Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche rechnet nicht mit einer Konkurswelle, wenn die Kurzarbeitsentschädigung ausläuft, die Corona-Notkredite zurückbezahlt werden müssen und keine Härtefallgelder mehr fliessen. Die Abschlüsse 2021 seien besser als im Vorjahr.

Dies stimme positiv, sagte Garantiefonds-Geschäftsführer Marco Amos in einem Interview mit dem Branchenmagazin Travel Inside. «Grossmehrheitlich verbesserte sich die Situation 2021 gegenüber 2020, weil die Reiseunternehmen tiefere Kosten hatten, Kurzarbeitsentschädigung, Härtefallgelder (...) und teilweise auch Mietzinsreduktionen erhielten.» Teilweise hätten sich auch die Umsätze erholt, zwar nicht gegenüber 2019, aber gegenüber 2020.

«Aber tatsächlich ist es so, dass wir die letzte Kurve noch nicht gekriegt haben. Wenn wir damit rechnen, dass weniger Härtefallgelder kommen, die Umsatzentwicklung noch immer unsicher ist, die Kosten steigen, weil mehr Personal benötigt wird, um die Umsätze zu generieren, dann wird die Restart-Phase heikel», sagte Amos.

«Stand heute habe ich keinen Grund anzunehmen, dass morgen ein Konkurs stattfinden wird. Aber die Branche ist noch nicht über den Berg. Zwar bin ich zuversichtlich, dass sich die Umsätze erholen. Dass die Härtefallhilfe aber gleich auf null heruntergefahren wird, könnte gewisse Anbieter allerdings in Schwierigkeiten bringen», so der Garantiefonds-Geschäftsführer weiter.

2,25 Millionen ausbezahlt
Im ganzen Jahr 2021 seien keine neuen Konkurse dazugekommen. Der Garantiefonds sei aktuell in der letzten Phase der Bearbeitung der Konkurse von STA und Reisecenter Plus aus dem Jahr 2020. Diese seien so gut wie abgeschlossen. Bis April dieses Jahres seien 2,25 Millionen Franken für diese beiden Konkursfälle bezahlt worden, davon 1,65 Millionen für STA und 0,6 Millionen für Reisecenter Plus, so Amos.

Marco Amos
Marco Amos ist seit September 2020 Geschäftsführer des Garantiefonds der Schweizer Reisebranche. Hat einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre der Universität St. Gallen und verfügt nach Stationen im Management von Kuoni Reisen AG, Hotelplan Gruppe und TUI Suisse über eine mehrjährige Erfahrung in der Touristikbranche. Als ausgewiesener Fachmann der Reisebranche leitet er nun die Geschäftsstelle der Stiftung.

Die ursprüngliche Forderungssumme von STA-Kunden habe gar bei 3,8 Millionen gelegen. «Darunter waren aber viele unberechtigte Forderungen wie Einzelleistungen und Gutscheine»,  sagte Amos.

Operativ schreibe der Garantiefonds dank Kosteneinsparungen und guter Finanzerträge nur einen Verlust von 100'000 Franken. Das Stiftungsvermögen belief sich per Ende 2021 auf 4,2 Millionen Franken. Das sei gut 1 Million höher als 2020. Fürs laufende Jahr budgetiert der Garantiefonds mit 1 Million höhere Einnahmen als 2021.

Zudem habe der Garantiefonds eine Rückversicherung bei der Axa von 3,8 Millionen Franken. «Entsprechend könnten wir im schlimmsten Fall mit der Rückversicherung einen Schaden von rund 9 Millionen Franken abdecken», ergänzte Amos. Das wäre ein sehr grosser Fall. (awp/sda/npa)