Mit Ausnahme des Monats Februar, wo die Logiernächte um 1,2 Prozent zurückgingen, wurde 2017 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode in allen Monaten eine Zunahme verbucht. Dabei wurde, um die Auswirkungen von Ostern zu beseitigen, die Resultate der Monate März und April gemeinsam betrachtet, wie das Bundesamt für Statistik am Donnerstag mitteilt. Am stärksten war das Wachstum im Juni, gefolgt von Ostern, also März und April, und Juli.

Damit nähert sich die Schweizer Hotellerie nach acht schwierigen Jahren wieder den Rekordwerten, die vor der Finanzkrise verbucht werden konnten.

Rekordnachfrage von inländischen Gästen, starke Zunahme der Gäste aus Amerika und Asien
2017 belief sich die inländische Gesamtnachfrage auf 16,9 Millionen Logiernächte (+675 000 / +4,2%) und erreichte damit einen bisherigen Höchststand. Die ausländische Nachfrage verzeichnete mit 20,5 Millionen Logiernächten ebenfalls einen Anstieg 1,2 Millionen Übernachtungen (+6,1%).

Nach rückläufigen Zahlen im Jahr 2016 zog die asiatische Nachfrage wieder an (+588 000 Logiernächte / +12,8%). Laut der Branchenorganisation Schweiz Tourismus bleibt Asien damit der Wachstumstreiber für den Schweizer Tourismus. Die stärkste Zunahme dieses Kontinents verzeichneten die Gäste aus China (ohne Hongkong) mit einem Plus von 148 000 Logiernächten (+13,1%). Ein vergleichbarer Aufwärtstrend war auch bei der Nachfrage aus Indien, der Republik Korea und Japan zu beobachten.

Die Golfstaaten hingegen registrierten mit einem Minus von 39'000 Logiernächten (-4,1%) den stärksten Rückgang aller Herkunftsländer.

Der seit 2012 verzeichnete Aufwärtstrend bei der Nachfrage aus dem amerikanischen Kontinent setzte sich fort (+307 000 Logiernächte / +12,3%). Mit 212'000 zusätzlichen Logiernächten verbuchten die Vereinigten Staaten das stärkste absolute Wachstum aller ausländischen Herkunftsländer und erreichten damit den höchsten Stand seit 2000. Der starke Anstieg der amerikanischen Gäste erklärt die Branchenorganisation unter anderem mit der soliden US-Wirtschaft und den zusätzlichen Direktflügen.

Der europäische Kontinent sorgte für 255'000 zusätzliche Logiernächte (+2,2%). Den grössten Beitrag leisteten die Gäste aus Belgien (+49'000 / +9,1%). Dahinter folgen Deutschland (+41'000 / +1,1%), das seit 2008 kein Plus mehr verzeichnet hatte, Spanien und Russland. Die Nachfrage aus Italien erhöhte sich nur leicht und jene aus Frankreich blieb stabil.

Bei den Gästen aus dem Vereinigten Königreich wurden hingegen 18'000 Logiernächte weniger registriert, was einem Rückgang von 1,1 Prozent entspricht. Ozeanien verzeichnete ein Plus (+41'000 / +12,7%), Afrika ein Minus (-6'500 / -2,3%).

Logiernächteplus in allen Tourismusregionen
Alle 13 Tourismusregionen wiesen im Jahr 2017 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode eine Logiernächtezunahme auf. Mit Zuwächsen zwischen 5 und 8 Prozent verzeichneten insbesondere die Berggebiete nach Jahren im Sinkflug wieder ein deutliches Wachstum. Bern Region registrierte mit einem Plus von 387'000 Logiernächten (+8,2%) den grössten Anstieg. An zweiter Stelle folgt Zürich Region (+340'000 / +6,0%), an dritter das Wallis (+255'000 / +6,9%). Dahinter kommen Graubünden (+226'000 / +4,9%) und das Tessin (+175'000 / +7,7%).

Für die nationale Marketingorganisation sind diese Zahlen der Beleg, dass der SchweizerTourismus die Trendwende geschafft hat. «Die achtjährige Durststrecke istüberstanden», sagte der neue Direktor von Schweiz Tourismus MartinNydegger am Donnerstag vor den Medien. «Aus dem wichtigen Markt Europaströmen die Gäste wieder in die Schweiz.»

Nydegger ist darum auch zuversichtlich, dass derAufwärtstrend anhält. Für die laufende Wintersaison prognostiziert die Branchenorganisation ein Plus von 4 bis 5 Prozent bei den Logiernächten. Damit ist Schweiz Tourismus indes optimistischer als die Konjunkturforschungsstelleder ETH KOF; sie sagt ein Plus von 3,6 Prozent voraus.

Stabile Aufenthaltsdauer und leichter Anstieg der Nettozimmerauslastung
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag 2017 wie bereits im Jahr 2016 bei 2,0 Logiernächten. Ausländische Gäste blieben im Durchschnitt 2,1 Nächte und verweilten damit etwas länger als Schweizer Gäste (2,0). Graubünden verzeichnete mit 2,7 Nächten die längste Aufenthaltsdauer aller Tourismusregionen, gefolgt vom Wallis mit 2,3 Nächten. Am wenigsten lang blieben die Gäste mit 1,6 Nächten in der Fribourg Region.

Die Nettozimmerauslastung belief sich im Jahr 2017 auf 52,9 Prozent (2016: 51,3%). Unter den Tourismusregionen wies Genf mit 66,3 Prozent die stärkste Auslastung auf. Es folgt Zürich Region mit einer Auslastung von 64,6 Priozent. Die geringste Auslastung verzeichnete die Ostschweiz mit 39,7 Prozent.

Neue Tourismussaison Herbst
An der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus erklärte Nydegger, dass die Branchenorganisation die Digitalisierung weiter vorantreiben und die Kommunikation stärker auf Frauen ausrichten will, weil diese in immer stärkerem Ausmasse entscheiden, wohin die Reise geht. «Unsere Sprache und Ästhetik sollen sinnlicher und verspielter werden», so der Nachfolger des langjährigen ST-Chefs Jürg Schmid.

Inhaltlich will Nydegger im Ausland die Schweiz neu auch als Destination für gutes Essen und Gesundheit positionieren. In der Schweiz selbst ist der Herbst Marketing-Schwerpunkt. Schweizerinnen und Schweizern soll diese Jahreszeit als neue, eigenständige Saison angepriesen werden. «Der Herbst hat sich vom grossen Bruder Sommer emanzipiert», so der neue ST-Direktor an seiner ersten Jahresmedienkonferenz. Seine Stichworte dazu sind Farben, Kulinarik, Brauchtum und Soft Outdoor, womit vor allem das gute alte Wandern gemeint ist. (sda/htr/npa)

Mehr zu Martin Nydegger, und welche Akzente er als Direktor von Schweiz Tourismus setzen will, erfahren Sie im Exklusiv-Interview mit der htr hotel revue.