Die Ärztin Sabine Popescu zieht wie bereits andere Kollegen aus Verbier und Umgebung die Alarmglocke, wie die Walliser Tageszeitung «Le Nouvelliste» am Montag berichtete. «Wir müssen die Region um jeden Preis von der Umwelt abkapseln, um das Wallis und die Schweiz zu schützen», sagte die Ärztin der Zeitung.

Laut Popescu hat es in Verbier und dem Tal zu viel «Kommen und Gehen», vor allem von Arbeitern. So könne die gesundheitliche Situation nicht stabilisiert werden.

Sie rechne damit, dass die Schwelle von 60 positiven Infektionsfällen bald überschritten werde. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs, so die Ärztin. Um eine grössere gesundheitliche Krise zu vermeiden, möchten die ansässigen Ärzte und das Pflegepersonal, das Dorf und das ganze Val de Bagnes unter Quarantäne stellen. Der Unterwalliser Ort Verbier ist Teil des Wintersportgebietes 4 Vallées.

Die Behörden der Gemeinde Bagnes wollen abwarten, was der Kanton entscheidet. In der Zwischenzeit seien drastische Massnahmen ergriffen worden, um der Sorge der Ärzte Rechnung zu tragen, wie Eloi Rossier, Gemeindepräsident von Bagnes, sagte.

Bund muss entscheiden
Seit Samstagmorgen würden keine örtlichen Busse mehr fahren. Ausserdem seien die Besitzer von Zweitwohnsitzen gebeten worden, ihre Häuser und Wohnungen nicht zu vermieten.

Die für die Gesundheit zuständige Walliser Regierungsrätin Esther Waeber-Kalbermatten (SP) liess die Ärzteschaft am Sonntag wissen, dass der Kanton keine Quarantäne über einen Ort oder eine Region verhängen kann. Diese Kompetenz habe nur der Bund.

Waeber-Kalbermatten hat das Dossier deshalb ans Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiter geleitet. Dieses hat die Anfrage aus dem Wallis erhalten, wie das BAG der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag bestätigte. Ein Entscheid stand noch aus. 

Am Abend rief der Kanton die Gemeinde Bagnes auf, die Vorgaben des Bundes strikt umzusetzen. Insbesondere ordnete die Kantonsregierung die Schliessung öffentlicher Plätze an. Darunter fallen auch Spielplätze, Bäder und Whirlpools in Hotels. Die Gemeindepolizei sollte unter Aufsicht der Kantonspolizei ihre Kontrollen intensivieren. Auf eine Ausgangssperre wird nach Gesprächen zwischen Bund, Kanton und Gemeinde verzichtet.

Entscheid beim Kanton
Daniel Koch vom BAG sagte am Montag an einer Medienkonferenz in Bern, die Kompetenzfrage sei in diesem Fall nicht ganz klar geregelt und stehe auch nicht im Vordergrund. Der Bund sei mit dem Kanton Wallis und den Gemeindebehörden daran, eine Lösung zu finden.

Am Schluss solle der Kanton entscheiden. Es müsse überlegt werden, ob eine Quarantäne über die Region wirklich einen Beitrag zum Gesundheitsschutz leisten könne. Es sei im Übrigen nicht sicher, dass es in Verbier tatsächlich mehr Fälle gebe es anderswo, sagte Koch. Das müsse überprüft werden. Es sei normal, dass es Infektionsherde an bestimmten Orten gebe. (sda)