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Dossier: Internationalen Quellmärkte
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Bild: Christian Lue / unsplash.com

Dossier: Internationalen Quellmärkte

Die Gäste des Schweizer Tourismus

Der Tourismus definiert sich zu Recht als eine internationale Branche. Die neue Serie liefert Antworten auf Fragen wie: Was ist diesen internationalen Gästen besonders wichtig? Womit kann man sie entzücken, womit vergraulen? Warum sind diese Gäste besonders interessant oder eine besondere Herausforderung?

Nun, da sich die Pandemie aus dem Alltag verabschiedet hat und Touristikerinnen und Touristiker wieder vermehrt ausländische Gäste in der Schweiz begrüssen dürfen, widmet sich die htr hotelrevue dieses Jahr in jeder zweiten Ausgabe den wichtigsten internationalen Quellmärkten – von traditionellen wie Deutschland und Grossbritannien bis zu solchen, die erst in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen haben, wie Brasilien und Südostasien.

Märkteserie: Indien

Schnee, Familie und der Bollywood-Faktor

Indien zählt zu den strategischen Wachstumsmärkten. Bei der Marktbearbeitung kommt es auf Kooperation an. Und die indische Filmindustrie zeigt auch immer noch Wirkung. 
Andreas Lorenz-Meyer
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Indische Gäste
Den Moment festhalten: Indische Gäste beim Fotografieren am Titlis.
Den Moment festhalten: Indische Gäste beim Fotografieren am Titlis. Bild: Keystone
Bild: Keystone
Rayo Choksi
Rayo Choksi vermarktet den Titlis in Indien.
Rayo Choksi vermarktet den Titlis in Indien. Bild: zvg
Bild: zvg
Bollywood
Bollywood nutzt die Schweiz gerne als Filmkulisse
Bollywood nutzt die Schweiz gerne als Filmkulisse Bild: Yulan/Dreamstime.com
Bild: Yulan/Dreamstime.com

Ab Juni 2023 fährt er viermal täglich direkt von Interlaken via Gstaad nach Montreux und umgekehrt: der neue Golden Pass Express. An Bord des Panoramazugs sind oft auch viele indische Passagiere und bestaunen die Landschaft. «Der Markt Indien gehört bei uns zu den Top Five», so Frédéric Delachaux, Marketingleiter Montreux-Berner-Oberland-Bahn. Besonders auf den Empfang gelte es bei indischen Gästen zu achten. «Sie sind sehr anspruchsvoll, wenn es um Informationen zur Reise geht. Es ist wichtig, ihnen am Schalter gut zuzuhören und detailliert zu antworten.» Auch sollte im Zug viel Platz fürs Gepäck da sein. Delachaux hält beim Markt Indien komplementäre Angebote und ein dichtes Netz für notwendig, um attraktiv zu sein. Zudem seien Produkte wie der Swiss Travel Pass, die mit einem Fahrausweis benutzbar sind, ein Wettbewerbsvorteil. Solche All-in-one-Angebote würden von indischen Gästen geschätzt. Einen zentralen Aspekt sieht Delachaux in den Kooperationen mit anderen regionalen Tourismusanbietern, mit Glacier 3000 und Montreux-Vevey Tourisme. Das bringe konkrete Vorteile: «Indische Gäste wollen in der Schweiz mehrheitlich ein- bis zweimal eine Zugfahrt erleben und Schnee sehen. Mit unseren Kooperationen versuchen wir, die Reiseveranstalter für uns zu gewinnen, indem wir unsere Strecken optimal in die Reiseprogramme integrieren.» Erlebnisse wie Schloss Chillon oder Glacier 3000 anzubieten, sei ein Erfolgsfaktor.

Nicole Mermoud, Market Manager Montreux-Vevey Tourisme, sieht es ähnlich: Regionale Kooperationen hälfen ungemein. Glacier 3000 und Golden Pass Express seien Top-Produkte und brächten der Urlaubsregion Montreux Riviera viele indische Gäste. Doch worauf kommt es speziell für eine Städtedestination an? «Da indische Gäste oft mit der ganzen Familie reisen und auch alles zusammen erleben wollen, braucht es familienfreundliche Angebote.» Beispiel: der neu eröffnete Fun Planet Kids. Ein bedeutendes Segment sind die Hochzeitsreisen. Viele indische Gäste kommen zum Heiraten an den Genfersee. Um den Bereich auszubauen, lädt Montreux-Vevey Tourisme regelmässig indische Hochzeitsplaner ein, damit diese sich von den Vorzügen der Region überzeugen können. «Der Hochzeitstourismus besitzt im Markt Indien viel Potenzial», sagt Mermoud.

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Authentisches erleben und mit Schweizern plaudern
Zu den Highlights für indische Gäste im Gletschergebiet Glacier 3000 gehört die Hängebrücke Peak Walk, die den Vorgipfel des Scex Rouge mit dem Hauptgipfel verbindet. Instagramability spiele da aber keine Rolle, erklärt Félicien Rey-Bellet, Direktor Marketing & Sales. «Indische Gäste wollen ihre Fotos schiessen, aber nicht für Instagram. Es geht ihnen um authentische Erfahrungen. Sie sind stolz, als Inder in der Schweiz Urlaub zu machen, und mögen es, mit der Bevölkerung ein paar Worte zu wechseln.» Was noch auffällt: Indische Gäste wollen das komplette Erlebnis und buchen tendenziell mehr Zusatzaktivitäten als andere. Etwa den Alpine Coaster.

Der Markt Indien zählt mit jährlich 30 000 Gästen zu den wichtigsten internationalen Märkten. Rey-Bellet findet ihn aber nicht allein deswegen so interessant. «Vor allem hat Indien wegen seiner Saisonalität grosse Bedeutung für uns.» Die meisten indischen Gäste reisen zwischen April und Juni. Sie füllen eine Lücke, da sich der Schweizer Markt und die europäischen Märkte genau dann in der Nebensaison befinden. «Indien hilft uns, das operative Geschäft auf vier Saisons auszudehnen.»

2018 fand eine Indien-Kampagne zusammen mit Vaud Promotion und Schweiz Tourismus statt. Es gab ein Video mit dem indischen Filmstar  Ranveer Singh, der unter anderem Hundeschlitten fuhr. «Bollywood-Celebritys eignen sich gut, unsere Destination via Social Media zu bewerben», so Rey-Bellet. Zudem wurden Anzeigen auf grossen Leinwänden in der Metropole Mumbai geschaltet. Rey-Bellet rät, sich bei solchen Werbemassnahmen mit anderen zusammenzuschliessen. Zudem brauche es eine ständige Kontaktstelle vor Ort. Seit 2010 hat Glacier 3000 eine Agentin in Mumbai, die bei indischen Reiseveranstaltern dafür wirbt, unter anderem das Gletschergebiet in ihre Routen aufzunehmen. Diese lokale Vertretung helfe, die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Die Marktanteile hätten sich dadurch vergrössert.

