Das gerade wiedereröffnete Valbella Resort Lenzerheide hat aufwändig saniert – unter anderem die Heizung. Vorher wurde mit Öl und Erdsonde geheizt. Neu ist eine Luftwärmepumpe hinzugekommen, welche die Aussenluft als Wärmequelle nutzt. Damit kombiniert das Resort zwei Arten von Wärmepumpen: eine «Winter»- und eine «Sommer»-Pumpe. Die Erdsonde, die eine Quellentemperatur von rund zwei Grad liefert, wird im Winter benötigt, wenn draussen die Temperatur weit unter null sinkt. Von Frühling bis Herbst eignet sich die Aussenluft besser als Wärmequelle: Ab drei Grad steht die Luftwärmepumpe im Einsatz.

Auch in den Zimmern ist neue Technik installiert: eine Fussbodenheizung sowie eine Bedarfslüftung. Diese saugt von aussen frische Luft an, erwärmt sie mit der warmen Abluft und befördert sie dann direkt in die Räume.

Gastgeber Thomas Vogt sieht sich mit dem neuen Energiekonzept gut aufgestellt. Weil die Sommer immer wärmer werden, erwartet er gute Erträge bei der Luftwärmepumpe. «Dann kommen wir in der warmen Jahreszeit schon ohne Heizöl aus.» Im Winter wird aber teilweise noch mit Öl geheizt. Aus energietechnischen Gründen hätte es keinen Sinn ergeben, die Ölheizung jetzt schon rauszuwerfen. «Wir werden sie erst ersetzen, wenn die Gemeinde eine Holzschnitzelheizung anbietet.» Eine grössere Anlage ist geplant. Jedoch will Vogt den Wärmebedarf schon vor dem Wechsel zu Holzschnitzeln weiter reduzieren, «denn auch Holz gibt es nicht unendlich».

Heizölverbauch wurde um 65 Prozent gesenkt

Zum Umbau gehörte auch, Fotovoltaik auf Dächern und Balkonen zu installieren sowie eine energetische Sanierung der Gebäudehülle. Das Dach ist komplett neu isoliert, Türen und Fenster wurden ersetzt. Vogt hält die Sanierung für wichtig, weil sie den Heizbedarf massiv senkt. Die Massnahmen führen dazu, dass der Heizölverbrauch pro Jahr in Zukunft um rund 65 Prozent niedriger liegen dürfte. Insgesamt ergäben Wärmepumpen und energetische Sanierung eine «super Kombination», so Vogt.

Jedoch müsste die finanzielle Unterstützung eindeutig höher sein, damit Hotels mehr Anreize bekämen, auf regenerative Wärme umzusteigen. Zudem seien weniger Restriktionen notwendig. Etwa bei den Erdsonden, die in Gewässerschutzzonen nicht erlaubt sind. «Allgemein gibt es eine heftige Bürokratie mit grossen Bewilligungsverfahren. Da sind viele Vorschriften zu bewältigen, was die Ausführung von Projekten erschwert.»

Das Abwasser heizt die Hotelzimmer

Und die steigenden Öl- und Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs, spielen die eine Rolle bei der Abkehr von fossilen Energien? Nein, sagt Christian Klein, Co-CEO der Tschuggen Collection: «Das Thema hat sich in der Hotelbranche schon vorher akzentuiert.» Entscheidend war dabei der Klimaschutz. Hotels, die sich erst jetzt für regenerative Quellen entschieden, seien spät, findet Klein. Sie müssten bei Wärmepumpen oder Erdsonden mit langen Lieferfristen rechnen, «denn die Hersteller und Handwerker haben die Bücher momentan komplett voll». Hinzu kommen Finanzierungsfragen: «Es ist eine kapitalintensive Angelegenheit, grosse Liegenschaften umzurüsten.»

Hotels, die sich erst jetzt für regenerative Quellen entscheiden, sind spät dran.

