«Wir sind uns einiger logistischer und zeitlicher Probleme bei Online-Buchungen und der Zustellung einer kleinen Anzahl von Tickets bewusst», sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. Es gebe Bemühungen sicherzustellen, dass alle Teilnehmer wie geplant ihre Reise antreten könnten. Nach dpa-Informationen klappt das jedoch nicht immer.

«DiscoverEU» geht auf die Idee von Aktivisten zurück, jedem EU-Bürger zum 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket zu schenken, um die Menschen mit dem Kontinent und seinen Kulturen vertraut zu machen. Die Reisenden sollen als «Botschafter» von ihren Erlebnissen berichten, etwa über soziale Medien oder bei Vorträgen in ihrer Schule. In diesem Jahr gibt die EU zwölf Millionen Euro für die Aktion aus.

Kost und Logis selber berappen
Derzeit läuft die erste Runde mit rund 15'000 Reisenden, im Herbst ist eine zweite mit rund 10'000 weiteren geplant. Die Teilnehmer bekommen die Tickets für Bahn, Fähre oder Bus geschenkt, müssen allerdings Unterkunft und Verpflegung selbst bezahlen. Für die breite Mehrheit der Reisenden laufe «DiscoverEU»
reibungslos, sagte die Sprecherin der EU-Kommission weiter. «Von 15'000 Teilnehmern in der ersten Runde haben 11'000 ihre Tickets bereits erhalten.» 3000 seinen derzeit quer durch Europa unterwegs. «Wir glauben, dass die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer dieses Programm als grossartige Gelegenheit sehen wird, Europa zu erkunden.» Die Behörde wolle alles dafür tun, in der Zukunft mögliche Enttäuschungen zu reduzieren.

In der Tat finden sich etwa auf der Facebook-Seite von «DiscoverEU» zahlreiche begeisterte Rückmeldungen von Teilnehmern, vereinzelt aber auch Kritik. Informationen zu möglichen Reisedaten seien nicht korrekt, beschwert sich etwa eine Nutzerin. Am Ende habe sie extra für ihre Tickets zahlen müssen. In einem anderen Fall kamen die Ticketsnicht rechtzeitig an, geplante Reiseziele mussten daher geändert werden.

Beschwerdeformular soll helfen
Die EU-Kommission gelobt, aus den Problemen zu lernen. Unter anderem solle nun ein Internet-Beschwerdeformular eingerichtet werden, das Betroffene ausfüllen können. Für die konkrete Umsetzung des Programms ist allerdings nicht die EU-Behörde selbst, sondern ein externer Dienstleister zuständig, der in ihrem Auftrag arbeitet.

Die Probleme mit «DiscoverEU» kommen für die EU-Kommission zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Europaweit verzeichneten EU-kritische und -feindliche Kräfte zuletzt Erfolge. In Österreich etwa regiert die konservative ÖVP nun gemeinsam mit der rechtspopulistischen FPÖ. In Italien kamen bei den jüngsten Wahlen die rechte Lega und die populistischen «Fünf Sterne» an die Macht. Mit «DiscoverEU» soll bei jungen Menschen neue Begeisterung für Europa geweckt werden.

Die EU-Kommission hatte bereits vorgeschlagen, das Programm deutlich auszuweiten. Wenn das Europaparlament und die EU-Staaten zustimmen, könnten zwischen 2021 und 2027 gar 700 Millionen Euro dafür bereitstehen. Damit könnten Interrail-Bahntickets für rund 1,5 Millionen junge Europäer finanziert werden. (sda)