In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte Südostasien mehr Übernachtungszahlen als im Vor-Pandemie-Zeitraum Januar bis September 2019. Damals waren es – bezogen auf die Länder Thailand, Singapur, Indonesien, Malaysia, Philippinen und ohne Vietnam – 450'000 Hotelübernachtungen, heute sind es 573'000. Ein sattes Plus von 27 Prozent. Die Gäste aus Thailand und Singapur tragen mit 30 und 29 Prozent am meisten dazu bei. Malaysia kommt auf 18, Indonesien auf 14, die Philippinen auf 9 Prozent.

Das Wachstum setzt sich fort. Für 2024 erwartet Schweiz Tourismus plus 6 Prozent, für 2025 plus 12 Prozent. Wie stark Südostasien boomt, belegen auch die Zahlen von Swiss Travel System. Die Umsätze verdoppeln sich dieses Jahr gegenüber 2019. Bei den Hotellogiernächten dürfte 2026 schon die Millionengrenze in Sichtweite sein. [RELATED]

Südostasien zählt aber auch zu den anspruchsvollsten Märkten – nicht nur, was Kultur, Religion und Sprachen angeht, auch die Reisezeiten unterscheiden sich je nach Land. Innerhalb der einzelnen Submärkte gibt es noch einmal Unterschiede. Nicht so sehr in Thailand, den Philippinen und Vietnam, die ethnisch recht homogen sind. Wohl aber in den multiethnischen Ländern Malaysia, Singapur und Indonesien.

Malaysia hat drei touristisch relevante Gruppen: die muslimischen Malaien – 61 Prozent der Bevölkerung – sowie die chinesisch- und die indischstämmigen Communitys. Auch Singapur ist multi­kulturell, mit den Chinesisch­stämmigen als grösster Bevölkerungsgruppe. Anders als in Malaysia, wo die Ethnien meist getrennt voneinander leben, ist die Bevölkerung hier viel stärker durchmischt. Ähnlich wie in Indonesien, das muslimisch geprägt ist, aber auch viele andere ethnische Gruppen hat.

Das Image des Reiselandes Schweiz ist in Südostasien nahezu perfekt.
Andreas Lorenz- Meyer, Freier Journalist htr hotelrevue

Es ist wichtig, diese Feinheiten zu kennen, zu wissen, welche Erwartungen und Vorlieben die Reisenden in den «Subsubmärkten» Südostasiens haben. Schweiz Tourismus hat begonnen, die Marktbearbeitung weiter zu diversifizieren. Es richtet den Blick auf den muslimischen Markt in Malaysia, Indonesien und Singapur, da diese Gäste auf Reisen spezielle Bedürfnisse haben. Sie möchten Räume zum Beten und Halal-Speisen. Gerade jetzt findet in Kuala Lumpur und Jakarta eine Roadshow mit 16 Schweizer Tourismusunternehmen statt. Sie lernen dort die Sicht der muslimischen Reise­veranstalter kennen. Wertvoller Input, der hilft, massgeschneiderte Angebote zu entwickeln. 

Eine weitere Besonderheit ist der «Lückenfüller-Faktor». Gäste aus Thailand oder Singapur mögen das Herbst- und Frühjahrswetter. Sie kommen dann, wenn andere fernbleiben. Südostasien sorgt in einigen Tourismusorten für eine ausgewogenere Gästeverteilung übers Jahr.

Das Image des Reiselandes Schweiz ist in Südostasien nahezu perfekt. Doch muss auch die Angebotsseite stimmen. Aus Malaysia ist zu hören, dass es für Freizeitgruppen manchmal schwierig ist, Hotelzimmer zu bekommen. Das schnelle Schliessen solcher Lücken entscheidet mit darüber, wie sich der äusserst dynamische 6-Länder-Markt mit seinen 600 Millionen Menschen weiterentwickelt. Es gilt, den ersten Schwung der Nach-Pandemie-Zeit in die kommenden Jahre mitzunehmen.