Die Engadin St. Moritz Mountains AG (ESTMM) gab vor einem Jahr bekannt, dass der Betrieb der Lagalbbahn am Berninapass am Ende dieser Saison aus wirtschaftlichen Gründen definitiv eingestellt werden soll. Die Bahn hätte seit der Eröffnung 1963 nie nachhaltig rentiert. Der Entscheid prallte auf viel Kritik in der Bevölkerung.
Beim Schliessungsentscheid hatte die ESTMM AG aber auch erklärt, über Alternativen zu einer Schliessung zu diskutieren, wenn diese für sie wirtschaftlich tragbar sind. Darauf wurden mit verschiedenen Interessenten Gespräche über eine Weiterführung des Betriebs geführt, welche jedoch bisher alle aus wirtschaftlichen Gründen aus Sicht der Interessenten scheiterten.
An der Generalversammlung vom vergangenen Montag traten nun aber zwei Interessenten an die Öffentlichkeit, die es offenbar ernst meinen mit der Rettung der Bahn: Die Unternehmer und Hauptaktionäre des 3-Sterne-Hauses Bever Lodge George Walliser und Rainer Good bieten seit dem Folgetag der GV Aktien einer neuen Gesellschaft zur Zeichnung an. Sie soll, mit einem Kapital von 5 Mio. Franken ausgestattet, die Lagalb übernehmen und betreiben. Das Winterangebot soll gehalten oder verbessert und die Lagalb auch im Sommer wieder betrieben werden.
«Wir wollen die Lagalb zum Downhill-Eldorado für Mountainbiker machen», erklärte Walliser an der GV. Die Reaktionen der Bevölkerung hätten gezeigt, dass Einheimischen und Gästen etwas an der Lagalb liege. Nun könnten sie sich für eine Rettung engagieren. Gefragt seien aber auch die Gemeinden, welche den defizitären Betrieb mit Beiträgen oder Vergünstigungen unterstützen sollen.
Walliser und Good wollen am 1. Juli bekannt geben, ob die Gründung der neuen Gesellschaft zustande komme und die Lagalb ab dem kommenden Winter weiter betrieben werden könne. Das werde nicht einfach, sagte Walliser. «Wir haben grossen Respekt vor unserer Aufgabe.» Scheitert diese Initiative, wird die Lagalb nach dem Saisonschluss vom kommenden 17. April nicht wieder eröffnet.
Durchzogenes Jahr für die Engadin St. Moritz Mountains AG
An der GV etwas in den Hintergrund gedrängt wurden, aufgrund der Diskussionen um die Lagalbbahn, die Geschäftszahlen der ESTMM AG. Im Geschäftsjahr 2014/2015 verzeichnete die Gesellschaft zwar leicht weniger Ersteintritte, aber 1,6 Prozent mehr Verkehrsertrag. Der Ertrag aus Gastronomie und Hotellerie litt vor allem unter Wetterkapriolen und ging um 5,3 Prozent zurück; der Gesamtertrag sank um drei Prozent.
Dank strikter Kostenkontrolle sank der Gesamtaufwand um fast vier Prozent. Der Cashflow, also die aus dem Betrieb erarbeiteten Mittel, stieg um 4,9 Prozent auf 12,9 Millionen Franken oder 22,6 Prozent des Netto-Betriebsertrags.
Für die bevorstehende Schliessung der Lagalb und deren Rückbau wurden ausserordentliche Rückstellungen von 1,5 Millionen Franken getätigt. Das Geschäftsjahr schliesst deshalb mit einem Verlust von 303'000 Franken ab. (htr/npa)