Indische Hotelgäste: Vegetarisches Angebot
«Wir gehen bei jedem Gast auf dessen individuelle Wünsche ein, die Nationalität spielt da kaum eine Rolle», sagt Stefan Ludwig, Executive Assistant Manager Sales & Marketing «Gstaad Palace». In der Regel hat das Luxushotel nur wenige Gäste aus Indien, dennoch gibt Ludwig zwei Tipps: Bei indischen Gästen komme es gut an, wenn sich die Zimmer von zusammen reisenden, aber getrennt schlafenden Familienmitgliedern vorzugsweise nebeneinander oder wenigstens auf der gleichen Etage befänden. «Und sie reagieren positiv auf ein gut ausgebautes vegetarisches Angebot.» Solche Details sollten Hotels bei dieser Gästegruppe beachten.

Photo-Points einbauen, Missverständnisse vermeiden
Auch für Urs Kessler, Direktor Jungfraubahnen, ist Präsenz im Markt elementar. Er selbst reist regelmässig nach Indien. «Innovativ und kreativ können wir nur im direkten Austausch vor Ort sein. Es ist das beste Mittel, den Puls des Marktes zu spüren. So etwas ersetzt kein Online-Meeting.» Rund 70 Prozent der Besucher des Jungfraujochs, der höchsten Bahnstation Europas, stammen aus asiatischen Ländern, darunter viele indische Gäste. «Sie wollen die Bilderbuchschweiz mit Chalets, Blumenwiesen, Schnee und Eis sehen», sagt Kessler. Eben alles, was Bollywood-Filme zeigten. Kutschenfahrten und Snow-Fun-Aktivitäten kämen gut an. Tourenanbieter sollten genug Photo-Points einbauen. Nicht zu vergessen das Kulinarische. Im Restaurant Bollywood auf dem Jungfraujoch bereiten zwei indische Köche authentisches Essen zu: von Parantha über Chana Masala bis Vegetable Curry. Ein wichtiges Angebot, so Kessler: «Anders als japanische möchten indische Gäste essen wie zu Hause. Experimente gehen sie nicht so gern ein.» Was sich aber ändern könnte. Bei seiner letzten Indien-Reise im Herbst 2022 registrierte Kessler eine grössere kulinarische Offenheit. «Es kann gut sein, dass unsere indischen Gäste künftig auch einmal bereit sind, typische Schweizer Kost auszuprobieren.»

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Wichtig sei es auch, Missverständnisse zu vermeiden. «Wir haben regelmässig Workshops organisiert, um das Verständnis der lokalen Bevölkerung und unserer Mitarbeitenden für die kulturellen Eigenheiten bestimmter Gästegruppen zu fördern.» Unter anderem auch der indischen Gäste. Diese stellten viele Fragen und wollten viel wissen. «Wer darauf vorbereitet ist, wird auch nicht so rasch ungeduldig», rät Kessler. Letztlich sollten sich beide Seiten, Gastgeber und Gäste, ihrer Eigenheiten bewusst und bereit sein, einander zu verstehen. Indische Gäste hätten früher ab und an verhandeln wollen. Urs Kessler: «Inzwischen akzeptieren sie unsere Verkaufspreise an den Bahnschaltern und in den Top-of-Europe-Shops.»

Beim Marketing setzen die Jungfraubahnen auf Social-Media-Kampagnen in englischer Sprache. «Wir schicken gezielt schöne Bilder in die Welt. So sind viele potenzielle indische Gäste erreichbar.» In Indien funktionierten Instagram und Social-Media-Marketing via Influencer sehr gut. Auch hier spielt der Bollywood-Faktor eine Rolle. Derzeit läuft die Netflix-Serie «The Romantics» über den verstorbenen indischen Filmregisseur Yash Chopra, der viele Szenen in den Schweizer Bergen drehen liess. Auf seinen Namen wurde 2011 ein Zug der Jungfraubahnen getauft. Bei «The Romantics» kommen nun auch wieder Berg- und Schneelandschaften der Region vor. Die Jungfraubahnen haben deswegen Instagram-Reels zur Serie geschaltet. Mit der Reichweite ist Kessler sehr zufrieden: Die kurzen Videoclips hatten viele zehntausend Klicks.


Nachgefragt

Im Minivan durchs Land

Rayo Choksi vertritt die Titlis-Bergbahnen in Indien. Neben Jungfrau und Glacier 3000 gehört der Titlis zu den international vermarkteten Snow Mountains of Switzerland. [IMG 3]

Herr Choksi, besitzt der Markt Indien ein grosses Potenzial für den Schweizer Tourismus?
Unbedingt. Die indische Mittelklasse wächst schnell – und damit die Zahl von Inderinnen und Indern, deren Einkommen Reisen nach Europa erlaubt. Darum werden indische Gäste auch von Tourismusorganisationen vieler Länder umworben – es gibt einige Konkurrenz. Die Schweiz hat da den Vorteil, ein ultimatives Sehnsuchtsreiseziel zu sein. Leider haben wir hier in Indien in der Hauptsaison immer ein Problem: Die knappen Sitzplatzkapazitäten der Airlines reichen kaum, alle Reisewilligen in die Schweiz zu bringen.

Ist die Zeit von April bis Juni immer noch Hauptreisezeit? 
Nicht mehr. Die Nebensaison hat stark zugelegt. Indische Gäste kommen mittlerweile bis in den Oktober hinein. Mager sieht es dagegen weiterhin im Zeitraum November bis März aus. Dann ist es sehr kalt in der Schweiz, es gibt wenig Sonnenstunden. Da zieht es indische Gäste woandershin. Zwar gab es Winterkampagnen, aber da Indien keine Skination ist, trugen diese Bemühungen keine Früchte. 

Was sollten Hotels bei indischen Gästen beachten?
Die meisten Inder sprechen gut Englisch, aber ein einfaches «Namaste» zur Begrüssung schätzen sie durchaus. Was den Service angeht, so haben indische Gäste hohe Ansprüche. Das hat mit den billigen Arbeitskräften im eigenen Land zu tun. Indische Gäste gehen davon aus, dass ihnen auch auf Reisen der Page die Koffer aufs Zimmer bringt. Da sind die Reiseveranstalter gefragt. Sie sollten vorab informieren, dass in der Schweiz bestimmte Dinge selbst zu erledigen sind. Dann gibt es auch keine Missverständnisse.

Indische Gäste reisen oft im Familienverbund. Gibt es da neue Entwicklungen? 
Ja, wir haben vermehrt grössere Familien bis 12 Personen, die zusammen im Minivan unterwegs sind. Dieser Trend hat sich nach der Pandemie verstärkt. Indische Familien buchen auch immer öfter Apartments, weil sie dort ihr Essen selber kochen können. Destinationen sollten passende Unterkünfte haben.

Wie sieht es beim Rahmen­programm aus?
Es darf nicht zu anstrengend werden, darauf sollten Veranstalter achten. Indische Gäste mögen eher leichte Aktivitäten. «Leicht» bedeutet: nicht biken, aber elektrobiken schon. Auch Seilbahnfahrten und sogar Paragliding sind beliebt.

Ist indische Kost immer Pflicht?
Bei Gruppenreisen auf jeden Fall. Die Anbieter sollten unbedingt auch zum Frühstück indisches Essen anbieten. Es ist einer der Hauptgründe, an solchen Reisen überhaupt teilzunehmen. Jedoch reicht es nicht, irgendwie indisch zu kochen. Vielmehr müssen die Köche die indische Küche sehr gut kennen. Das Essen muss absolut authentisch sein. Den Unterschied registrieren indische Gäste genau. 

