Die schrillen Töne der Basler Fasnachts-Cliquen hallten unter den weiten Zelten der Expo-Hauptallee, Schweizerfahnen flogen durch die drückend warme lombardische Luft: 17 Tage nach Eröffnung der Weltausstellung stand die Expo ganz im Zeichen der Eidgenossenschaft.

Das Land wolle seine Volkstraditionen mit den teilnehmenden Ländern und den Besuchern teilen, hiess es seitens Präsenz Schweiz im Vorfeld.

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga kam mit einer grossen Delegation nach Milano-Rho – am späten Nachmittag setzte sie ihre Reise nach Rom fort. Flüchtlings- und Europathemen standen auf der Agenda, die sie zu den Gesprächen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi mitbrachte.

Mehr Transparenz für Rohstoffhandel nötig
Die Schweiz müsse als bedeutende Plattform für den Rohstoffhandel mehr Transparenz schaffen, sagte Sommaruga am Montag vor Medienvertretern am Schweizer Expo-Pavillon. Sie hatte zuvor mit den Präsidenten des Nationalrats und des Ständerats, Stéphane Rossini (SP/VS) und Claude Hêche (SP/JU), am grossen musikalischen Festmarsch auf der Expo-Hauptallee teilgenommen.

Es sei ein schwerwiegendes Problem, dass in vielen Ländern Afrikas südlich der Sahara die Kindersterblichkeit hoch sei, obwohl diese Länder über ausserordentlich viele Rohstoffe verfügten, kritisierte Sommaruga. 70 Prozent der ärmsten Menschen weltweit lebten in den rohstoffreichsten Ländern. «Die Schweiz, aber auch unsere multinationalen Unternehmen, tragen in diesem Bereich Verantwortung.»

Silotürme veranschaulichen Eigennutz
Der Schweizer Pavillon sei sehr konkret und zeige Widersprüche in der Schweiz auf, sagte Sommaruga nach einer ersten Besichtigung des Pavillons auf Anfrage. Das «Schweizer Haus» an der Expo ist flankiert von vier Silotürmen, die bei Eröffnung gut gefüllt waren. In ihnen befinden sich Apfelringe, Salz, Kaffee und Wasserbecher.

Bereits 17 Tage nach dem Expo-Start hätten Besucher in den zwei Silotürmen aber bereits ein Viertel aller Apfelringe und Wasserbecher mitgenommen, sagte Andrea Arcidiacono, Sprecher von Präsenz Schweiz. Dies veranschauliche bereits deutlich, wie Probleme durch zu viel Eigennutz entstehen könnten, sagte Sommaruga dazu nach ihrem Rundgang.

Die Silotürme im Pavillon sind so konstruiert, dass Nahrungsmittel für eine gewisse Zeit nicht verfügbar sind. Wenn sich ein Stockwerk in einem Turm leert, weil die Besucher alle Lebensmittel eingesteckt haben, muss gewartet werden, bis sich auch die Stockwerke in den anderen Türmen leeren, bevor neue Ressourcen freigegeben werden.

Trotz Ansturm am Auffahrtswochenende Ziel nicht erfüllt
Bis dato seien 115'000 Menschen in den Schweizer Pavillon gekommen – darunter viele Schulklassen, sagte Arcidiacono. Das Auffahrtswochenende habe die Besucherzahlen in die Höhe schnellen lassen.

Im Vorfeld hatte Präsenz Schweiz jedoch mit 16'000 Besuchern pro Tag gerechnet. Auf die ersten 17 Expo-Tage hochgerechnet, entspricht dies einer Besucherzahl von 272'000.

Lob vom Expo-Generalkommissar
Die Schweiz habe bereits 2011 ihre Teilnahme an der Expo zugesichert und seinem Nachbarland so viel Vertrauen ausgesprochen, sagte Expo-Generalkommissar Bruno Antonio Pasquino in seiner Eröffnungsansprache am Montagmorgen.

Der Schweizer Pavillon sei als einer der ersten fertiggestellt worden –  zu diesem Zeitpunkt seien die Baumaschinen am italienischen «Padiglione» noch auf Hochtouren gelaufen. In ihrem Pavillon präsentiere sich die Schweiz als ein Land, das Wert auf seine Traditionen und seine Identität lege, sagte Pasquino.

Er erinnerte zudem daran, dass schon bei der Mailänder Expo 1906 die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Italien eine wichtige Rolle spielte. In diesem Jahr sei der Simplontunnel zwischen den beiden Ländern eröffnet worden – ein Infrastrukturprojekt, das auf der Weltausstellung in Mailand vorgestellt wurde.

Die Schweiz gehörte 2015 zu den ersten Ländern, die sich auf der Expo vorstellen durften: Bis Ende Oktober würden 115 von 145 Nationen einen Nationentag an der Expo veranstalten, sagte Pasquino am Montag auf Anfrage. (sda/npa)