Seit jeher prägen Archetypen das Verhalten von Reisenden. Der Psychologe Carl Gustav Jung beschrieb sie als universelle Muster, die unser Handeln beeinflussen. Für Hotels bedeutsam: Wer erkennt, welchen Archetyp ein Gast verkörpert, versteht dessen Bedürfnisse besser, sagt Valentina Clergue, EHL, PhD in Konsumverhalten.

Zehn Reisetypen im Überblick

1. Der Kulturmensch
Sucht authentische Begegnungen, regionale Küche und geschichtsträchtige Orte. Laut Skift «European Travel Insights 2025» zählen rund 38 Prozent der Reisenden zu diesem Typus.

2. Der Abenteurer
Erlebt gerne Neues – ob Wüste oder Bergwelt. Laut Skift umfasst dieses Segment rund 32 Prozent. Viele suchen Natur und Abstand zum Massentourismus. Auch der Explorertyp fällt darunter, mit Fokus auf Perspektivenwechsel und kalkulierte Risiken.

3. Der Luxusreisende
Erwartet Komfort, Exklusivität und persönliche Betreuung. Laut Skift gehört rund 17 Prozent der globalen Reisenden zu dieser Gruppe. Oft wird Luxus mit Ruhe und Nachhaltigkeit verbunden.

4. Der Wellnessgast
Stellt mentale und körperliche Erholung ins Zentrum. Der Markt wächst: Das Global Wellness Institute prognostiziert bis 2029 ein Volumen von 1,1 Billionen US-Dollar.

5. Der Umweltbewusste
Bevorzugt transparente Nachhaltigkeit und glaubwürdige Konzepte. Gemäss Skift sind es rund 17 Prozent. EHL-Forschungen unterscheiden sieben Untergruppen – von regionalitätsorientierten bis zu Green Enthusiasts.

6. Der Teilende
Plant Reisen gezielt um visuell eindrucksvolle Momente. Zwar nur rund 4 Prozent umfassend, beeinflusst diese Gruppe Reisetrends stark.

7. Der digitale Nomade
Verbindet Arbeiten und Reisen, bleibt länger an Orten, erwartet stabile Infrastruktur, Gemeinschaft und flexible Angebote.

8. Der Budgetreisende
Sucht günstige Unterkünfte, lokale Gastronomie und authentische Erfahrungen. Komfort hat keine Priorität.

9. Der Familienmensch
Plant nach Sicherheit, Komfort und Angeboten für mehrere Generationen. Gemeinsame Zeit steht im Vordergrund.

10. Der Alleinreisende
Strebt nach Unabhängigkeit, Selbstreflexion und Freiheit. Laut «Hilton Trends Report 2025» reisen 47 Prozent der Befragten häufig allein – vor allem Generation Z und Millennials.

Menschen vereinen meist mehrere Archetypen. Clergue zufolge wechseln Reisende je nach Lebensphase zwischen zwei bis vier Mustern. Gefragt sind deshalb flexible, hybride Erlebnisse, die Elemente aus Kultur, Natur, Wellness und Abenteuer vereinen.

Psychografie statt Soziodemografie
Clergue betont: Werte und Motivation zählen mehr als Herkunft oder Alter. Psychografische Merkmale offenbaren tiefere Beweggründe.

Technologie als Hilfsmittel
Digitale und KI-gestützte Tools helfen, Bedürfnisse zu identifizieren – ohne sie direkt abzufragen. Doch die Grundlage für passgenaue Angebote bleibt Empathie.