Haben Sie noch einen Tipp?
Ja, aus dem Bereich Social Media. Da die Schweiz ein kleines Land ist, können sich Kampagnen eines Anbieters auch positiv für andere auswirken. Nehmen wir den Titlis: Er ist zentral gelegen und bei einer Tagestour von fast jedem Ort der Schweiz aus erreichbar. Indische Gäste lieben es, im Land herumzukommen. Daher kann eine Social-Media-Kampagne des Montreux Jazz Festival indische Gäste auch für ein paar Stunden zum Titlis bringen. Es ist immer gut, diese Zusammenhänge zu kennen.

Märkteserie: Deutschland

Reiseinspirationen für den Nachbarmarkt

Für viele Schweizer Destinationen ist Deutschland der wichtigste oder zumindest der zweitwichtigste ausländische Markt. Das erfordert eine intensive Marktbearbeitung.
Andreas Lorenz-Meyer
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Tourist in der Schweiz
Laut Zürich Tourismus nehmen die deutschen Gäste Zürich als Boutique-Metropole wahr.
Laut Zürich Tourismus nehmen die deutschen Gäste Zürich als Boutique-Metropole wahr. Bild: iStockphoto
Bild: iStockphoto
Oliver Schäfer
Bild: Steigenberger Hotels GmbH
Bild: Steigenberger Hotels GmbH
begehbare Kühlschrank im «Steigenberger» München
Beliebt bei deutschen Gästen: Der begehbare Kühlschrank im «Steigenberger» München.
Beliebt bei deutschen Gästen: Der begehbare Kühlschrank im «Steigenberger» München. Bild: Steigenberger Hotels GmbH
Bild: Steigenberger Hotels GmbH

Ferienregionen, die direkt an den Auslandsmarkt grenzen, haben den Vorteil, dass die Anreise für Gäste von dort kurz ist. Die geografische Nähe lässt sich auch aktiv nutzen, zum Beispiel mit grenzüberschreitenden Produkten. Schaffhauserland Tourismus geht es genau so an: Gemeinsam mit süddeutschen Tourismusorganisationen wird die Drei-Welten-Card vermarktet, eine Gästekarte für Schwarzwald, Rheinfall und Bodensee mit vielen Vergünstigungen. «Sie macht unsere Region im süddeutschen Raum, unserem Schwerpunktgebiet, noch stärker sichtbar», sagt Marketingleiterin Denise Ulrich. «Konkret erfahren deutsche Gäste so von unserer breiten Angebotspalette – und erweitern den Radius ihrer Aktivitäten.» Letztendlich unterscheide man sich durch dieses Produkt auch von anderen Schweizer Destinationen.

Nicht nur die Produktentwicklung, auch der Wissenstransfer geht über die Grenze hinweg. Jährlich finden Schulungen mit den deutschen Tourismusregionen Waldshut-Tiengen, Schwarzwald-Baar-Kreis und Konstanz statt, an denen fleissig genetzwerkt wird: Die Teilnehmenden informieren einander über Neuigkeiten und geben Empfehlungen. «Dieser Erfahrungsaustausch führt auch zur Neugästegewinnung», so Ulrich. Der grenzüberschreitende Ansatz habe auch finanzielle Gründe: Die Ressourcen seien begrenzt – und eine fundierte Marktbearbeitung nur in Kooperationen möglich, da sich die Ausgaben so auf mehrere Schultern verteilten.

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Trend erkennen, Angebot anpassen
Deutschland hat einen Anteil zwischen 15 und 20 Prozent an den Logiernächten. Es kommen aber meist nur Tagesgäste, die Aufenthaltsdauer liegt im Schnitt bei 1,5 Tagen. Zwar sollen deutsche Gäste auch länger bleiben, und Angebote wie die Drei-Welten-Card zielen darauf ab. Jedoch erweise sich die Grenznähe punkto Übernachtungen als eher hinderlich, sagt Ulrich: «Da spüren wir die Preisunterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz deutlich.»

Oft kommen deutsche Gäste für einen Tagesausflug nach Schaffhausen, die Unterkunft buchen sie aber in Deutschland. Wie damit umgehen? «Wir setzen auf die Qualität der Angebote und definieren uns nicht über die Preise. Es ist wichtig zu zeigen, dass diese berechtigt sind. Man sollte da nicht in eine Rechtfertigungshaltung fallen.» Und es könne praktisch in der ganzen Region mit Euros bezahlt werden. Bei einem wichtigen Markt wie Deutschland komme es zudem darauf an, Trends zu erkennen – und das Angebot in dem betreffenden Bereich zu verbessern.

Wir setzen auf die Qualität der Angebote und definieren uns nicht über die Preise
Denise Ulrich ist Marketingleiterin Schaffhauserland Tourismus    


Zum Beispiel seien deutsche Gäste vermehrt mit dem Fahrrad unterwegs. Sie führen vom Bodensee zum Rheinfall oder in unbekanntere Ecken. «Hier sind wir als Tourismusorganisation gefordert, Politik und Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren, damit gute Rahmenbedingungen geschaffen werden – beispielsweise genügend E-Bike-Ladestationen an den Strecken.»

Nach Davos GR zieht es deutsche Gäste schon lange, seit den von Deutschen geprägten Anfängen des Gesundheitstourismus im 19. Jahrhundert. Hinzu kommen zwei kulturelle Attraktionen: Thomas Mann mit seinem «Zauberberg», der die Schatzalp zu einem beliebten Ausflugsziel macht, und der deutsche Expressionist und Wahl-Davoser Ernst Ludwig Kirchner. Wegen der Historie, aber auch wegen des Weltwirtschaftsforums besitzt die Marke Davos in Deutschland grosse Bekanntheit. «Das ist in der Marktbearbeitung von unschätzbarem Wert», so Reto Branschi, Direktor der Destination Davos-Klosters. «Erstens müssen wir kein Geld in den Aufbau von Markenbekanntheit investieren, sondern können uns auf die Produkte- und Angebotskommunikation fokussieren. Und zweitens werden wir von Veranstaltern, Freizeitgästen und Journalistinnen automatisch als Bergort wahrgenommen.» Zur Marktbearbeitung gehören unter anderem Anzeigen auf Social-Media-Kanälen. Im Winter stehen Wintersport und Schneesicherheit im Fokus, im Sommer Biken und Wandern. «Die Bildsprache dabei ist klar auf Sports Unlimited ausgerichtet. Wir haben uns so positioniert, weil wir wissen, dass kaum eine andere Alpen-Destination ein so vielfältiges Sportangebot bieten kann.» Was deutsche Gäste besonders gut finden: das Winter-Gästeprogramm mit täglich wechselnden Touren. Dank Guide lasse sich die Destination so auf authentische Weise erleben, sagt Branschi. Ab Mai folgt das Sommer-Gästeprogramm mit mehr als 60 Aktivitäten.

Ein Dauerthema ist der Euro-Franken-Wechselkurs. Dass der Euro in den letzten 10, 15 Jahren schwächer geworden ist, hat zu einem Rückgang der Logiernächte geführt. «Eine grosse Herausforderung», so Branschi. Er hält nichts davon, mit starken Preissenkungen gegenzusteuern. «Wir können und dürfen uns nicht unter Wert verkaufen.»

