Employer Branding lebt nicht von Kampagnen, sondern davon, wie wir unseren Alltag gestalten. Viele Unternehmen denken bei Employer Branding an fancy Karriereseiten, Hochglanzvideos und Benefits. Was aber zählt, ist das, was Mitarbeitende und Bewerbende tatsächlich erleben. Kultur ist nicht das, was wir sagen. Sie ist das, was wir tun, zulassen, fördern oder ignorieren.

Es sind die kleinen Momente, die grosse Wirkung erzielen. Etwa als wir einem Bewerber absagen mussten. Keine angenehme Aufgabe. Aber auch hier zählt die richtige Haltung. Ich habe mich für eine wertschätzende Rückmeldung entschieden – mit persönlichem Dank und einem Gutschein. Daraufhin hat uns dieser Bewerber öffentlich gelobt: in einem Social-Media-Post, der mehr über uns sagte als jede Recruiting-Kampagne. Wertschätzung wirkt selbst dann, wenn keine Zusammenarbeit entsteht. Manchmal sind es nicht die grossen Momente, die unsere Marke formen – sondern die Art, wie wir mit Menschen umgehen, wenn sie nichts mehr von uns erwarten.

Wer Employer Branding ernst nimmt, beginnt mit der Haltung – nicht mit dem Budget. Menschen erinnern sich nicht an «Vision Statements», sondern an den Moment, in dem sie spürten: Ich werde gesehen, gehört und wertgeschätzt.

Wer Employer Branding ernst nimmt, beginnt mit der Haltung – nicht mit dem Budget.

Wir erleben das auch mit Mitarbeitenden, die nach Jahren zurückkehren. Sie entscheiden sich bewusst, zurückzukommen – nicht wegen der Rahmenbedingungen allein, sondern wegen des Erlebens. Für mich ist das eines der stärksten Signale für ein funktionierendes Employer Branding: wenn ehemalige Teammitglieder wieder Teil der Kultur sein möchten.

Ob im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen, im Umgang mit Fehlern oder beim Onboarding neuer Mitarbeitender – wir haben viele Möglichkeiten, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Auch im Pausenraum. Dort, wo Gespräche entstehen, Menschen sich begegnen, Beziehung gepflegt wird. Der Pausenraum steht sinnbildlich für Austausch auf Augenhöhe. Für kurze Momente echter Verbindung. Für Kultur, die nicht geplant ist, sondern passiert.

Am Ende erinnern sich Menschen an die kleinen Gesten: an das Zuhören, ein respektvolles Gespräch, eine Absage mit Würde, einen Moment ehrlicher Aufmerksamkeit – das alles bleibt. Kultur ist nicht, was wir sagen, sondern was wir tun, vorleben, dulden oder fördern.

Zur Person
Nathalie Hauenstein ist Mitinhaberin und Geschäftsleitungsmitglied der Hauenstein Gruppe, die mit über 600 Mitarbeitenden an acht Standorten in der Region Thunersee tätig ist. Neben ihrer Tätigkeit als Unternehmerin ist sie betriebliche Mentorin und Coach. Sie engagiert sich für eine moderne Führungs­kultur, die Tradition und Innovation verbindet.