Die Gemeinde Prangins mitten im stark prosperierenden Raum zwischen Lausanne und Genf vertritt seit rund 15 Jahren die Haltung, dass eine gelungene Siedlungsentwicklung nicht die Erfüllung von Mengenvorgaben bedeutet, sondern eine fundierte Auseinandersetzung mit den vorhandenen Qualitäten des Ortes verlangt und gezielte Strategien erfordert.

Im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) ist Prangins als Ortsbild von nationaler Bedeutung aufgeführt. Als besonders schützenswert gilt nicht nur das Schloss aus dem frühen 18. Jahrhundert – heute der Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums –, sondern ebenso der historische Ortskern mit den umliegenden Parkanlagen und Freiräumen.

[IMG 2-3]Die Waadtländer Gemeinde hat sich entschieden, ihre Siedlungsentwicklung auf diesen historisch gewachsenen Werten aufzubauen, diese zu stärken und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, das erwartete Bevölkerungswachstum um rund 30 Prozent bis in die Jahre 2030/40 mit einer hohen Siedlungsqualität zu verbinden. Dabei verfolgt die Nachbargemeinde der prosperierenden Kleinstadt Nyon eine aktive Investitionspolitik. Für diese aussergewöhnlichen Leistungen würdigt der Schweizer Heimatschutz die Gemeinde Prangins mit dem mit 20'000 Franken dotierten diesjährigen Wakkerpreis.

Pflege und Aufwertung bilden die Leitlinien der künftigen Entwicklung
Als Teil des Ballungsraums «Grand Genève» schaffe es Prangins laut Mitteilung auf landschaftliche und baukuturelle Werte aufzubauen und diese gleichzeitig zu stärken. So sei es der Gemeinde gelungen, Sichtachsen wie diejenige zwischen Schloss und See freizuhalten, Naherholungsgebiete wie das «Vallon des Fossés» zu aktivieren und wertvolles Kulturland für die Landwirtschaft zu erhalten.

Ebenso gelinge es der Gemeinde durch die Belebung des historischen Dorfkerns die Identität und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.  Im Gemeindehaus – dem ehemaligen Bauernhof des Schlosses – sind unter einem Dach die Verwaltung, der Polizeiposten, ein kleines Lebensmittelgeschäft und eine Krippe vereint. Gegenüber befindet sich im ehemaligen Ofengebäude heute eine Bäckerei.

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Die «Auberge communale» wurde umfassend renoviert und als Restaurant und Hotel mitten im Dorf reaktiviert. Auch erfolgte die Anlage eines neuen Dorfplatzes, die «Place de la Broderie». Daran angrenzend entstanden 16 Genossenschaftswohnungen in einer denkmalgeschützten Häuserzeile. Mit der geplanten Neugestaltung des Dorfplatzes findet die Aufwertung des Ortskerns seinen vorläufigen Abschluss.

Als weiteres Argument für die diesjährige Auszeichnung nennt der Schweizer Heimatschutz die klaren Strategien und Haltungen auf Gemeindeebene, welche eine qualitative und ortsspezifische Entwicklung überhaupt möglich machen. Das breit abgestützte Vorgehen erlaube es, den von aussen auferlegten Wachstumsvorgaben proaktiv zu begegnen, heisst es in der Mitteilung weiter. Durch öffentliche Wettbewerbsverfahren werde in Prangins in eine qualitätsvolle Zukunft investiert. Dank diesem Vorgehen entstand etwa der geglückte Neubau der Schulanlage «Des Morettes».

Der Wakkerpreis vergibt der Schweizer Heimatschutz bereits seit 1972. Jährlich werden politische Gemeinden ausgezeichnet, die bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung besondere Leistungen vorzeigen können. (htr/npa)