Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 heben die beiden Verbünde TNW und RVL die Landesgrenzen im öffentlichen Nahverkehr auf. Somit sind U-Abos des TNW und die Zeitkarten des RVL neu sowohl in der Schweiz als auch in der deutschen Nachbarschaft gültig. Dies gaben die Verantwortlichen des TNW und des RVL am Donnerstag vor den Medien bekannt.

Konkret gilt das U-Abo künftig auch in den deutschen Städten Weil am Rhein, Lörrach und Rheinfelden sowie in den Gemeinden Grenzach-Wyhlen, Binzen und Eimeldingen im Landkreis Lörrach (RVL-Zonen 1, 2 und 3). Im Gegenzug sind alle Jahresabos des RVL in Basel-Stadt und in den angrenzenden Gemeinden (TNW-Zone 10) sowie in Rheinfelden AG (Zone 40) gültig. Zudem können Fahrgäste mit der RVL-Monatskarte neu bis zum Basler Claraplatz (Tram 6 und 8 sowohl Bus 38 und 55) sowie nach Rheinfelden (Bus 7312) fahren.

U-Abo bleibt gleich teuer
Mit dem Angebot wollen die beiden Verbünde das grenzüberschreitende Reisen vereinfachen. Dies entspreche dem Kundenbedürfnis, sagte TNW-Präsident Ralph Lewin.

Momentan ist das Schweizer U-Abo bereits auf der Tramlinie 8 bis nach Weil am Rhein gültig. Wer aber mit dem U-Abo zum Beispiel mit dem Zug nach Lörrach fahren möchten, braucht ein Zusatzticket. Umgekehrt müssen Abonnentinnen und Abonnenten mit RVL-Jahreskarten für ihre Fahrt nach Basel ab Landesgrenze ebenfalls ein Zusatzbillett lösen.

Der Preis für das Schweizer U-Abo bleibt trotz Ausdehnung in die RVL-Zonen gleich. Ein U-Abo kostet für im TNW wohnhafte Erwachsene 800 Franken pro Jahr, ein Monats-Abo 80 Franken. Beim RVL geht man von einem Preisaufschlag von durchschnittlich 1 Euro pro Zeitkarte aus.

Ausweitung nach Frankreich denkbar
Das neue Angebot soll zudem ein Anreiz für autofahrende Pendler schaffen, auf den ÖV umzusteigen, sagte Landrätin Marion Dammann, Aufsichtsratsvorsitzende RVL. Die beiden Verkehrsverbünde möchten während eines zweijährigen Probebetriebs erste Erfahrungen mit dem Angebot sammeln.
Gleichzeitig soll in dieser Zeit geprüft werden, ob die Kooperation nach Frankreich ausgedehnt werden kann. Dies sei jedoch kompliziert, weil in Frankreich kein Verbund bestehe, sagte TNW-Geschäftsführer Adrian Brodbeck.

Darüber hinaus würden in Frankreich für den Bus und die Bahn unterschiedliche Angebote und Tarife gelten. Gespräche mit Saint Louis Agglomération seien aber bereits aufgenommen worden. Man sei zuversichtlich, eine Lösung zu finden, zumal das U-Abo bereits heute auf der Tramlinie 3 bis nach Saint-Louis Gültigkeit habe. Auch möchte man prüfen, inwiefern das GA der SBB im RVL-Gebiet gültig werden könnte. Dies brauche jedoch Zeit, sagte Brodbeck.

RVL erwartet mehr Abos
Mit wie vielen zusätzlichen Fahrgästen die Verbünde rechnen, ist offen. Pro Tag zählt der TNW rund 170'000 Kundinnen und Kunden mit einem U-Abo. Auf das Jahr gerechnet seien bis zu 240'000 Personen mit einem U-Abo unterwegs, sagte Brodbeck.

Der RVL zählt laut Geschäftsführer Frank Bärnighausen rund 10'000 Jahresabo-Besitzende. Zudem seien pro Monat rund 10'000 Schülerinnen und Schüler sowie 10'000 Erwachsene mit einer Monats- und Gelegenheitskarte unterwegs. Beim RVL geht man davon aus, dass mit dem neuen Angebot der Absatz der Abos allgemein erhöht werden kann.

Ein finanzieller Ausgleich zwischen den beiden Ländern zur Finanzierung dieses neuen Angebots ist nicht vorgesehen. Jeder Verbund soll allfällige Mehrkosten selber tragen. (sda)