Von Monthey schlängelt der Weg ins winterliche Bergdorf Les Giettes hinauf. Es ist als würde man zu einer Polarexpedition aufbrechen: Man sieht die Eiskristalle in der Luft tanzen und es scheint, als ob die Huskeys in der Ferne bellen. Am Fuss des Parkplatzes schimmert die Leuchtschrift der Réception in die eiskalte Nacht. Dort empfängt der Ressortleiter höchstpersönlich seine Gäste im Whitepod Eco Luxury Resort. Er händigt ihnen einen Rucksack als Zimmerschlüssel, einen Übersichtsplan und ein paar Schneeschuhe aus.
Von hier führt der Weg über einen Schneepfad, nur beleuchtet von der Stirnlampe, welche einen schmalen Lichtkegel in die Dunkelheit wirft. Man läuft breitbeinig. Der Schnee knirscht unter den Schneeschuhen. Abermillionen Sterne ziehen den Blick hoch zum geschwungenen Frimament , man staunt auch über die Aussicht bis ins hell beleuchtete Villars, das am Gegenhang geheimnisvoll glitzert. Vorbei an modernen Holzkapinen mit ausladenden Wohnhimmern und Fenster bis zur Decke stapft man hoch zum Igludorf. Neben dem Chalet Tsijiri dampft ein Hotpot, durch die Fenster der Whitepods flackert warm das Feuer der Pelletöfen. Man hat das Gefühl, nach Hause zu kommen: Filzpantoffeln, Schaukelstühle und ein King-Size-Bett, das seinen Namen mehr als verdient.[RELATED]
Doch das ist nicht alles. Am Fuss des Resorts überrascht die Brasserie d’Alpage Les Cerniers. Seit Juli 2024 serviert Küchenchef Fabiano Grassi, 35, mit seinem fünfköpfigen Team eine Küche, die Grenzen vermischt. Saisonale Zutaten treffen auf Aromen aus Japan, dem Libanon, Italien und Frankreich. «Es geht um Geschmack, nicht um Formalitäten», erklärt er. 12 Gault-Millau-Punkte bezeugen seinen Erfolg. Grassi über seine kulinarischen Wurzeln und was er sich für das «Les Cerniers» wünscht.
Fabiano Grassi, wie sieht Ihre kulinarische Welt aus?
Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr in diesem Beruf tätig, also schon seit fast 21 Jahren. Wie alles auf der Welt ist auch die kulinarische Welt im Wandel begriffen, nicht wahr?
Ja, sie entwickelt sich ständig weiter. Aber: Was ist ihr Hauptanliegen?
Eine umweltbewusste Denkweise: Es gibt zu viel Nachlässigkeit bei der Verwendung von Plastik, Lebensmittelverschwendung und Materialverschwendung. Ich bin dabei, den Abfall zu reduzieren. Natürlich wähle ich Produkte aus der Region und achte bei der Speisekarte immer auf die Saison.
In Italien haben Sie in Michelin-Sterne-Restaurants gearbeitet. Später zogen Sie nach London, wo Sie einige Jahre für ein grosses Catering-Unternehmen tätig waren. Was hat Sie aus der Metropole in die Abgeschiedenheit der Schweizer Berge geführt?
Eigentlich war es die Pandemie. Nach London habe ich das Restaurant Meta in Martina Franca in Italien eröffnet. Wir hatten Erfolg. Nach weniger als zwei Jahren standen wir auf der Liste der 365 besten Restaurants Italiens. Aber wegen der Pandemie mussten wir schliessen. Ich fand Arbeit in der Schweiz. Als ich vom Whitepod hörte, war ich sofort begeistert, denn die Berge und die Natur sind etwas, das mich wirklich anspricht. Als ich erfuhr, dass hier auf Qualität geachtet wird und bio-ökologische Konzepte gefragt sind, war die Entscheidung gefallen.
Gestern hat mich ein Gast gefragt, wie viele Michelin-Sterne ich hätte, und ich habe geantwortet: «Noch keinen, aber ich hoffe, das kommt noch.
Fabiano Grassi, Küchenchef Restaurant Le Cernier im Whitepod-Resort, Monthey, Wallis
Wie wichtig sind Ihre italienischen Wurzeln für Ihre Küche?
Das ist keine einfache Frage. Da meine Kindheit sehr speziell war, habe ich keine geografischen Wurzeln. Meine Mutter kommt aus Paris. Mein Vater aus Apulien. Ich selbst wurde in Bologna geboren, bin aber mit 13 von zu Hause ausgezogen, um zu studieren und zu arbeiten. Ich greife also nicht auf die Geschichte zurück, die jeder Spitzenkoch im Fernsehen erzählt: «Meine Großmutter hat mich inspiriert...». Diese Aussage finde ich bei anderen Köchen sowieso immer etwas banal.
Was ist das Geheimnis der Michelin-Sterne? Ist es nur die Qualität des Essens?
Um einen Michelin-Stern zu bekommen, braucht man ein unglaubliches Essen, einen anständigen Service und einen anständigen Weinkeller. Für zwei Sterne braucht man ausgezeichnetes Essen, ausgezeichneten Service und einen ausgezeichneten Weinkeller. Für drei Sterne braucht man 15 bis 20 Jahre Hingabe. Es sind die Details, die den Unterschied ausmachen: die Temperatur des Fleisches, die Position des Bestecks, alles muss stimmen.
Ist es heute einfacher oder schwieriger, einen Michelin-Stern zu bekommen als früher?
Heute ist es viel schwieriger geworden, denn die Haute Cuisine befindet sich in einer Krise: Personalmangel und Kostenmanagement sind nur zwei Faktoren.
Trotzdem wollen Sie an die Spitze. Wie wollen Sie es schaffen?
Ich habe begonnen, alles in die Küche zu stecken - mein Souschef macht das auch. Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen: Rom wurde schliesslich auch nicht an einem Tag erbaut - es braucht seine Zeit.
Was macht Sie so zuversichtlich?
Gestern hat mich ein Gast gefragt, wie viele Michelin-Sterne ich hätte, und ich habe geantwortet: «Noch keinen, aber ich hoffe, das kommt noch».
Impressionen von der Brasserie d’alpage Les Cerniers und dem Whitepod
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Whitepod Original
Das einzigartige Öko-Luxusresort in Monthey gehört zur Unternehmen Definitely Different SA liegt im französischsprachigen Teil des Kantons Wallis. Es bietet Übernachtungen in speziell designten, kuppelförmigen Zelten (Pods) und in Cabins. Beide sind modern ausgestattet und stehen im Einklang mit der Natur. Das Gourmetrestaurant bietet Platz für 70 Gäste. Es gibt Sauna, Hot Tub, Massage- und Fitnessräume. Vor der Haustür warten Aktivitäten wie Wandern, Skifahren, Yoga und Hunde-Schlittenfahrten.