Vor vier Wochen habe ich an dieser Stelle die stillose Entlassung von Bern-Welcome-CEO Martin Bachofner kommentiert, die so lange totgeschwiegen worden war, bis sich der Geschasste selbst an die Öffentlichkeit wandte. Seitdem wird über die Gründe gerätselt. Der Verwaltungsrat hat sich zu Wort gemeldet, ist sich keinerlei Fehler bewusst und lässt durchblicken, eine Einigung mit Bachofner sei an dessen finanziellen Forderungen gescheitert, was jener vehement bestreitet. Juristenfutter.

Das alles ist schlecht für die junge, sich noch im Aufbau befindende Marketingorganisation. Zumal die Fragen zur Governance weiterhin unbeantwortet sind. Problematisch ist vor allem die Rolle des in der Berner Politszene gut vernetzten Juristen Marcel Brülhart, der als Projektentwickler, VR-Präsident, Delegierter des Verwaltungsrats und zeitweiliger CEO ad interim mit vielen Hüten jongliert. Das geht dann beispielsweise so: In Abwesenheit des nach schwerer Operation krankgeschriebenen Martin Bachofner entschied Brülhart, die Fernmärkte künftig von Bern aus zu promoten und die Zusammenarbeit mit der nationalen Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus zu kappen. Obwohl die von diesem Entscheid besonders betroffene Berner Hotellerie selbst zur Trägerschaft gehört und im VR vertreten ist, wurde sie vorab nicht einmal konsultiert.

Nun kann man werweissen, weshalb man in der Bundeshauptstadt bei den Fernmärkten auf die Bremse tritt. Spielen auch politische Überlegungen mit? Insbesondere die asiatischen Gruppenreisenden sind in der Berner City und bei Teilen des politischen Parteispektrums nicht ausgesprochen beliebt.

Ein aus Interessenvertretern zusammengesetzter und verpolitisierter Verwaltungsrat: Mit diesen Realitäten schlagen sich hierzulande etliche Tourismusmanager herum. Deshalb sind auch viele Branchenprofis frustriert. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit nicht unterstützt, sondern behindert. Will man in Bern den Tourismus tatsächlich fördern, kann das nur heissen, jetzt die Strukturen bei Bern Welcome zu verbessern und neue Kräfte in den VR zu schicken, die fachlich, sozial und kommunikativ kompetent sind. Es wäre ein ermutigendes Zeichen seitens der Politik, für einmal nicht zuerst an die Politik zu denken.