Viel geschickter sei es, Mehrwertangebote zu schaffen und sichtbar zu machen. In Davos übernimmt diese Aufgabe die Gästekarte, die bestimmte Vergünstigungen beinhaltet. «Bei der Einführung 2008 war uns bewusst, dass wir mit den Europreisen im Ausland nicht mithalten können. Um dennoch konkurrenzfähig zu bleiben, setzten wir auf diese Zusatzleistungen.» Inzwischen sei die Gästekarte sogar ein Alleinstellungsmerkmal. Ein weiterer Faktor neben dem Wechselkurs ist die deutsche Wirtschaft. Florierte diese wie in den Jahren 2018/19 und 2019/20, stiegen auch gleich die Gästezahlen.

Kleine Events, grosse Wirkung
«Zu uns kommen deutsche Gäste, weil sie das Gefühl der Boutique-Metropole erleben möchten», sagt Thomas Wüthrich, Direktor von Zürich Tourismus. Als solche positioniert sich die Stadt auf dem internationalen Markt. Zürich biete alles, was eine Weltmetropole auch zu bieten habe: hochklassiges Kulturangebot, dynamische Foodszene, Events und Shoppingmöglichkeiten. «Was uns aber abhebt: Das alles ist in Zürich auf kleinstem Raum zu entdecken.» Ein Vorteil beim Markt Deutschland, zumal dieser sehr umkämpft sei, da für deutsche Gäste ja auch Amsterdam, Paris oder Wien in relativer Nähe lägen. Hinzu kämen als Pluspunkte temporäre Highlights, allen voran die Street Parade im August. Aber auch kleinere Events sind laut Wüthrich wichtig. Das Theater-Spektakel etwa spreche deutsche Kultur-Aficionados an.

Ein zentraler Aspekt für Wüthrich: Deutschland ist ein Direktbuchermarkt. Soll heissen, deutsche Gäste buchen die Reiseleistungen meist direkt und selbst. Das Hotel zum Beispiel beim OTA, die Anreise bei der Deutschen Bahn, die Zürich Card vor Ort. Bei einem solchen Markt sei kontinuierliche PR-Arbeit ein zentraler Teil der Marktbearbeitung. Es gehe darum, «eine ganzjährige vielfältige Inspiration potenzieller deutscher Gäste sicherzustellen». Dafür hat Zürich Tourismus eine eigene Agentur in Berlin, welche regelmässig die Redaktionen deutscher Medienhäuser besucht, Gruner + Jahr oder Burda. Ziel ist die redaktionelle Berichterstattung in den Themenclustern von Zürich Tourismus, in Deutschland primär die Themen Kultur, Food, Sommer, Weihnachten. Aktuelles Beispiel: Im Reisemagazin «Geo Saison» erschien der Beitrag «Geldspartag», der als teuer geltende Destinationen vorstellte – und wie sich dort dennoch mit begrenztem Budget Urlaub machen lässt. Diese Geschichte folgt laut Wüthrich dem Narrativ, «dass Zürich nicht günstig ist, aber ein Stadterlebnis höchster Qualität bietet».


Nachgefragt

Mit lokalem Touch punkten

Oliver Schäfer ist General Manager im Steigenberger Hotel München. Der Hotelier weiss, was deutsche Gäste an einem Hotelaufenthalt gut finden.

Herr Schäfer, wie lassen sich deutsche Gäste beschreiben?
Wenn man so pauschal sprechen kann, dann sind Gäste aus Deutschland akkurat, gründlich und genau. Wobei es natürlich Unterschiede zwischen den Businessgästen und den Urlaubsgästen gibt. Die Businessgäste schätzen schnelle, unkomplizierte Abläufe, sei es digitales Check-in, schneller Service beim Frühstück und natürlich gutes, schnelles WLAN. Urlaubsgäste suchen viel mehr den Kontakt zu den Mitarbeitenden. [IMG 3]

Was kann ein Hotel konkret tun, um die Erwartungen deutscher Gäste zu erfüllen?
Da sind Details entscheidend. Gäste aus Deutschland legen beim Frühstück grossen Wert auf eine qualitativ hochwertige Auswahl an Backwaren. Wir beziehen unser Brot von einer lokalen Ökobackerei. Generell kommen lokale Produkte sehr gut an, auch bei den Getränken. Wir haben im Hotelrestaurant einen Bierkristall. Ein grosser begehbarer Kühlschrank in Form eines Kristalls, mit Bier von vielen kleinen regionalen Brauereien. Da staunen selbst Gäste aus Bayern. Auch beim Interior Design orientieren wir uns an der Region. Unsere Saunen sind einem Braukessel aus Kupfer und Holz nachempfunden. Überall im Hotel findet sich ein lokaler Touch – das mögen deutsche Gäste.

Was mögen sie eher nicht?
In Deutschland spielt der Umweltaspekt eine grosse Rolle. Daher verzichten wir wo möglich auf Umverpackungen wie kleine Shampoo- und Duschgelflaschen oder Handseife. Die würden sonst direkt nach der Abreise weggeworfen. Auch geben wir lieber eine normale Tasse als einen To-go-Becher mit, wenn die Gäste einen Kaffee in ihrem Zimmer trinken möchten.

Was fällt Ihnen sonst bei den deutschen Gästen auf?
Gerade die Urlaubsreisenden sind nach einem ausgedehnten Frühstück gerne in der Stadt unterwegs und erkunden diese auch abseits der bekannten Pfade. Da sind unsere Mitarbeitenden gefragt, im persönlichen Gespräch immer einen guten Insider-Tipp parat zu haben, sei es für ein neues Restaurant, ein besonderes Wirtshaus oder ein spezielles Geschäft. Wir beobachten in letzter Zeit auch, dass unsere deutschen Gäste vermehrt auf E-Scooter oder Leihfahrrad umsteigen, wenn sie die Stadt erkunden. Was sehr gut angenommen und besonders positiv bewertet wird: Hotelangebote, die den öffentlichen Nahverkehr inkludieren.

Werfen wir einen Blick auf Ihr Marketing: Haben Sie da einen Tipp?
Grundsätzlich gilt: Um als attraktiv wahrgenommen zu werden, sollte ein Hotel nicht nur sich selbst, sondern immer auch die Stadt oder  die Region mit vermarkten.

Und speziell Social Media? Worauf kommt es da an beim Markt Deutschland?
Wenn wir jetzt mal den B2C-Bereich nehmen, da bespielen wir die gängigen Kanäle Facebook und Instagram mit organischen Posts, Paid-Content und Influencer-Marketing. Wobei der Schwerpunkt eher auf Instagram liegt. Um diese Kanäle effektiv zu bearbeiten, braucht es eine klare Strategie, Message und Bildsprache. Und kontinuierliche Kommunikation: Jeden Kanal, den man als Hotel aufmacht, muss man auch pflegen – im Idealfall mehrmals täglich.

Was ist bei der Preisgestaltung wichtig? Sind deutsche Gäste eher preissensibel?
Gäste aus Deutschland freuen sich über ein gutes Angebot oder Package. Und Vorteilsprogramme kommen bei ihnen  gut an. Unser Loyalty-Programm H Rewards bietet spezielle Angebote und viel Mehrwert. Zum Beispiel ermässigte Zimmerpreise.

