Schnelle Lösungen gegen den Fachkräftemangel existieren nicht. Es gibt dennoch politische Stellschrauben, an denen zugunsten einer mittelfristig besseren Verfügbarkeit von Arbeitskräften etwas gedreht werden sollte: mehr bezahlbare Kinderbetreuung, moderne Arbeitsbedingungen und eine grosszügigere Unterstützung von Menschen, die eine Weiterbildung absolvieren möchten.

Wir leisten es uns derzeit, viele Mütter und einige Väter nicht zurück oder nur in einem kleinen Pensum auf den Arbeitsmarkt zu holen. Ein Grund dafür ist die teure familienergänzende Kinder­betreuung. Kurzfristig würden substanzielle Beiträge von staatlicher Seite die hohen Kosten mildern, langfristig wäre etwa eine Deckelung der Tarife denkbar. Die hohen Elternbeiträge sind nur ein Problem in diesem Bereich: Je nach Wohnort gibt es kein Angebot für familienergänzende Kinderbetreuung. Das gilt besonders für Kinder im Vorschulalter, aber auch die Betreuung vor und nach dem Unterricht oder über Mittag ist noch nicht überall gewährleistet. Hier stehen vor allem die Kantone und Gemeinden in der Pflicht.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, allen voran natürlich die Digitalisierung, erfordern regelmässige Weiterbildungen von Arbeitnehmenden. Weiterbildungen sind finanziell häufig eine grosse Herausforderung für die Betroffenen: Zu den Kosten von bis zu mehreren Zehntausend Franken kommt nämlich auch eine Einkommenseinbusse hinzu. Das macht das System unattraktiv, erst recht für Personen, die ihre finanziellen Verpflichtungen nicht weiter einschränken können. Es braucht dringend flexible und vor allem ausreichende Stipendienlösungen.

Es klingt erst einmal wie ein Widerspruch: Weniger Arbeitszeit bringt mehr Arbeit. Erste Versuche zeigen, dass eine Reduktion der Wochenarbeitszeit oder der Arbeitstage zu weniger krankheitsbedingten Ausfällen, zu erholten Mitarbeitenden, einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie zu motivierten Angestellten führt. In einigen Fällen wurde dabei sogar die gleiche Arbeit in weniger Arbeitszeit verrichtet. Ein paar organisatorische Knacknüsse gilt es zu lösen, und für einige Branchen ist das sicherlich schwieriger umzusetzen – aber nicht unmöglich.

Die drei kurz skizzierten Vorschläge zur Mobilisierung von Fachkräften im Inland lösen zusätzliche Investitionen, in Form von Zeit, Geld und Arbeitskräften, in Wirtschaft und Gesellschaft aus und lohnen sich so langfristig für alle Beteiligten. Auch, weil sie für mehr Gleichstellung, Bildung und Gesundheit in der Bevölkerung sorgen.