Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers?

Freut euch am Aufblühen und am Erfolg anderer Mitarbeitenden im Unternehmen. Schafft jeden Tag eine kleine Veränderung an euch selbst. Tragt Sorge zu den anderen und tragt Sorge zu euch selbst. Ein bisschen Demut hat noch niemanden geschadet – 
uns allen nicht. Schafft für die Gäste öfters eine Verblüffung und seid stets grosszügig.

Was zeichnet einen sehr guten Hotelier aus?

Konstanz und Durchhaltevermögen im Erbringen einer Dienstleistung. Offen auf die Menschen zugehen können.

Nach der Kochlehre absolvierte Christian Lienhard die Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich und stieg als Operations Analyst beim Mövenpick-Konzern ein. Der 59-Jährige war stellvertretender Direktor im Hotel Giardino Ascona und führte das Golfhotel Les Hauts in Gstaad. 2014 wurde er zusammen mit seiner Frau Damaris im Hotel-Rating von Karl Wild mit dem Titel «Hotelier des Jahres» ausgezeichnet.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Ich lerne viele spannende, fremde und interessante Menschen kennen und kann ihnen während der schönsten Tage im Jahr etwas Gutes tun. Gleichzeitig kann ich 
mit meiner Frau zusammen arbeiten. 
Ihre Talente helfen mir und umgekehrt. 
Es ist eine Herzens­angelegenheit.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Qualität vor Quantität. Weniger ist mehr, dafür zu einem guten Preis. Was nützt uns die Steigerung der Logiernächte, wenn der Preis nicht mehr stimmt?

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Das ganze Preis-Dumping. Wie kann man 50 Prozent Rabatt geben, wenn wir in der Hotellerie im Durchschnitt 2 bis 3 Prozent Gewinn machen?

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Für mich inmitten der Gäste und der Mitarbeitenden. Ich habe kein eigenes Büro, wir sind fünf Personen auf 30 m². Unsere Bürotüre ist immer offen – für Gäste und Mitarbeitende.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende in Ihrem Betrieb?

Natürliche Autorität statt Macht. Vorleben statt regieren. Produktivität durch Vertrauen. Mitentscheiden und teilhaben lassen. Fröhlichkeit, Humor und Zeit.

Welches Hotel inspiriert Sie und weshalb?

Hotel Kranzbach mit dem wohl schönsten Meditationshaus – mitten im Wald.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne nachtessen?

Tina Turner.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Ich schnuppere die Luft im Zimmer. Es gibt mir das Gefühl, dass das Zimmer sauber ist.

Welche besonderen Fähigkeiten würden Sie gerne beherrschen?

Ein besseres Namensgedächtnis würde mir die Arbeit sehr erleichtern.

Welches Lied steht zurzeit auf Ihrer Playlist zuoberst?

Purple Rain. Mit diesem Motto haben wir vor 25 Jahren geheiratet – alles in Violett.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Hotelier. Immer, wenn ich als Kind bei meiner Grossmutter in Davos in den Ferien war, haben mich die fünf goldenen Sterne an der Fassade des Steigenberger Hotels fasziniert.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In die Schuhe des Nationalbank-Präsidenten. Dann würde ich den Euro-Kurs wieder korrigieren – zugunsten einer konkurrenz­fähigen Branche. (npa)