Demnach steigt das Infektionsrisiko besonders bei geschlossenem Fenster, langen Fahrten und voll besetzen Gondeln, wie die Empa am Montag mitteilte.

Die Empa-Forschenden um Ivan Lunati massen mithilfe von mobilen Sensoren den Luftaustausch in verschiedenen Seilbahnkabinen der Titlis-Bergbahnen. Dabei nahmen sie drei verschieden grosse Gondeln ins Visier: eine kleine für maximal acht Skifahrerinnen und Skifahrer mit fünf Kubikmetern, eine mittlere mit vierzig sowie eine grössere mit fünfzig Kubikmetern für jeweils etwa achtzig Passagiere.

Resultat: Waren die Fenster der Gondel geöffnet, wurde die Luft in der kleinsten 138-mal pro Stunde ausgetauscht, in der mittleren 180-mal und in der grössten nur 42-mal, wie die Empa schrieb. Die schlechte Durchlüftung in der grösseren Gondel ergibt sich gemäss Lunati dadurch, dass diese aufklappbare Fenster am Dach besitzt und keine auf der Seite. «Dort herrschen kompliziertere Strömungsverhältnisse, die weniger effizient sind», so der Forscher.

Als Vergleich ziehen die Forschenden ein Zugwaggon und Zweierbüros heran. Demnach belaufen sich die Anzahl Luftwechsel in diesen Räumen auf 14 Mal respektive einmal pro Stunde. Allerdings zeigte sich, dass geschlossene Schiebefenster auch in den Gondeln den Luftaustausch stark verringerten.

Viel tieferes Ansteckungsrisiko als im Büro
Um die Risiken für Aerosole- und Tröpfchen-Infektionen zu berechnen, nutzen sie ein Modell, in das sie unter anderem ein Rechenmodell für den Viren-Ausstoss sowie die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung einfliessen liessen.

So ergibt sich während einer zwölfminütigen Fahrt in der kleinen, belüfteten Gondel ein um den Faktor 100 geringeres Infektionsrisiko als während einem Acht-Stunden-Arbeitstag in einem Zweier-Büro. Ebenso liegt das Risiko etwa tausend Mal tiefer als bei einem Abendessen mit acht Personen in einem Raum mit geschlossenen Fenstern.

Seien die Fenster in der Gondel jedoch geschlossen, ergebe sich auch hier ein um den Faktor zehn höheres Ansteckungsrisiko pro Fahrt, so Lunati gegenüber Keystone-SDA. Allerdings sinkt das Risiko wiederum, wenn weniger Personen in der Gondel sitzen.

Für die drei verschiedenen Gondeln habe sich in etwa ein ähnliches Ansteckungsrisiko pro Fahrt gezeigt. Der Grund: Die grösseren Seilbahnkabinen sind deutlich weniger lange unterwegs sind als die kleineren.

Berechnung für «maskenfreien» Fall
Die Forschenden berechneten das Infektionsrisiko für den Fall, dass die Menschen keine Masken tragen. Wenn diese allerdings richtig getragen werden, schützen sie vor allem vor der grösseren Tröpfen-Übertragung wie beim Sprechen sehr gut, sagte Lunati.

Schlussendlich zeigen die Forschungsresultate jedoch, dass Lüften, kurze Aufenthaltsdauer in der Kabine sowie wenig Personen in der Gondel das Infektionsrisiko mindern. (sda/npa)