Ich finde, Tourismus muss beides tun: sich dem Klimawandel anpassen und gleichzeitig Emissionen reduzieren. Mit nur einer Strategie schaffen wir die Klimawende nämlich nicht. Kunstschnee ist für viele Skigebiete ein Rettungsanker, doch wegen des hohen Energieaufwands und der immer wärmeren Winter langfristig problematisch. Noch fragwürdiger finde ich die Verlagerung von Skipisten in höhere Lagen – ein massiver Eingriff in die Natur.

Steckbrief

Zur Person: Sara Obrist, 22, Ostermundigen
Ausbildung: Bachelor in Volkswirtschaftslehre an der Universität Bern
Abschluss: 2025
Lieblingsserie: «Winter Palace»

Sinnvoller wäre es, klassische Winterdestinationen für Ganzjahresangebote fit zu machen. Portes du Soleil zeigt beispielsweise, wie Bike-Trails den Tourismus in den schneefreien Monaten ankurbeln. Die Abhängigkeit vom Schnee nimmt ab und sorgt für eine stabilere Ganzjahresauslastung in der Ferienregion.

Mit Fotovoltaik und kostenlosen ÖV-Tickets Emissionen senken
Bei den erneuerbaren Energien können Destinationen besonders punkten. Hoteldächer und Bergbahninfrastruktur könnten noch konsequenter für Fotovoltaikanlagen genutzt werden, da ihr Wirkungsgrad in den Bergen höher ist als im Flachland.

Ein Thema, das mich besonders beschäftigt, ist die nachhaltige Mobilität. Destinationen wie das Lavaux oder das Tessin machen es vor: Kostenlose ÖV-Tickets für Gäste animieren zum Umstieg auf CO₂-freundliche Transportmittel.

Überschätztes Label
Das Swissstainable-Label auf Stufe 1 finde ich allerdings etwas überschätzt, da es ein falsches Bild vermittelt. Destinationen und Unternehmen auf dieser Stufe müssen nämlich noch keine Massnahmen ergreifen, die eine effektive Wirkung haben. Meine erste Erfahrung im Tourismus sammelte ich in einem Bed and Breakfast im Lavaux. Ich habe Gäste empfangen, mich um den Garten gekümmert und die Zimmer vorbereitet.

Diese Arbeit hat mir gezeigt, wie wichtig Tourismus für das Image der Schweiz ist – und wie sehr er auch mein eigenes Reiseverhalten beeinflusst. Ich werde mich weiter mit Nachhaltigkeit im Tourismus beschäftigen. Es gibt viele spannende Ansätze, aber sie müssen konsequent umgesetzt werden. Der Tourismus wird sich verändern müssen – die Frage ist, ob wir jetzt handeln oder warten, bis wir keine andere Wahl mehr haben

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern.