«Wir müssen die Wirkung der ergriffenen Massnahmen täglich prüfen», sagte Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern. Heute sei noch nicht der Zeitpunkt für weitere Massnahmen. Es komme aber darauf an, was sich in der Realität entwickle. 

Er hoffe nicht, dass sehr strenge Massnahmen nötig sein werden. «Wir müssen auch leben», sagte Berset. Die Bevölkerung habe zudem im März gezeigt, dass sie durch eine schwierigen Situation mit viel Eigenverantwortung gehen könne. Für Berset sind die erste und die zweite Welle «wirklich nicht vergleichbar». Die Ausgangslage sei anders, es sei mehr bekannt und die Saison sei eine andere. 

Bundesrat will immer mehrere Optionen für nächste Schritte haben
Der Bundesrat will bei seinem Handeln in der Corona-Pandemie flexibel bleiben und sich immer mehrere Alternativen und Optionen offen halten. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass es plötzlich nur noch eine ultimative Handlungsoption gebe, sagte Gesundheitsminister Alain Berset.

Der Bundesrat habe am Mittwoch weitere Massnahmen diskutiert für nächste Woche, falls die am Sonntag getroffenen Massnahmen nicht wie gewünscht wirken sollten. «Wenn sich die Situation in den nächsten zwei, drei Tagen nicht brutal verschlechtert, werden wir erneute Schliessungen mit anderen Massnahmen verhindern», sagte Berset.

Am kommenden Mittwoch wolle der Bundesrat über die weiteren Massnahmen entscheiden. Viel schneller könnten neue Massnahmen ohnehin nicht eingeführt werden, sagte Berset. «Jede Massnahme, die wir treffen wollen, müssen wir wegen der besonderen Lage in die Vernehmlassung geben», so Berset.

Seit Monaten im Krisenmodus
Ausgeschlossen seien zwei Dinge: Für viele Monate einfach alles zu schliessen und zu schauen, was passiere – und nichts zu tun und zu schauen, was passiere. Dazwischen sei alles möglich für eine optimale Lösung und müsse flexibel gehandhabt werde. «Wir versuchen, so wenig Schaden wie möglich zu machen, sowohl für die Gesundheit wie auch für die Wirtschaft», erklärte der Gesundheitsminister.

In einer Pandemie und in Zeiten einer Krise – «wir sind seit Monaten in der Krise» – da müsse man ständig beobachten und flexibel handeln. Die Situation sei so unbekannt und verändere sich unerwartet – Automatismen wie etwa eine Limite an Hospitalisationen für neue Massnahmen – könne es keine geben.[RELATED]

Anpassungsfähigkeiten seien bei allen gefordert, etwa auch bei den Schulen, sagte Berset. Die Schutzkonzepte funktionierten zwar gut. Gegenüber dem Inkrafttreten im August seien aber jetzt wohl Anpassungen nötig. Er könne sich vorstellen, dass die Frage, wie die Schulen die Situation handhaben wollte, wieder stärker aufkomme.

Berset verteidigte erneut die Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen. Dies bedeute nicht, dass sich der Bundesrat hinter den Kantonen verstecke und jede Ebene machen könne, was sie wolle. Föderalismus bedeute eine Zusammenarbeit, bei der alle Kantone das eigene Gebiet überwachen könnten. Die Kantone machten weiterhin einen sehr wichtigen Job, etwa in den Spitälern und beim Contact-Tracing. (sda)