Die gute Nachricht zuerst:Gegenüber demVorjahr hat der Anteilder Direktbuchungenin der Schweizer Hotellerie leichtzugelegt. 2017 lag der Marktanteilder Hotellogiernächte, die auf direktemWeg gebucht wurden(schriftlich, mündlich, oder überdie hoteleigene Website), bei gut59 Prozent. 2016 waren es nochrund ein Prozent weniger.

Zu diesemErgebnis kommt eine amDonnerstag veröffentlichte Studieder HES-SO Valais-Wallis zur Vertriebssituationder Schweizer Hotellerie,die zum dritten Mal inFolge durchgeführt wurde. Verglichenmit einem Direktbuchungsanteilvon noch 75 Prozent vorzehn Jahren, nimmt sich dieserleichte Anstieg jedoch recht bescheidenaus.

Kaum noch Konkurrenz unter denOnline-Buchungsplattformen
Bemerkenswerter ist da schoneher der nur minimale Anstiegvon knapp einem halben Prozentdes Logiernächte-Marktanteilsder Online-Buchungsportale(OTAs). 2017 betrug ihr Anteil beiden Buchungen 27,7 Prozent. InAnbetracht des grossen Sprungsvon 2015 auf 2016, als die OTAsihren Marktanteil von 20,6 auf27,3 Prozent steigern konnten,liegt der aktuelle Wert deutlichunter dem, was man in der Branchebefürchtete. Eine Entwarnungist dies für Schweizer Hotelierstrotzdem nicht.

Schlüsselt man den Marktanteilder OTAs nach den einzelnen Anbieternauf, erkennt man, dasssich die Dynamik der letzten Jahrefortsetzt. Die «grossen Drei» Booking,Expedia und HRS beherrschenden OTA-Markt mit insgesamt94 Prozent praktischvollständig. Der mit Abstandgrösste Player, Booking, konnteauch im vergangenen Jahr ummehr als 2 Prozent auf Kosten derKonkurrenz zulegen. Mit 75,6 ProzentMarktanteil dominiert Bookingden OTA-Markt in derSchweiz so stark wie nie zuvor(Siehe Grafik oben in der Bildergalerie).

Die Nummer Zwei, Expedia,konnte die Marktanteilverlusteseit 2015 teilweise wiedergutmachenund liegt aktuell bei 13,4Prozent. Die leichte Erholung seivor allem auf Zunahme von USamerikanischenGästen zurückzuführen,die 2017 wieder vermehrtin die Schweiz gereist sind,ist man bei hotelleriesuisse überzeugt.Expedia spielt im angelsächsischenMarkt traditionelleine starke Rolle (Siehe Grafik oben in der Bildergalerie). DenBeweis, dass Expedia auch längerfristigseinen Anteil am SchweizerHotelgeschäft gegenüber Bookingbehaupten kann, wird das Unternehmenallerdings in den nächstenJahren erbringen müssen.

Ein im Vergleich zum Vorjahrdeutlich kleineres Stück vom Kuchenerhält dagegen schon jetztHRS: 2016 noch mit 8,1 ProzentMarktanteil dabei, verliert dashauptsächlich im deutschsprachigenRaum bekannte Portal deutlichund kommt neu nur noch auf5 Prozent. Booking dränge dieMitbewerber weiter aus demMarkt und baue seine Monopolstellungaus, kommentierte hotelleriesuissedie Ergebnisse. «Angesichtsder neusten Zahlen kannman eigentlich nur noch von zweirelevanten Akteuren sprechen,Booking und Expedia», so ChristopheHans, Leiter Wirtschaftspolitik.Die ohnehin grosse Marktmachtvon Booking sei somit imvergangenen Jahr noch grössergeworden.

Mit steigender Abhängigkeitwächst der Druck
Insgesamt generieren heute44 Prozent der Hotels mehr als 30 Prozent ihrer Logiernächte überOTAs. Bei fast jedem fünften Betriebliegt dieser Anteil sogar beimehr als 50 Prozent, was die grosseAbhängigkeit vieler Betriebevon den Online-Vertriebspartnernaufzeige, so ein weiteres Ergebnisder Umfrage.

Erstmals befragtedie Studie die Hotels ausserdemzu ihrem Verhältnis zu den OTAs.Dazu, wie die Hotels die Zusammenarbeitmit den Plattformengenerell bewerten, gibt die Studiekeine Antwort. Jedoch gab fast jederzweite Betrieb (46 Prozent) an,er fühle sich von den Online-Anbieternunter Druck gesetzt, Geschäftsbedingungenzu akzeptieren(zum Beispiel bezüglichStornierungen), die er von sichaus nicht anbieten würde.

43 Prozentder Befragten gaben an, bereitsvon OTAs «gedrängt» wordenzu sein, kostenlose «last-Minute»-Stornierungen zu akzeptieren. Dieallermeisten Betriebe stuften diesals «störend» ein. Zwei Drittel derHotels wurden bereits von Gästennach «Rückerstattungen» gefragt,obwohl sie die Buchung als «nonrefundable»-Rate über Bookingoder andere OTAs gebucht hatten.Bei einem Drittel der Befragtenkomme dies sogar «regelmässig»vor. Christophe Hans wertet diesals direkte Folge der zunehmendaggressiv beworbenen Stornierungsmöglichkeitenunter anderemauf Booking.com.

Ein Drittel nutzt umstritteneBevorteilungen im Ranking
Für Unmut unter den Partnerhotelsvon Booking & Co. sorgtenauch im letzten Jahr die umstrittenenSuch-Rankings auf den OTASites,beziehungsweise die Tatsache,dass man sich durch Zahlunghöherer Kommissionen in denSuchergebnissen hochkaufenkann.

Knapp ein Drittel (29 Prozent)der befragten Hotels gab an,bereits die von OTAs angebotenenMöglichkeiten (Ranking Booster,Preferred-Partner-Programme)genutzt zu haben, um ihr Rankingin den Suchergebnissen zu verbessern.

Als Motiv gaben diemeisten an, damit punktuell dieNachfrage in schwachen Zeitenstimulieren zu wollen. Fast dieHälfte nannte zudem die Verschaffungeines Vorteils gegenüberder Konkurrenz als Grund.


Studie: Die VertriebssituationderSchweizer Hotels
270 Hotelbetriebe in derSchweiz (davon 182 klassifiziert)nahmen an der Umfragedes Instituts für Tourismus derFachhochschule WestschweizWallis von Januar bis März2018 teil. 57 Prozent derBefragten betreiben ihrGeschäft ganzjährig, 43 Prozentsind Zwei- oder Einsaisonbetriebe.Dreiviertel bewirtschaftenweniger als 50 Zimmer,gut ein Drittel sogarweniger als 20. Fast Dreiviertelder Hotelbetriebe liegen ineinem Ort mit weniger als10'000 Einwohnern. 79 Prozentsind Einzelhotels, die übrigen21 Prozent kooperieren mitoder sind Teil einer Kette. DieStudie wurde vom Verbandhotelleriesuisse in Auftraggegeben. (pt)