Wer in einem Restaurant im Berner Oberland schon einmal einen «Hammen» bestellt hat, kennt den Saanensenf. Aus Kirschen und duftenden Gewürzen in einem zeitaufwendigen Koch­vorgang hergestellt, wurde das Rezept des Regionalprodukts von Generation zu Generation weitergegeben. [RELATED]

Ein wenig bekannter ist der Sbrinz aus der Innerschweiz, zu welchem Saanensenf, nebenbei bemerkt, gut passen würde. Der Hartkäse war einst ein Exportschlager nach Italien. Er hat auch touristisch gesehen seine Spuren hinterlassen. Der ehemalige Säumerpfad vom Vierwaldstättersee über den Brünig- und den Grimselpass nach Domodossola ist heute als Fernwanderweg Via Sbrinz bekannt. Regionalprodukte wie diese verloren in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen an Sichtbarkeit und Verbreitung.

Insgesamt werden heute 800 Tonnen Sbrinz Hartkäse produziert. Das sind nur noch 16 Prozent der vor 20 Jahren hergestellten Menge. Ein Teil davon auf gerade mal noch acht Alpen. Bei aufmerksamen Genussmenschen läuten die Alarmglocken. Geht es so weiter, könnten die Regionalprodukte in wenigen Jahren nur noch selten gefunden werden oder gar verschwunden sein – samt dem Wissen um ihre Herstellung, Tradition und identitätsstiftende Aufgabe. Sie wären nur noch im Freilichtmuseum Ballenberg zu bewundern.

Die strengen Vorschriften der Unesco stimmen auch hoffnungsvoll.
Blanca Burri

Damit das nicht geschieht, sollten Produkte wie der Sbrinz wieder an Sichtbarkeit gewinnen. Das kann durch die Aufnahme im immateriellen Weltkulturerbe der Unesco geschehen, wie es die Stiftung Keda mit Sitz in Stans vorsieht. Wieder ein Label, das im Dschungel untergeht, denkt man. Aber hier ist es anders. Das Unesco-Weltkulturerbe dient vielen international Reisenden als Expeditionsleiter. Durch die strengen Vorschriften kommt dem Label nämlich eine hohe Glaubwürdigkeit zu. Die strengen Vorschriften stimmen auch hoffnungsvoll, denn die Unesco-Produkte müssen sicht- und erlebbar sein.

Einige Tourismusdestinationen machen es bereits vor: eine Besichtigung der Alpkäserei mit Bergfrühstück, ein Säumerfest mit Markt und frisch angeschnittenem Sbrinz, ein Alpwurst-Kurs, bei dem die Gewürze von Hand gemahlen werden. Was touristisch entwickelte Regionen längst tun, können Neulinge abschauen – oder was noch besser wäre, sie könnten das Erlebnis Regionalprodukt innovieren.