Die Strommangellage im Winter 2022/23 führte uns vor Augen, wie reell die Gefahr einer schweizweiten Stromknappheit ist. Das hat mir schlaflose Nächte bereitet. Denn ohne Strom wäre mein Landwirtschaftsbetrieb nicht funktionstüchtig. Ob beim Melken oder beim Käsen – viele Arbeitsschritte benötigen eine grosse Menge Strom. Ausserdem führen solche Extremereignisse dazu, dass die Strompreise in die Höhe schiessen.

Diverse Unternehmen sahen sich in den letzten Jahren plötzlich mit massiv höheren Stromrechnungen konfrontiert. Besonders verheerend oder sogar existenzbedrohend können hohe Strompreise für energieintensive Betriebe wie Hotels werden. Das Wohl der Gäste ist in vielerlei Hinsicht wichtiger als ein tiefer Stromverbrauch. Der Gast erwartet ein warmes Zimmer, einen umfassenden Wellnessbereich, warmes Essen bis spät am Abend und diverse weitere Annehmlichkeiten, die in irgendeiner Weise Strom benötigen. Deshalb ist es wichtig, die Versorgungssicherheit unseres Landes zu stärken. Mit dem Stromgesetz haben wir jetzt die Chance, die eigene Stromproduktion bedeutend auszubauen. [RELATED] 

Das Stromgesetz verpflichtet Stromlieferanten zu Sparmassnahmen zugunsten der Konsumenten.

Dieser Ausbau kurbelt die inländische Wertschöpfung im Energiebereich an und stabilisiert den Strompreis. Denn das Gesetz verpflichtet Stromlieferanten zu Sparmassnahmen zugunsten der Konsumentinnen und Konsumenten. Teure Notfallmassnahmen im Fall einer Winterstromknappheit können verhindert werden.

Rund 80 Prozent der neuen Anlagen sollen auf bestehender Infrastruktur errichtet werden. Damit sind vor allem Fotovoltaikanlagen auf Dächern und an Fassaden gemeint. Nur ein kleiner Teil des Ausbaus findet im Rahmen von Windkraft- oder alpinen Solaranlagen statt. Diese werden nur in dafür vorgesehenen Gebieten gebaut, welche die Kantone in ihren Richtplänen festlegen. So wird verhindert, dass touristisch wertvolle Landschaften der Stromproduktion weichen müssen. Auch werden die Interessen des Tier-, Natur- und Landschaftsschutzes berücksichtigt. In Wasser- und Zugvogelreservaten sowie Biotopen von nationaler Bedeutung ist der Bau von Produktionsanlagen komplett verboten. Die Gemeinden sowie die Bevölkerung behalten ihre Einsprachemöglichkeiten bei geplanten Projekten. 

Das Stromgesetz wird von zahlreichen Parteien, Unternehmen und Umweltverbänden unterstützt. Es ermöglicht uns, die Schweizer Stromproduktion auszubauen und so die Versorgungssicherheit zu stärken. Deshalb sage ich am 9. Juni Ja zum Stromgesetz.

Ernst Wandfluh ist SVP-Nationalrat aus Kandergrund BE.