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Quellenmärkte Benelux

3-Länder-Markt mit preissensiblen Gästen

Benelux hat sich im Jahr 2022 stark zurückgemeldet und erreicht Vor-Pandemie-Werte. Digitale Kampagnen bringen Gäste in die Schweiz, genauso wie historische und kulturelle Bezüge. 
Andreas Lorenz-Meyer
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Frau, die eine Schweizer Flagge schwenkt
Eine junge niederländische Touristin schwenkt auf der Diavolezza im Oberengadin die Schweizer Flagge.
Eine junge niederländische Touristin schwenkt auf der Diavolezza im Oberengadin die Schweizer Flagge. Bild: iStockphoto
Bild: iStockphoto

Seit letztem Jahr fährt wieder ein Nachtzug direkt von Amsterdam nach Basel. Das «Eingangstor zur Schweiz» wird damit für niederländische Gäste noch attraktiver. 2022 zählte Basel Tourismus knapp 40 000 Logiernächte aus den Niederlanden. Innerhalb von Benelux ist der niederländische Markt für Basel somit wichtiger als der belgische.

Basel liege aber nicht nur für niederländische Städtereisende günstig, sondern auch für Durchreisende, betont Christoph Bosshardt, Stellvertretender Direktor und Marketingleiter von Basel Tourismus.:«Es ist für sie der perfekte Stopover auf dem Weg in den Süden.»

Bei den «tendenziell preissensiblen» Niederländern seien passende Angebote wichtig. Die Basel Card, die alle Übernachtungsgäste kostenlos erhalten, komme gut an. Damit können unter anderem alle Museen zum halben Preis besucht werden. Das Marketing von Basel Tourismus richtet sich bei allen Zielmärkten an ein kunst- und architekturaffines Publikum. Es gibt aber auch Kampagnen speziell für den Markt Niederlande.

Glaubwürdige Influencer

Beim Onlinemarketing setzt Basel Tourismus Kanäle ein, die der jungen kulturaffinen Zielgruppe entsprechen. 2022 kooperierte man mit zwei niederländischen Reise-Influencern. Ihre Followerzahlen liegen im fünfstelligen Bereich. «Wir arbeiten gerne mit solchen Micro-Influencern zusammen. Sie haben eine hohe Glaubwürdigkeit und treue Follower», erklärt Christoph Bosshardt.

Noch besser sei, wenn sie auch bloggten, da Blogs nachhaltiger seien als andere Posts. Der Blog der beiden Niederländer, «We are Travellers», hat eine Reichweite von 300 000 Unique Visitors. 2022 fand auch die Kampagne mit dem niederländischen Lifestyle-Magazin «Zin Magazine» statt. Zwei grosse Fotos auf einer Doppelseite zeigten Basler Museen mit jungen Leuten davor. Titel des Beitrags: «Culturele hotspot aan de Rijn». Der Beitrag erschien online, auf Facebook und Instagram. «Die Zahlen konnten sich sehen lassen: Wir erreichten damit rund drei Millionen Kontakte in den Niederlanden», resümiert Bosshardt.

Wir arbeiten gerne mit Micro-Influencern zusammen. Sie haben eine hohe Glaubwürdigkeit und treue Follower.

Christoph Bosshardt, Stellvertretender Direktor und Marketingleiter Basel Tourismus

Auch über die Ferienregion Engadin-Scuol-Zernez wird in den Niederlanden berichtet. Die Artikel niederländischer Journalisten erscheinen beispielsweise in der Bergsport-Fachzeitschrift «Hoogtelijn». «Solche Medienreisen ermöglichen eine breite Präsenz zu vergleichsweise tiefen Kosten», weiss Roger Kreienbühl von der Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG. Zwar lasse sich der genaue Werbeeffekt nicht messen, doch führten die Publikationen zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Der Markt Benelux ist für die Region der zweitwichtigste Auslandsmarkt. Wie in Basel kommen mehr Niederländer als Belgier. Im Winter sei Schlittschuhlaufen auf dem Eisweg Engadin bei Sent bei den Niederländern sehr beliebt. Aber auch die rätoromanische Kultur begeistere sie.

Roger Kreienbühl bezeichnet die Niederlande als «speziellen Markt», was kulturelle und historische Gründe hat. Jedes Jahr findet im Engadin das Piz Amalia Music Festival statt. Eingeladen sind Nachwuchsmusikerinnen und -musiker des Königlichen Konservatoriums in Den Haag. Sie treten an besonderen Orten in der Bergwelt rund um den Piz Amalia auf, dem nach der Kronprinzessin der Niederlande benannten Berg. Zudem steht in Zuort die Chasa Mengelberg, die 1911 errichtete Sommerresidenz des niederländischen Dirigenten Willem Mengelberg.

Wichtig: Familienfreundlichkeit

In der Nähe von Scuol gibt es einen absoluten Niederlande-Spezialisten, das Hotel Val Sinestra. Das schlossähnliche ehemalige Kurhotel beherbergt 85 bis 90 Prozent niederländische Gäste. Wöchentlich fährt ein eigener Bus in die Niederlande und zurück. «Wir füllen bewusst eine Nische», sagt Gastgeberin Adrienne Kruit. Ihre niederländischen Gäste charakterisiert sie so: «Sie kommen zum Wandern und brauchen keinen Luxus.»

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Täglich, im Winter wie im Sommer, bringt sie ein Bus vom Hotel zu den Wandereinstiegspunkten. Auch das Gratis-Abendprogramm mit Singen, Tanzen oder Yoga findet Kruit wichtig. So etwas sollte ein Hotel für niederländische Gäste auf jeden Fall anbieten. Und familienfreundlich sollte es sein. Im Hotel Val Sinestra gibt es extra ein Kinderprogramm und ein Programm für Jugendliche. Während die Eltern mit dem Bus zum Wandern gebracht werden, fährt der Nachwuchs Bergbahn oder geht zum Raften.

Kindheitserinnerungen bringen Gäste
Im Geschäftsjahr 2022/23 sorgten belgische Gäste in St. Moritz für knapp
45 000 Logiernächte. Damit liegt der Markt auf Rang 3, knapp hinter dem Markt Deutschland. «Belgien war historisch gesehen schon immer wichtig für uns und das Engadin», sagt Marijana Jakic, Brand Manager St. Moritz. Die Liebe der Belgier zum Engadin geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Von 1882 bis 1884 liess der belgische Graf Camille de Renesse in der Nähe von St. Moritz das gigantische Maloja Palace Hotel bauen. Das Hotel betreibt heute der italienische Herzog Amedeo Clavarino. «Hinzu kommt, dass fast jeder Belgier als Kind einmal in einem Schullager in der Schweiz war», so Jakic weiter. Zu den Topdestinationen gehörte dabei auch das Engadin. «Viele Belgierinnen und Belgier haben dadurch einen positiven Bezug zur Region und kommen später zurück, oft mit ihren Kindern.» Spezielle Belgien- oder Benelux-Kampagnen gibt es in St. Moritz nicht.

Die Schweiz hat auch einen Belgien-Spezialisten, den Belgischen Intersozialen Dienst Intersoc. Seit 1949 organisiert er Schweiz-Ferien für mehrere Millionen Belgier. Heute sind es mehr als 200 000 Übernachtungen pro Jahr in insgesamt vier Hotels.

