Der von der «NZZ am Sonntag» publik gemachte Bericht liegt auch der Nachrichtenagentur sda vor. Für ihre Berechnungen nahmen die Fachleute des Bauplanungsbüros Helbling die vom Bundesrat vorgelegten Zahlen als Grundlage.Der Bundesrat befürwortet mittlerweile den Bau einer zweiten Röhre, auch aus Rücksichtnahme auf das Tessin.

Laut den Zahlen des Bundesrats kostet eine einmalige Sanierung mit Bau einer zweiten Röhre rund 2,8 Milliarden Franken. Die einmalige Sanierung des Tunnels mit Bau und Betrieb eines Verlads für Autos und Lastwagen als Überbrückung während dieser Zeit kostet 1,7 Milliarden und damit 1,1 Milliarden Franken weniger.

Die Fachleute rechneten für den Bericht nun aus, was Betrieb, Unterhalt und mehrere Tunnel-Sanierungen bei beiden Varianten bis 2090 kosten würden. Eine zweite Röhre kommt demnach auf bis zu 5 Milliarden Franken, die Auto-Verlad-Lösung auf maximal 3,6 Milliarden Franken. Damit stiege der Unterschied zwischen den Kosten gemäss dieser dynamischen Betrachtung auf 1,4 Milliarden Franken an.

Kostendifferenz wird kleiner
Der Bundesrat argumentiert nicht mit den absoluten Zahlen, sondern mitProzenten: Haupterkenntnis des Berichts Helbling sei, dass die Kostendifferenz zwischen den beiden Varianten im Laufe der Zeit abnehme.

Bei der kurzfristigen, statischen Berechnung sei die zweite Röhre 67 bis 93 Prozent teurer als die Autoverlad-Variante, schreibt das UVEK dazu auf Anfrage.Bei der langfristigen, dynamischen Betrachtung sinke diese Differenz auf 41 bis52 Prozent.

Der Bundesrat erachte den Bau einer zweiten Röhre als nachhaltiger, weil damit auch Funktionalität, Sicherheit, Verträglichkeit und Verfügbarkeit der Gotthardroute bleibend erhöht würden.

Ständerat vertagte Entscheid
Der Ständerat hatte vergangenen Donnerstag seinen Entscheid über eine zweite Röhre auf kommende Woche vertagt. Debattiert wurde unter anderem über die Kosten. Die Gegner einer zweiten Röhre befürchteten schon angesichts der Differenz von 1,1 Milliarden, dass das Geld für andere wichtige Strassenprojekte fehle.

Zu den Kritikern gehörte unter anderem Ständerat Konrad Graber (CVP/LU). Graber sagte am Sonntag auf Anfrage zu den in der Zeitung publizierten neuen Zahlen: «Hart gerechnet muss man erst recht sagen, dass eine zweite Röhre Wunschbedarf ist.»

Der Ständerat wird die Debatte nun am kommenden Donnerstag wieder aufnehmen.Zur Diskussion stehen noch drei Rückweisungsanträge. Mit diesen soll der Bundesrat unter anderem beauftragt werde, die Verfassungsmässigkeit einer zweiten Röhre oder alternative Finanzierungen vertieft zu überprüfen. Das letzte Wort hat das Volk: Die Vorlage soll dem fakultativen Referendum unterstellt werden. (npa/sda)