Dass es sich lohnt, zeigt sich im Valsana Hotel in Arosa, bei dem laut Klein eine «Pionierleistung» gelang. 2017 wurde das alte Gebäude abgerissen und ein Neubau hingestellt, der die benötigte Wärme fast vollständig selbst erzeugt und selbst im Winter ohne Öl und Gas auskommt. Zentraler Bestandteil des Energiekonzepts: die Rückgewinnung von Abwärme – unter anderem aus dem Abwasser von Duschen, Wäscherei, Küche und Spa-Bereich. Bevor das 15 bis 22 Grad warme Wasser in die Kanalisation fliesst, wird ihm Wärmeenergie entzogen. Hinzu kommt der Supermarkt im Erdgeschoss, dessen Kühlmaschinen grosse Mengen Abwärme produzieren. Beides, Abwärme von Brauchwasser und von Kühlmaschinen, steht zum Heizen und für Warmwasser bereit. Als eine Art Batterie dient ein Eisspeicher, der Wärme aufnehmen und auf Kommando wieder abgeben kann.

Die Wärmerückgewinnung bildet das Rückgrat der Wärmeversorgung. Und dann ist da noch eine Wärmepumpe, die von einer 130 Meter tiefen Erdsonde mit Erdwärme gespeist wird. «Gerade im Winter, wenn der Wärmebedarf hoch ist, ergänzt die Erdsonde die Wärmerückgewinnung ideal», so Klein. Es gibt auch noch einen alten Ölkessel im Haus – nur für den Notfall. [RELATED]

Es lohnt sich ökologisch und ökonomisch

Fünf Winter hat das System hinter sich. Es ist laut Klein hocheffizient und gut zu steuern. Der CO₂-Fussabdruck bewegt sich weit unter dem 5-Sterne-Schnitt, und auch ökonomisch gibt es nur Vorteile. Der Heizölverbrauch tendiert gegen null; nur die Stromkosten sind durch den Wärmepumpenbetrieb etwas angestiegen. «Was aber in keinem Verhältnis zu den früheren Ölkosten steht», wie Klein betont.

Auch die anderen Häuser der Hotelgruppe bewegen sich längst weg von fossilen Heizenergien. Das Tschuggen Grand Hotel zum Beispiel verfügt seit 2020 über eine Wärmerückgewinnung bei der Lüftung. Jedoch fehlt hier ein Supermarkt, der grosse Abwärme erzeugt. Der Umstieg auf klimafreundliches Heizen ist daher nur schrittweise möglich.

Welches Heizsystem ist das beste?

Blockheizkraftwerk (BHKW): Es erzeugt beides, Strom und Wärme. Laut Urs-Peter Menti, Co-Leiter des Instituts für Gebäudetechnik und Energie an der Hochschule Luzern, eignet es sich aber erst bei grösseren Anlagen – und wenn Wärme- und Strombedarf in etwa ausgeglichen sind. Dominiert entweder der Strom- oder der Wärmebedarf, ist ein BHKW selten wirtschaftlich. Hotels sollten zudem auf den saisonalen Verlauf für Strom und Wärme achten.

Solarwärme: Brauchen Hotels grosse Warmwassermengen, etwa für einen Spa-Bereich, sollten sie laut Menti thermische Solarkollektoren prüfen.

Fernwärmeanschluss: Für Menti eine sinnvolle und sichere Alternative, sofern die Fernwärme mit erneuerbaren Energien erzeugt wird.

Holzheizung: Holz sorgt für hohe Versorgungssicherheit, aber die Lagerung braucht Platz. Auch Feinstaub kann ein Problem sein. Der Aufwand für den Unterhalt einer Holzheizung ist laut Menti meist grösser als bei einer Wärmepumpe. Wenn allerdings der Warmwasserbedarf dominiert, z. B. wegen eines grossen Pools, dann kommen die Vorteile der Holzheizung gegenüber der Wärmepumpe stärker zum Tragen.

Tipp: Menti empfiehlt den Heizkostenrechner von «erneuerbar heizen». «Solche Rechner ermöglichen eine erste einfache Abschätzung, welches Heizsystem am besten sein könnte.»
erneuerbarheizen.ch

Andreas Lorenz-Meyer