«Intersoc ist sehr wichtig für den Tourismusstandort Schweiz, wenn es um den Markt Belgien geht», sagt Herman Buys, Direktor des Grand Hotel Surselva in Flims und des Hotel Stahlbad in St. Moritz. Seit über 30 Jahren begrüsst er belgische Gäste im Engadin, vorwiegend Flamen aus dem nördlichen Teil Belgiens.

«Unser Hauptgeschäft sind ganz klar die Familienferien.» In seinen Hotels gibt es ein Komplettangebot mit Animation, Betreuung und Vollpension. Die Familien fahren zwar gemeinsam in die Ferien, müssen vor Ort aber nicht den ganzen Tag zusammen etwas unternehmen. Oft ist man tagsüber getrennt unterwegs: Der Vater fährt Bike, die Mutter macht Wellness, und die Kinder gehen auf Schnitzeljagd.

Buys behält auch jeweils neue Freizeittrends in Belgien im Auge. «Die Belgier sind in den letzten Jahren zu richtigen Rennveloenthusiasten geworden. Als Hotel reagieren wir mit entsprechenden Freizeitangeboten darauf.»

Preissensible Kunden

Herman Buys weiss: «Für belgische Gäste ist Essen und Trinken sehr wichtig.» Morgens, mittags und abends steht in seinen beiden Häusern deshalb ein Buffet für die Gäste bereit. Ergänzt wird das Angebot durch ein extra Kindermenü, auf niedrigeren Tischen serviert, sodass sich die kleinen Gäste selbst bedienen können.

Die belgischen Gäste schätzen zudem das All-Inclusive-Paket.  «So wissen sie vorher schon, wie viel der ganze Urlaub kostet», sagt Buys. Selbst bei Ausflügen entstehen in der Region keine Nebenkosten: Die Benutzung von Rhätischer Bahn, Postauto und Bus ist in einem Umkreis von rund 50 Kilometern im Preis mit drin.

Eine Win-win-Situation, findet Buys: «Der ÖV in der Region bekommt so mehr Fahrgäste, was ihm hilft, das Angebot aufrechtzuerhalten. Und wir können unseren Gästen ein Komplettpaket anbieten, das auch die Mobilität vor Ort miteinschliesst.» Hinzu komme ein psychologischer Vorteil: Da der Schweizer Franken mittlerweile 1:1 zum Euro stehe, seien Schweiz-Ferien für Gäste aus dem Euroraum noch teuer geworden. Aber durch das All-Inclusive-Paket fühle es sich für die belgischen Gäste nicht so teuer an.


Eigenheiten des Benelux-Marktes

Clevere ÖV-Angebote und der richtige Marketingmix

Armando Troncana leitet das Schweiz-Tourismus-Büro Benelux mit Niederlassungen in Amsterdam und Brüssel. Er weiss, was bei diesem Markt wichtig ist. Fünf Tipps vom Experten.

Geheimtipp für den Herbst
Die Niederländer sind ausgesprochene Outdoor-Enthusiasten, Wandern und Radfahren haben bei ihnen Volkssportcharakter. In die Schweiz reist diese Gästegruppe, um genau diese Aktivitäten auszuüben – und zwar in einer intakten Berg- und Naturwelt. Diesen Trumpf gilt es beim Markt Niederlande auszuspielen.

Die Gäste sind treu und suchen nach Angeboten mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Und: Sie sind auch in den kleineren und weniger bekannten Destinationen anzutreffen. Grundsätzlich hat also jeder Schweizer Touristenort die Chance, sie mit der richtigen Ansprache zu erreichen. Dafür bietet sich zum Beispiel der kommende Herbst an. Im September und Oktober wächst die Zahl der niederländischen Gäste im hohen Einkommens­bereich, die meist ohne Kinder reisen. Wer in diesem Jahr eine Werbeoffensive in den Niederlanden starten will, kann genau da ansetzen.

Umstieg auf den ÖV leicht gemacht
Über 30 Prozent der niederländischen Gäste touren durch die Schweiz – mit dem Zug auf der «Grand Train Tour of Switzerland» oder mit dem Auto auf der «Grand Tour of Switzerland». Berge, Land und Städte so zu einem Gesamterlebnis Schweiz zu kombinieren, das ist die typisch niederländische Art des Reisens.

Gut 80 Prozent der Niederländer reisen mit dem Auto an, immer mehr mit dem Elektroauto. Trotz direkter Zugverbindungen wird sich der hohe Anteil von Autoanreisenden auch nicht so schnell ändern. Jedoch sollten diese Gäste dazu bewegt werden, nach Ankunft in der Schweiz auf den ÖV umzusteigen. Hier besteht noch viel Potenzial, neue niederländische Gästegruppen zu erreichen. Zum Beispiel, indem ein Schweizer Hotel ab drei Übernachtungen einen Gratisparkplatz inklusive Aufladen anbietet. Der Effekt: Die altbekannte Schweizer Stärke, der ÖV, erscheint in einem neuen Licht. Er ist nicht nur für Bahnanreisende eine praktische Sache, sondern auch für Auto­anreisende.

Die richtige Mischung finden
Beim Marketing sind Kollaboration und eine klare Strategie wichtig. Kollaboration im Sinne von Bündelung der Kräfte und Marketingressourcen. Zum Beispiel Schweizer Hotels: Sie können sich für gezielte Promotionen im Markt Niederlande ihrer Destination anschliessen. Gemeinsam funktioniert es einfach besser.

Und Social Media? Instagram und Tiktok sind nicht mehr aus dem Marketing wegzudenken. Aber aufgepasst! Niederländer, die sich die Schweiz leisten wollen, haben meist eine höhere Kaufkraft. Um diese 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung zu erreichen, genügen Social-Media-Kampagnen alleine nicht. Es braucht den richtigen Marketingmix. Dieser sollte sowohl digitale als auch analoge Elementen beinhalten. Und dazu Kooperationen mit starken Brands. So lassen sich neue Zielgruppen zu Schweiz-Ferien animieren.

Erkennbar – und damit buchbar
Es ist längst mehr als ein Trend: Niederländische Gäste erwarten nachhaltige Reiseangebote. In den letzten Jahren haben wir diese auch entwickelt, zum Beispiel die 5-tägige Bergrundwanderung im Tessin. Ein voller Erfolg: Sie war sehr schnell ausgebucht. Es geht aber nicht nur darum, solche Angebote im Programm zu haben, sondern sie auch erkennbar zu machen – und damit buchbar. Nach dem Motto: Seht her, so nachhaltig ist das Reiseland Schweiz!

Das Kulinarische ist für die Belgier wichtig
Auch für belgische Gäste sind Natur und Berge die wichtigsten Gründe für Schweiz-Ferien. Im Vergleich zu den Niederländern pflegen sie aber eher einen burgundischen Lebensstil. Bei ihnen geht die Liebe zu einem Land durch den Magen – und sie sind bereit, hierfür etwas mehr zu bezahlen. Also sollten gastronomische Highlights und Spezialitäten unbedingt zur Kommunikation von Hotel oder Destination gehören. Und vergessen wir nicht Luxemburg, das dritte Land im Benelux-Bund. Ein kleiner Markt, aber mit sehr Schweiz-affinem Publikum.

