In der Destination Flims Laax Falera hat man schon früh erkannt, dass gebündelte Kräfte viel bewirken können. Dieser Kooperationsgedanke dringt durch die ganze Destination und hat im Dezember 2022 ein neues Angebot hervorgebracht: Neun unabhängige Hotels gingen untereinander eine Partnerschaft ein. Die Gäste können die bestehenden Wellnessanlagen aller Hotels im sogenannten Spa Around kostenlos nutzen. Mit dem Spa Around können sie neun unterschiedliche Wellnessbereiche kennenlernen, darunter Wellnessoasen wie das Hotel Adula Spa mit 1200 Quadratmetern; insgesamt sind es 10 000 Quadratmeter. Das dürfte die grösste und vielleicht auch diverseste Hotelwellnessanlage der Schweiz sein.

Entstanden ist der Gedanke im Spätsommer des vergangenen Jahres, als sich die Hoteliers der Region austauschten. Die Planung, der Aufbau der Buchungsplattform und die Kommunikation erfolgten innerhalb weniger Monate.

Mitinitiant Paul Urchs vom Hotel Adula sagt: «Wir wollten die Randsaisons beleben, ohne dass wir Geld reinstecken, und kamen so auf die Idee mit dem Spa Around.» Dass ein Hotel seine Infrastruktur auch Gästen anderer Hotels gegen Bezahlung zur Verfügung stellt, ist bekannt. Neu am Spa Around ist, dass es für die teilnehmenden Betriebe wie auch für die Gäste kostenlos ist und die Hotelpreise nicht erhöht werden. Die Partnerhotels verfolgen das Ziel, in der Zwischensaison attraktiver zu werden, mehr Gäste anzulocken und damit die Auslastung zu steigern.

Wir wollten die Randsaisons beleben, ohne dass wir Geld reinstecken. Paul Urchs, Mitinitiant Spa Around und Gastgeber Hotel Adula

Möglich macht es ein digitales Buchungssystem, finanziert von der Tourismusorganisation FLFM AG. Dabei handelt es sich um eine intuitiv nutzbare Website, auf der die Gäste ihren Aufenthalt im Wellnessbereich des Partnerhotels buchen können. Sie klicken auf den Button des entsprechenden Hotels und wählen ein Datum aus. Danach geben sie ihren Namen, die E-Mail-Adresse, das Aufenthaltshotel und die Zimmernummer an. Es bleibt nur noch, die Badetasche zu packen, den Spabereich des Partnerhotels aufzusuchen und – wie es der Name sagt – ein Spa Around zu geniessen. Im Partnerhotel werden die Gäste jeweils anhand der Zimmer- oder Gästekarte identifiziert und ihnen wird so der Zugang zum Spabereich ermöglicht.[RELATED]

Um den Gästefluss zu kontrollieren, werden die Eintritte kontingentiert. Dieses Kontingent wird von einer zuständigen Person des jeweiligen Hotels je nach erwartetem Besucheraufkommen verwaltet. Das Kontingent ist auf der Website hinterlegt. Weil die internen Gäste immer Vorrang haben, wird bei der Kontingentierung auch darauf geachtet, wie gut das eigene Hotel ausgelastet ist. Wenn ein Hotel voll belegt ist, bietet es nur wenige oder keine Spa-Around-Plätze an. Wenn es über genügend Zimmerkapazität verfügt und damit wenige eigene Gäste im Spabereich erwartet, erhöht es die Kapazität für Auswärtige.

«Die ersten Feedbacks von Hoteliers und Gästen sind positiv», sagt Urchs. Die Gäste schätzten die Abwechslung und das einfache Buchen. Zudem brauche es keine Spezial-App.

Angebot auf die Hochsaison ausdehnen und profitieren
Ursprünglich wollten die Hoteliers das Spa Around bloss in der Zwischensaison und in den Sommermonaten anbieten und sich damit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Destinationen erarbeiten. Als die Initianten bemerkten, wie einfach die Kontingentierung und damit die Lenkung der Besucherströme ist, haben sie sich entschieden, Spa Around auch in der Winterhochsaison anzubieten. Die Hoteliers landeten einen Volltreffer. «Das Angebot kam gut an, nicht nur aufgrund der schneearmen Saison, sondern auch aufgrund des Wetters», sagt Urchs. Er betont, dass das Spa Around keinen direkten Einfluss auf die Auslastung der Wellnessanlagen habe, denn insgesamt bleibe die Anzahl der Wellnessgäste gleich gross, ob sie im eigenen Hotel blieben oder in einem Partnerhotel weilten. Wichtiger ist ihm die Zufriedenheit der Kunden, weil sie jeden Tag ein anderes Spa ausprobieren können.

