Roland Barmet, Sie haben mit dem Hotel Cascada bei den Swiss Arbeitgeber Awards in der Kategorie Kleine Unternehmen (50 bis 99 Mitarbeitende) den ersten Platz belegt. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Es ist eine grosse Freude für mich und den Vizedirektor Thomas Ulrich, dass es den Mitarbeitenden wohl ist und sie unseren Führungsstil schätzen.

Das Gastgewerbe ist nicht gerade für attraktive Arbeitsbedingungen bekannt. Wie schafft man es, als Hotel einen solchen Award zu gewinnen?

Mit persönlicher Wertschätzung der Mitarbeiter und deren Unterstützung bei der Entwicklung. Auch Fairness, die Vorbildfunktion des ganzen Kaders, Belohnungen und Benefits sind wichtig. Diese müssen die unattraktiven Arbeitszeiten und die Stress-Situationen kompensieren.

Zur Person
Roland Barmet-Garcia ist seit 1988 Gastgeber im Cascada Hotel in Luzern. Der 57-Jährige ist gelernter Koch und Absolvent der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern (SHL) sowie des Nachdiplomstudiums von hotelleriesuisse. Der Hotelier ist Mitglied im Vorstand Luzern-Hotels und in der Kurtaxenkommission der Stadt Luzern, hat Einsitz in der Berufsbildungskommission und ist Teil der ERFA-Gruppe von hotelleriesuisse. Er war Präsident des Luzerner Fasnachtskomitees 2016 und sucht privat den Ausgleich mit Tai Chi, Mountainbike, Salsa und Saxophon. Ausserdem ist Roland Barmet-Garcia Besitzer eines Weingutes im spanischen Villafranca del Bierzo. Der Hotelier ist seit 36 Jahren verheiratet mit seiner Frau Raquel. Das Ehepaar hat eine 28-jährige Tochter und einen 27-jährigen Sohn.

Thomas Ulrich nannte nach der Auszeichnung als Erfolgsrezept die hauseigenen «Kaskade-Werte». Was genau ist damit gemeint?

Wir haben gemeinsam vor acht Jahren unsere «Kaskade»-Werte definiert und leben diese zusammen mit den Mitarbeitern. Dazu gehören Achtsamkeit, Service und Qualität, Kollegialität, Ausgeglichenheit, Durchführung und Entwicklung.

Was zeichnet einen guten Arbeitgeber Ihrer Meinung nach aus?

Ich begrüsse jeden Mitarbeiter täglich mit Handschlag und Namen, wenn ich ihn oder sie das erste Mal am Morgen sehe. Ich respektiere und schätze alle. Ich behandle jeden Mitarbeiter als verlängerten Arm zu meinen Gästen.

Wie könnte man die Berufe im Gastgewerbe für junge Lernende noch attraktiver gestalten?


Unsere Berufe sind attraktiv, vielseitig, sozial eingebunden – es liegt an jedem Arbeitgeber, das auch so vorzuleben und zu gestalten.

Worauf schauen Sie am meisten, wenn Sie eine neue Mitarbeiterin oder einen neuen Mitarbeiter anstellen?

Ob die Person eine positive Lebenshaltung hat, ob beim Schnuppertag gegenseitige Anerkennung stattfindet und ob die notwendigen Qualifikationen mitgebracht werden.

Sie sind seit fast 30 Jahren Gastgeber im Cascada Hotel in Luzern. Ist Ihnen die Arbeit noch nie verleidet?

Es gibt wirklich nichts Schöneres als täglich mit Freude arbeiten zu gehen, den Betrieb stetig weiterentwickeln zu können und von wohlwollenden Menschen umgeben zu sein.

[IMG 2]

Was waren die grössten Veränderungen, die Sie als Direktor im Hotel mitgemacht haben?

Die stetige eigene Veränderung mit all den Erfahrungen in den Jahren. Welcher angestellte Hoteldirektor hat die Möglichkeit, einen Hotel- und Restaurantnamen zu ändern und seine Ideen so zu verwirklichen?

Was sind die grössten Herausforderungen beim Führen eines 4-Sterne-Stadthotels?

Die zunehmende «Ver-Administrierung» mit Auflagen, neuen Gesetzen und Verordnungen. Zusätzlich kommen Gäste und Mitarbeitende immer häufiger aus Kulturen, welche wir noch nicht richtig kennen und mit deren Umgang «Fehltritte» passieren können. Schlussendlich auch die Digitalisierung, die alles hektischer und unverbindlicher macht.

Sie sind gelernter Koch. Vermissen Sie diesen Beruf manchmal?

Ich habe vor jedem guten Koch grosse Hochachtung. Zum Ausgleich gebe ich in Form von Team-Events über 50 Kochkurse pro Jahr. Am Wochenende koche ich oft für die Familie und Freunde zu Hause.

Wenn Sie heute Gäste empfangen, was würden Sie für sie kochen?

Eine schmackhafte Paella mit Berücksichtigung von Spezialwünschen der Gäste. Das gibt es nicht überall – dazu beim Apéro etwas mit unserem eigenen Olivenöl und zum Trinken natürlich den Wein «esencial» von unserem Weingut in Nordspanien.

[IMG 3]

Wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten, worauf achten Sie am meisten?

Auf alle meine Sinne – vor allem muss es gut riechen.

Was macht Sie wütend?

Wut kenne ich nicht! Enttäuschen tut mich ein Wortbruch.

Wie sieht Ihr «perfektes» Hotel/Restaurant aus?

So wie das Bolero Restaurante – trendig, wohlfühlig, konzepttreu, variantenreich.

Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?

Meine spanische Frau Raquel, mit der ich nun 36 Jahre zusammen bin.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen – und warum?

Die Fähigkeiten, die ich habe, sind für mich bestimmt und reichen für meine Ziele.

Wie erholen Sie sich nach einem anstrengenden Tag?

Bei körperlicher Anstrengung «Beine hoch lagern», bei geistiger «ab in die Natur» mit dem Mountainbike.

Hätten Sie gern einmal ein Jahr frei? Was würden Sie dann machen?

Die Arbeit befriedigt mich genug. Ein wenig mehr Zeit auf dem eigenen Wein- und Olivengut in Spanien wird mit der Pension realisiert.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Die Eröffnung eines Gästehauses auf dem Weingut in Spanien. (og)