Quellmärkte UK und Irland

Viel Historie, viel Potenzial

Britische Touristen haben lange schon ein enges Verhältnis zur Schweiz. Sie haben den Tourismus hierzulande gross gemacht. Nun erholt sich der Markt UK vergleichsweise langsam von der Pandemie. Er könnte aber trotz Brexit in den nächsten Jahren kräftig zulegen.
Andreas Lorenz-Meyer
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Roger Federer auf der Tower Bridge: Eine traditionelle Sportart wie Tennis passt zum britischen Markt.
Roger Federer auf der Tower Bridge: Eine traditionelle Sportart wie Tennis passt zum britischen Markt.
Roger Federer auf der Tower Bridge: Eine traditionelle Sportart wie Tennis passt zum britischen Markt.
Als Leiter des Londoner Büros von Schweiz Tourismus ist Alex Herrmann zuständig für den Markt UK/Irland.
Als Leiter des Londoner Büros von Schweiz Tourismus ist Alex Herrmann zuständig für den Markt UK/Irland.
Als Leiter des Londoner Büros von Schweiz Tourismus ist Alex Herrmann zuständig für den Markt UK/Irland.

Mit dem Ausbruch der Pandemie brach für den Schweizer Tourismus die internationale Nachfrage abrupt ein. Zwar konnten in dieser schwierigen Zeit viele Gastgeberinnen und Gastgeber zahlreiche einheimische Gäste empfangen und so trotzdem erfolgreich wirtschaften. Doch der Tourismus definiert sich zu Recht als internationale Branche. Das Kennenlernen anderer Kulturen, das Erkunden fremder Landschaften und das Erleben ungewohnter Geschmäcker gehören seit je zum besonderen Reiz des Reisens.

Während viele andere Quellmärkte eine klare Hauptreisezeit kennen (meistens Sommer), ist das bei den Briten und Iren weniger ausgeprägt. Sie reisen rund ums Jahr in die Schweiz.

Grossbritannien und Irland

Im 19. Jahrhundert ging es los: Junge Briten entdeckten die Schweiz als Reiseland und erklommen die Berggipfel. Bis heute ist Grossbritannien wichtig für den hiesigen Tourismusstandort, für manche Regionen zählt es zu den Top-Märkten.

Die Jungfrau-Region zum Beispiel besuchen jährlich 270 000 Britinnen und Briten, was 10 Prozent des gesamten Gästeaufkommens entspricht. Richtige britische Hochburgen sind die Bergdörfer Mürren und Wengen. In Wengen gibt es den traditionsreichen britischen Skiclub Downhill Only, in Mürren den Kandahar Skiclub. Jetzt im Winter ist der Anteil britischer Gäste dort besonders hoch: In Wengen liegt er bei 20 Prozent.

Es braucht Angebote für Familienmitglieder, die der Piste fernbleiben. 

Rolf Wegmüller, Geschäftsführer Wengen Tourismus

Rolf Wegmüller, Geschäftsführer von Wengen Tourismus, kennt die Briten und weiss, was bei ihnen zu beachten ist. «Zum Beispiel braucht es Angebote für Nichtskifahrer, da bei britischen Familien oft Personen dabei sind, die der Piste fernbleiben.» Ihnen werde einiges geboten: Ausflüge zum Jungfraujoch – Top of Europe oder Winterwanderungen. Zudem gibt es für die Nichtskifahrer extra einen Schlittel- und Wanderpass, der mehrere Tage gültig ist. «So können sie sich entlang der Piste mit ihren skifahrenden Familienmitgliedern treffen, um gemeinsam Mittagessen zu gehen.» Für solche Treffen eigne sich die Wengernalpbahn bestens.

Präsenz vor Ort ist ein Must, um die Briten zu erreichen

Jungfrau-Region und Briten verbindet viel Tourismusgeschichte, dennoch ist der Markt UK kein Selbstläufer, sondern muss permanent gepflegt werden. Bei den Werbekampagnen hat Marc Ungerer, Geschäftsführer der Jungfrau-Region Tourismus AG, die Gästesegmente genau im Blick. Da gibt es Wintergäste, «snow sports enthusiasts», Nichtwintergäste, darunter die «outdoor enthusiasts», und einfache Naturliebhaber, «nature lovers». 

Darauf gehen die Massnahmen gezielt ein: «Für den Winter suchen wir den Kontakt zu B2B-Agenturen oder britischen Skiclubs, die ihren Kunden und Mitgliedern auf die Jungfrau-Skiregion zugeschnittene Aufenthalte anbieten.» Inserate oder journalistische Beiträge in bekannten Zeitungen, «Daily Telegraph» oder «Sunday Mirror», gehören auch zu den Werbemassnahmen. Genauso Beiträge auf Lifestyle-Portalen wie «Country and Town House». «Wir nutzen hier das Know-how der lokalen Vertretungen von Schweiz Tourismus», so Ungerer.

Präsenz vor Ort auf der Insel muss auch sein. So stellte sich die Jungfrau-Region bei der Chelsea Flower Show der Royal Horticultural Society vor, der berühmtesten britischen Gartenschau. «Die Teilnahme an solchen Publikumsmessen bringt uns Spillover-Effekte: Das Renommee dieser einmaligen Veranstaltungen überträgt sich auf uns. So erreichen wir ganz neue Besuchergruppen.»

Wichtig sind auch Marktzugänge, die die Konkurrenz nicht bekommt. Die Jungfrau-Region hat eine eigene Agentur in London, die Kontakte zu wichtigen britischen Reiseagenturen herstellt. «Sie arbeitet exklusiv für uns. So präsentieren wir uns bei den organisierten Kontakten auch nicht als eine Schweizer Destination von vielen, sondern ganz ohne Mitbewerber», erklärt Ungerer.

Zwar ist der Winter das stärkere Zugpferd, im Sommer sind die Gästezahlen in der Jungfrau-Region fünf bis sechs Prozentpunkte niedriger. Dennoch sollten auch die Sommervorlieben der Briten berücksichtigt werden, rät Ungerer. Sie zeigten besonderes Interesse an jeglicher Form von Dampfantrieb. Eine Dampfschifffahrt auf den Seen oder die Brienzer Rothornbahn dürften im Sommerprogramm also keinesfalls fehlen.

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Britischen Gästen ist die Tradition sehr wichtig

Und der Brexit? Ungerer erwartet, dass sich das «schwierige konjunkturelle Umfeld Grossbritanniens» in jedem Fall auswirkt. Er plant gegenzusteuern. Im Frühjahr wird eine UK-spezifische Landingpage erstellt. Die Informationen und Angebote sind gezielt auf die Bedürfnisse in UK ausgerichtet.

«Britischen Gästen ist das Thema Tradition und kulturelles Erbe immer noch sehr wichtig. Hier punktet unsere Region als Wiege des Ski- und Skirennsports.» Das habe sich bereits letztes Jahr gezeigt, als in Mürren der 100. Jahrestag des ersten Weltcupslaloms gefeiert wurde. Die Resonanz in der britischen Presse sei enorm gewesen.

Es ist eine sportliche Klientel, die aber auch gerne beim Après-Ski feiert.

