Noch ist unklar, wie lange der Gastro-Lockdown andauern wird. Am 14. April will der Bundesrat über das weitere Vorgehen entscheiden. Es ist zu hoffen, dass die epidemiologische Lage eine Öffnung der Gastrobetriebe zulassen wird. In Anbetracht der aktuellen Lage – mit steigenden Fallzahlen und der Ausbreitung der britischen Mutation – ist zu befürchten, dass Lockerungsmassnahmen noch nicht in greifbarer Nähe sind. Ein Blick über die Landesgrenze zeigt, dass die Zahlen auch in den Nachbarländern trotz deutlich strengeren Massnahmen bedenklich angestiegen sind und nichts Gutes erahnen lassen.

Doch noch ist nichts beschlossen. Es gilt, den nächsten Mittwoch abzuwarten. Einmal mehr. Warten. Und warten musste die Branche im vergangenen Jahr oft. Zu oft. Das zehrt an den Nerven und an den finanziellen Reserven. Das Geld wird bei immer mehr Betrieben knapp. Trotz Kurzarbeitsentschädigung und trotz Härtefallgeldern, die vielleicht noch nicht geflossen sind oder gar nicht fliessen werden. Da stellt sich die Frage immer drängender: Wie kommt ein Betrieb vorübergehend an die so bitter notwendige Liquidität?

Crowdfunding lautet das Zauberwort. Dass dies wunderbar funktionieren kann, haben etwa Luigina und Moritz Stiefel vom Restaurant Hopfenkranz in Luzern bewiesen. Als ihnen im zweiten Lockdown das Geld langsam auszugehen drohte, lancierten sie Ende Januar eine Crowdfunding-Aktion. Ihre Funding-Schwelle: 10'000 Franken. Eingenommen haben sie während der einmonatigen Aktion mehr als 31'396 Franken. Und haben so sogar ihr anvisiertes Fundingziel von 30'000 Franken übertroffen.

In ihrem Crowdfunding-Projektbeschrieb hiess es: «Langsam wird es knapp und langweilig. Und Langeweile kennen wir grundsätzlich nicht.» Und weiter: «Wir wollen anpacken und Neues ausprobieren.» So haben sie sich attraktive Gegenleistungen für ihre Gäste ausgedacht. Denn selbstverständlich muss man den potenziellen Geldgeberinnen und Geldgebern bei einer Crowdfunding-Aktion etwas bieten. Ganz von alleine fliesst der Rubel dann doch nicht. Kreative Ideen sind also gefragt. Humor ist dabei keineswegs verboten. So war bei Stiefels eine Videobotschaft à 25 Franken dabei, von Moritz Stiefel höchstpersönlich. Einsetzbar etwa als Geburtstagsgeschenk für die liebe Mama oder für andere gesellschaftliche Verpflichtungen, die man verschlafen hatte oder lieber vergessen wollte. Ebenso ein «Plöffer»-Menü-Rezeptheft à 49 Franken sowie eine Moritz-Koch-Helpline à 100 Franken waren zu ergattern. Auch durchaus Kostspieligeres wie ein mehrtägiger Koch-Stage beim Küchenchef à 790 Franken oder ein Private-Dinner inklusive Weinbegleitung à 1600 Franken für maximal vier Personen waren zu haben.

Bei der Crowdfunding-Aktion mitgemacht haben 183 Leute. Das zeigt erstens, dass treue Gäste durchaus bereit sind, ihr Lieblingsrestaurant in diesen schwierigen Zeiten durch den Kauf einer vielversprechenden Dienstleistung zu unterstützen. Zweitens, dass es sich lohnt, auf Stammgäste zu setzen oder, neudeutsch ausgedrückt, eine Community aufzubauen. Denn ist eine Verbundenheit zwischen Gastgeber und Gast da, so ist die Bereitschaft viel höher, einen Betrieb gegen eine Gegenleistung finanziell zu unterstützen. So bleibt den Gästen die geliebte Beiz und den Gastgebern der geliebte Betrieb erhalten. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.