geschlossen wurde.

Für die Einheimischen ein Schock. Schoch sorgte für die Wiedereröffnung und baute das Projekt kontinuierlich aus. Heute besteht das Appenzeller Huus aus den zwei Hotels Huus Löwen und Huus Bären. Im Herbst 2025 kommt das 5-Sterne-Superior-Hotel Huus Quell hinzu.

Für die Finanzierung arbeitete Schoch mit der Bank WIR zusammen. «Natürlich müssen aus Bankensicht die Zahlen stimmen. Aber die Soft Facts spielen eben auch eine Rolle. Ich muss den Gastgeber spüren und das Gefühl haben, dass er versteht, was er macht», sagte Roman Hassler, Leiter Fachstelle Hotellerie & Gastronomie bei der Bank WIR.

Am Bank WIR Panel «Hospitality-Erfolg von morgen» nahmen diese Experten teil: Lars Thomsen, Zukunftsforscher und Top-Speaker, Roman Hassler, Leiter Fachstelle Hotellerie & Gastronomie Bank WIR, und Jan Schoch, Unternehmer und Eigentümer Appenzeller Huus, Gonten. Das Gespräch führte Volker Strohm, Leiter Corporate Communication Bank WIR.

Markus Fässler