Simon Wiget, Direktor Verbier Tourisme

Auch für die Walliser Destination Verbier sind britische Gäste sehr wichtig. Ihr Anteil am Gästeaufkommen liegt bei satten 20 Prozent. «Es ist eine sportliche Klientel, die aber auch gerne beim Après-Ski feiert», so Simon Wiget, Direktor von Verbier Tourisme. Entsprechend brauche es gute und ausreichend viele Angebote – Pubs, Bars und Discos.

Wiget beobachtet, dass Gäste von der Insel immer wieder über die hochalpine Umgebung staunen können. In ihrer Heimat gibt es nichts Vergleichbares. «Das macht sie zu Gästen, die auch dann kommen und ihren Urlaub geniessen, wenn die Wetterbedingungen mal nicht perfekt sind.» Wenn zum Beispiel in einem wärmeren Winter die Schneeverhältnisse nicht top sind. Verbier Tourisme setzt auf «weit entwickelte und intensive Partnerschaften», etwa mit der Londoner PR-Agentur Heaven Publicity.

Gute Flugverbindungen 
mit attraktiven Tarifen sind für den UK-Markt sehr wichtig – vor allem, da es für die Schweiz-Anreise keine gleichwertige Alternative gibt. Die Anreise per Zug kostet mehr, dauert länger und ist wegen Umsteigen und Bahnhofwechsel in Paris umständlich. Ein Pluspunkt für eine Schweizer Destination: wenn es eine an den Flug anschliessende Bahn-Direktverbindung gibt, ab den Flughäfen Genf oder Zürich. So wie die seit Dezember bestehende Direktverbindung von Zürich-Flughafen nach Interlaken.

Die Gäste suchen Swissness und Geselligkeit

In der Ferienregion Andermatt-Urserntal gibt es im Sommer viele Tagesgäste: «Wir haben hier regelmässig auto-, motorrad- und radaffine Briten», sagt Tourismusdirektor Thomas Christen. Er stellt fest, dass UK-Gäste Swissness suchen, zum Beispiel einen Swiss-Fondue-Abend mit gemütlichem Cheminéefeuer.

Wichtig sind auch gesellige Orte wie Pubs, Bars und Restaurants, wo sich Einheimische und internationale Gäste mischen. Andermatt hat da die «Alt Apothek» im Hotel The River House mit Livemusik und grosser Whisky-Auswahl oder das Pinte Pub zu bieten. «Den Briten gefällt das Zusammensein in einer rustikalen Location, die jung, dynamisch und lebendig ist. Da bekommen sie ein heimisches Pub-Gefühl.» Speziell junge Briten sind zudem auf Action aus. Im Sommer gehen sie in den Klettersteig, im Winter in den Tiefschnee.

Bei der Werbung für den Markt UK arbeitet die Destination mit Partnern wie dem bei den Briten beliebten Radisson Blu Hotel Reussen zusammen. Auch der Glacier-Express, der in Andermatt hält, spielt mit seiner internationalen Strahlkraft eine wichtige Rolle bei der Vermarktung. Da fahren auch britische Passagiere mit, die auf diesem Weg nach Andermatt kommen.


Nachgefragt

«Wir erwarten ein deutliches Wachstum»

Briten erwarteten von einer Reise ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sagt Alex Herrmann von Schweiz Tourismus. Die Schweiz müsse besonders die Leistungsseite, den «Value», in den Mittelpunkt stellen.

Herr Herrmann, womit kann die Schweiz bei den Briten punkten? [IMG 3]
Die Briten lieben die Schweiz. Sie steht bei ihnen primär für Skifahren und die sehr populären Panoramazüge, die viele britische Reiseveranstalter anbieten. UK-Gäste schätzen grundsätzlich Schweizer Qualität, Verlässlichkeit und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und sie erwarten eine gewisse Annehmlichkeit beim Reisen.

Zum Beispiel?
Viele Briten sprechen keine Fremdsprache. Daher sollte es selbstverständlich sein, dass im Hotel alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kundenkontakt gute Englischkenntnisse besitzen. Im Umgang mit den Briten hilft es auch, sich der Schweizer Tourismusgeschichte bewusst zu sein, ist diese doch untrennbar mit Grossbritannien und den britischen Adeligen verbunden, die im 19. Jahrhundert die Schweiz im grösseren Stil zu bereisen begannen.

Die Schweiz ist ein teures Reiseland. Welche Rolle spielt dieser Faktor?
Von den 66 Millionen Briten gehört die Mehrheit nicht zu unserer Zielgruppe. Entweder sie reisen kaum international oder sie suchen kostengünstige Strandferien. Daher konzentrieren wir uns vor allem auf die obere Mittelklasse. Wir haben ein Netzwerk von Reiseagenten, die diese potenziellen Gäste betreuen, beraten und deren Reisen buchen. Generell ist es ratsam, die Qualität und den «Value» in den Mittelpunkt zu stellen, nicht den Preis. Bei bestimmten Zielgruppen versuchen wir aber auch kostengünstigere Optionen aufzuzeigen. Nach dem Motto: Eine Reise in die Schweiz ist möglicherweise weniger teuer, als Sie denken. Was bei den Briten gut ankommt, ist das Thema nachhaltige Schweiz. Wir stellen es mit dem Programm Swisstainable immer mehr in den Vordergrund. Nachhaltigkeit allein ist zwar für Briten kein Reisegrund, hat aber zunehmend unterstützenden Einfluss bei ihrer Entscheidung für eine Destination.

Angenommen, ein Schweizer Hotel will im Markt UK Fuss fassen: Wie gelingt das am besten?
Wer in den Markt UK einsteigen will, sollte wissen: Grossbritannien ist ein umkämpfter Markt. Die reisebegeisterten, an sich Schweiz-loyalen Briten werden von allen Seiten umworben. Daher gehören zwei Dinge zu einer Erfolg versprechenden UK-Strategie: eine realistische Einschätzung der Bekanntheit der eigenen Marke im internationalen Wettbewerb und ein mittel- bis langfristiger Planungshorizont. Dazu etwas Geduld, da sich die Erfolge kaum sofort einstellen werden. Grundsätzlich lohnt es sich, den Markt UK anzugehen. Zwar erholt er sich nach den Pandemie-bedingten Rückgängen langsamer als die meisten anderen europäischen Märkte oder der US-Markt. Dennoch ist Grossbritannien attraktiv und birgt grosses Potenzial für die Schweiz, vor allem auch im Sommer und Herbst. Wir erwarten in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum.

Wer in den Markt UK einsteigen will, sollte wissen: Grossbritannien ist ein umkämpfter Markt.

Sie sind auch für den deutlich kleineren Markt Irland zuständig. Was ist bei irischen Gästen zu beachten?
Irland darf nicht als kleinere Kopie von Grossbritannien gesehen werden. Die Sprache ist zwar die gleiche, aber es gibt kulturelle Unterschiede. Viele Iren suchen aktive Ferien und reisen gerne auch in der Nebensaison. Der Reisemarkt Irland hat sich schneller erholt als Grossbritannien. Es ist aber ein kleiner Markt mit aktuell rund 80 000 Hotelübernachtungen pro Jahr. Das ist weniger, als Schottland produziert, die nach England wichtigste Herkunftsregion in Grossbritannien.