Die Hotels nutzen die Plattform von Spa Around auch, um Zusatzangebote zu platzieren. Man kann über die Plattform nämlich Massagen und andere Anwendungen in den Partnerhotels buchen. Ebenfalls wird über Wellnessevents informiert. Mit diesen Angeboten sollen Zusatzverkäufe ermöglicht werden.

Wirtschaftlicher Nutzen kann gross sein bei Zusammenarbeit
Paul Urchs ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit nicht nur beim Wellnessangebot Sinn ergibt, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Momentan diskutiert der lokale Hotelierverein darüber, wie sich die Hotels in der Zwischensaison spezialisieren und ergänzen können, um Kosten zu sparen. «Im November kann es durchaus sinnvoll sein, nur drei von insgesamt zehn Hotelrestaurants offen zu halten», sagt Urchs. Die Idee ist, diese drei Hotelrestaurants kostendeckend zu betreiben und in den anderen sieben keinen Verlust zu schreiben. Im Gegenzug würde ein anderes Hotel den Spabereich offen halten, ein weiteres den Seminarbereich betreiben oder den Nachtclub. Wenn sich alle Hotels in Absprache miteinander auf einen Teilbereich ihres Angebotes konzentrierten, könnte man die Kosten in wenig frequentierten Zeiten tief halten, sagt Urchs.

Bei solchen Ideen würden in der Regel nicht alle Hoteliers mitziehen, aber im Moment herrsche unter den Hoteliers der Destination eine gute Stimmung, der Wille sei gross, zusammenzuarbeiten und voranzukommen.


Expertenwissen

Wellnessboom erreicht breiten Mittelstand

Die Nachfrage nach Wellness ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Sie wurde durch Corona sogar noch verstärkt. «Weil sich Gesundheits- und Wellnessanwendungen positiv auf die Stressresilienz auswirken, erhielten sie eine neue Bedeutung», sagt Damian Stricker, Inhaber und Geschäftsleiter der Küng Wellness AG in Sursee LU. Was früher von einer gesundheitsbewussten Klientel mit grossem Portemonnaie genutzt wurde, ist inzwischen im breiten Mittelstand angekommen. Und somit steigt auch die Nachfrage nach einem abwechslungsreichen Wellness-, Spa- und Fitnessangebot – privat und auswärts.

Damian Stricker ist überzeugt, dass das Thema in Zukunft sogar noch wichtiger wird. Anzeichen gibt es in den Vereinigten Staaten, wo Ärzte bei kardiovaskulären Erkrankungen Saunabesuche und Wellnessangebote verordnen. «Die positive Wirkung von Sauna, Kneipen und Co. ist in zahlreichen Studien belegt», sagt Stricker. Beispielsweise ist erwiesen, dass saunieren das Immunsystem trainiert und sich positiv auf das Herz, die Gefässe, die Atemwege sowie den Stoffwechsel auswirkt. Saunieren erhöht sogar die Lebenserwartung, und zwar, weil es vor plötzlichem Herztod schützen kann, wie Wissenschaftler der Universität Ostfinnland in Kuopio in einer Langzeitstudie herausgefunden haben.

Nachfrage nach guten Wellnessangeboten steigt
Da immer mehr Gäste wellnessen, steigt auch die Nachfrage in den Hotels. Die Ansprüche der Gäste an eine grosszügige und schöne Wellnesslandschaft wachsen ebenfalls. Die Investitions-, Energie- und Unterhaltskosten aber wiegen schwer. Das kann nicht jedes Hotel auf die Zimmerpreise abwälzen. Deshalb empfiehlt Damian Stricker den Hoteliers, zusammenzuspannen. Es lohne sich, das Wellnessangebot koordiniert zu planen und zu bauen, weil so grössere und schönere Anlagen möglich sind, als wenn sich jeder Hotelier auf einen Anwendungsbereich wie Sauna oder Poollandschaft spezialisiert. Daraus ergeben sich zwei Vorteile. Die Kosten werden gesplittet, und die Gäste erhalten ein professionelleres Angebot, als wenn jedes Hotel alles anbietet, aber dafür kleiner und weniger divers. «Am Ende zahlt sich die Zusammenarbeit aus», ist Stricker überzeugt. Ausser in Laax sieht er jedoch keine entsprechenden Ansätze: «Das Gärtchendenken ist in der Branche noch immer weit verbreitet.» Das versteht Stricker nicht, schliesslich befinde sich die Konkurrenz in vergleichbaren Destinationen und nicht in der Nachbarschaft. bb