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Neue BHMS-Hotelfachschule in Zürich mit 250 Studienplätzen.
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EHL begrüsst zusätzliche Bildungsangebote für internationale Fachkräfte.
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HotellerieSuisse, Gastrosuisse und SHL äussern teils deutliche Kritik.
Die Business & Hotel Management School (BHMS) eröffnet im November 2025 einen neuen Standort in Zürich-West. Trägerin ist die private Benedict Education Group mit Hauptsitz in Zürich. Das Ausbildungsangebot ist nicht neu. In Luzern führt Benedict seit Jahren dasselbe Programm.
Internationaler Bachelorabschluss mit Fragezeichen
«Der Bachelor richtet sich an künftige Fachkräfte in der internationalen Hotellerie und im Dienstleistungssektor», sagt Heinrich Meister, CEO der Benedict-Schulen. Die dreijährige Ausbildung verbindet Theorie mit Praxis in Hotels, Airlines oder verwandten Branchen. Die Kurse finden – anders als in Luzern – auf Englisch und Deutsch statt. Darin sieht Meister grosses Potenzial.
Die Absolventinnen und Absolventen erhalten einen Bachelorabschluss in Hospitality oder Global Business Management. Dieser werde durch eine ausländische Partnerhochschule verliehen, so Meister. Sie sind im Schweizer Bildungssystem nicht integriert und dadurch von der Schweiz weder anerkannt noch subventioniert.
Für die Zulassung gelten bestimmte Voraussetzungen. Im Gespräch nennt Meister den Nachweis eines EFZ, einer Matura oder sechs Jahre Berufserfahrung als Eintrittskriterium. Gleichzeitig wirbt die offizielle Website mit einem anderen Versprechen: «Gerade für den Bereich Hospitality oder Business sind keine branchenspezifischen Vorkenntnisse nötig – das Studium beginnt auf praxisnaher Einstiegsstufe.» Die Aussagen widersprechen sich.
Schwerpunkt kaufmännische Fächer
Inhaltlich unterscheidet sich das Studium von klassischen Hotelfachschulen. Küche und Service spielen nur eine untergeordnete Rolle. Der Schwerpunkt liegt auf kaufmännischen Fächern wie Buchhaltung, Marketing oder Personalführung. «Wir bilden keine Köche aus», sagt Meister auf Nachfrage. «Wir bilden Führungspersönlichkeiten für die Dienstleistungswirtschaft.» Die Ausbildung sei praxisorientiert, aber nicht handwerklich geprägt.
Diese Schwerpunktsetzung stösst in der Branche auf gemischte Reaktionen. Gastrosuisse anerkennt das Engagement neuer Bildungsanbieter, auch wenn dieses vom guten Image der Schweiz profitieren. Gleichzeitig betont der Verband die Bedeutung praktischer Gastronomiekompetenz. «Wer führen will, muss auch das Handwerk kennen», sagt Beat Imhof, Präsident von Gastrosuisse.
Die EHL Hospitality Business School in Lausanne äussert sich offener. Sie sieht in zusätzlichen Programmen einen Beitrag zur Stärkung des Bildungsstandorts Schweiz. Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal sei hoch. «Solche Angebote helfen, Talente zu gewinnen», sagt Dekan Achim Schmitt.
Kritik aus Luzern und von bildungspolitischer Seite
Christa Augsburger, Direktorin der SHL Schweizer Hotelfachschule Luzern, kritisiert, dass Schulen wie BHMS vom Ruf der Schweizer Hotelfachausbildung profitierten, ohne selbst eidgenössisch anerkannte Abschlüsse zu vergeben. «Unsere Rahmenlehrpläne werden mit der Branche entwickelt, durchlaufen anspruchsvolle Anerkennungsverfahren und stehen unter kantonaler Aufsicht.» Der Bachelor von BHMS werde über eine ausländische Hochschule vergeben. Mit dem Schweizer Bildungssystem habe das nichts zu tun. Für sie ist klar: «Die Schweiz hat seit über 100 Jahren erstklassige Ausbildungen mit internationalem Ruf. Ich sehe nicht, warum es dieses Angebot zusätzlich braucht.»
Augsburger findet es irreführend, wenn Programme, die Buchhaltung betonen, so dargestellt werden, als sei das etwas Neues. «Finanzmanagement, Marketing und Personalführung haben in allen staatlich anerkannten Hotelfachschulen seit jeher einen hohen Stellenwert», sagt sie. Dass dabei der handwerklich-gastronomische Teil erhalten bleibt, sei Absicht und notwendig für die Qualität.
Bildungsversprechen mit Haken
Carla Gasser, Fachexpertin Bildungspolitik von HotellerieSuisse, sieht in der BHMS einen Trittbrettfahrer, der vom internationalen Ansehen der Schweizer Hotelfachschulen profitiere. «Wenn eine Schule mit einem stilisierten Schweizer Kreuz auftritt, entsteht für Aussenstehende der Eindruck, es handle sich um eine eidgenössisch anerkannte Schweizer Hotelfachschule, aber das ist sie aber nicht.»
Gleichzeitig hält Gasser fest: Die BHMS steht auf der L-GAV-Liste, was bedeutet, dass ihre Studierenden Anspruch auf Praktikumslohn haben. «Damit profitieren die Betriebe von einsatzbereiten Kräften. Aus betrieblicher Sicht kann das durchaus attraktiv sein.»
Gasser weist zudem darauf hin, dass die Schule gezielt Drittstaatenangehörige anspricht, also Studierende aus Ländern ausserhalb des EU/EFTA-Raums. «Diese erhalten nach Abschluss der Ausbildung keine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz. Das heisst, sie werden ausgebildet, aber können hier nicht bleiben. Das Argument der Fachkräfteförderung durch diese Angebote wird somit hinfällig.»
Der Zeitpunkt für den neuen Standort ist bemerkenswert. Die Hotelfachschule Zürich befindet sich im Rückzug. Das Ausbildungsrestaurant Belvoirpark wurde bereits 2022 geschlossen. Der Schulbetrieb endet voraussichtlich 2027. Ein geplanter Campus der Hotelfachschule Zürich mit Internat ist in Planung, eine schnelle Umsetzung aber nicht sicher.
Benedict nutzt die Lücke und belebt den neuen Campus liegt in Zürich-Altstetten. Die Mietdauer beträgt zwanzig Jahre. Eine Verlängerung ist möglich. Ob sich diese in Zürich durchsetzt, wird sich zeigen.
