Die BLS Schifffahrt ist mit ihrer Forderung nach einem konstant hohen Pegel des Thunersees aufgelaufen. In der öffentlichen Mitwirkung erwuchs dem Vorhaben Widerstand. Nun fasst die BLS einen Plan B ins Auge.

Gespräche mit Bund, Kanton Bern, Gemeinden und Landschaftsschutz seien angelaufen, sagte Claude Merlach, Leiter BLS Schifffahrt, am Mittwoch vor den Medien in der Thuner BLS-Schiffswerft.

Mit dem Plan B versucht die BLS immerhin zu erreichen, dass die periodischen Seeabsenkungen für Bau- und Unterhaltsarbeiten im Uferbereich nicht mehr alle vier Jahre auf Gesuch hin stattfinden, sondern nur noch alle fünf oder sechs Jahre.

Die BLS hätte gerne einen konstant hohen Pegel des Thunersees, um die Winterschifffahrt sicherzustellen. Denn nur bei konstant hohem Pegel können die grossen Schiffe in den Kanälen und bei der Werft in Thun navigieren.

Diesem Wunsch stehen nicht minder wichtige Interessen gegenüber, etwa jene der öffentlichen Hand, die für den Unterhalt von Strassen und Brücken am Ufer verantwortlich ist und die Bauwerke regelmässig kontrollieren muss. Auch die Natur ist auf Schwankungen im Pegelstand angewiesen. Davon profitieren Fauna und Flora. Und schliesslich möchten auch private Grundeigentümer Bauarbeiten durchführen können.

Im öffentlichen Mitwirkungsverfahren stiess die Forderung nach einem konstant hohen Seepegel für die Schifffahrt auf Widerstand von vielen Seiten. Die Chancen, dass das Gesuch bewilligt worden wäre, erachtet Merlach als sehr gering. Und wenn doch, wäre es mit sehr vielen Auflagen verbunden worden.

Die BLS will nach eigenen Angaben in enger Abstimmung mit dem Kanton Bern über das weitere Vorgehen entscheiden.

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Fahrgäste wie seit Jahren nicht mehr
Die BLS gab im Weiteren bekannt, dass in diesem Jahr bisher insgesamt 1,09 Mio. Fahrgäste auf den BLS-Schiffen unterwegs waren
– so viele wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr.

Auf dem Thunersee resultierte bei den Fahrgästen ein Plus von 10 Prozent, auf dem Brienzersee waren es gar 18 Prozent. Der Brienzersee geniesst mit seinem grünen Wasser und den lauschigen Giessbachfällen vor allem bei Gästen aus dem arabischen Raum grosse Beliebtheit.

Die guten Zahlen hat die BLS aber auch dem ausserordentlich schönen Sommer zu verdanken und vermehrten Kooperationen und Marketingmassnahmen zum Beispiel mit dem Hotel Giessbach oder den Jungfraubahnen.

Beim Geschäft mit Touranbietern habe die BLS einen gewissen Rückstand aufzuholen, bilanzierte Merlach. Doch das Geschäft mit Touranbietern ist hart und preissensibel. Namentlich chinesische Anbieter sind berüchtigt für ihre Preispolitik.

Hier gelte es eben abzuwägen und ein Gleichgewicht zu finden, betonte Merlach. Zwar sei das Geschäft mit Touranbietern, namentlich aus China, in der Tat sehr preissensibel, «um es immerhin noch etwas positiv zu formulieren», sagte Merlach.

Doch gerade in der stark von der Witterung beeinflussten Personenschifffahrt brächten die Touranbieter auch bei schlechtem Wetter regelmässig Gäste auf die Schiffe, anders als etwa Tagestouristen, die nur bei schönem Wetter kommen.

Im Winter wird die BLS wieder mit einigen regulären Kursschiffen, Sonder- und Adventsfahrten sowie einem Restaurantschiff an der Ländte Interlaken Ost aufwarten. In die neue Sommersaison startet das Unternehmen am 6. April 2019.

Hochbetrieb in der Werft
Während des Winters herrscht Hochbetrieb in der neuen Werft in Thun. Im Januar wird erstmals das Dampfschiff «Blüemlisalp» in die Werft einlaufen. Es braucht unter anderem eine neue Wasseraufbereitungsanlage.

Auch die Motorschiffe «Bubenberg», «Beatus» und «Brienz» werden unterhalten. In Leissigen wird eine neue Ländte gebaut, die ab Sommer 2019 täglich angefahren wird. Ausserdem wird in Thun ein neues, elektronisches Fahrgastinformationssystem installiert.

Aktuell in der Werft steht nicht ein grosses Motor- oder Dampfschiff, sondern das kleine «Spiezerli», aus dem wieder ein Dampfschiff gemacht werden soll. Doch das Projekt könnte etwas ins Stocken geraten, wie Merlach am Mittwoch sagte.

Zum einen gibt es bei der Dampfmaschine Lieferverzögerungen und zum anderen wurde ein Gesuch beim Lotteriefonds für einen Beitrag abgelehnt. Das heisst, dass für das Projekt weiterhin Geld gesammelt werden muss. Merlach rechnet grob, dass das «Spiezerli» rund ein Jahr später als geplant in See stechen wird. (sda)