Selten war der Hype um ein neues Produkt so gross: Der Segway sollte den Personentransport revolutionieren und die Stadt der Zukunft prägen. Seine Innovation werde Autos so überflüssig machen, wie diese einst die Pferdekutschen, versprach Erfinder Dean Kamen. Der Unternehmer stellte den Stehroller ab 2001 in der Segway Inc. in Bedford im US-Bundesstaat New Hampshire her.

Trotz grosser Werbekampagnen bei der Lancierung schaffte es der Stehroller jedoch nicht bei der breiten Masse Anklang zu finden. Statt Millionen, wurden nur rund 140'000 Segways verkauft. Wenige waren bereit, Tausende Dollar oder Euro für ein relativ schwerfälliges Vehikel zu berappen, mit dem man nicht schneller vorankommt als mit dem Fahrrad.

So fristet der Segway bis heute ein Nischendasein als skurriles Fortbewegungsmittel für bürgernahe Polizisten, Sicherheitsdienste in Einkaufszentren oder gehfaule Touristen. Zudem gibt es Promi-Fans wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, der eine Leidenschaft für Segway-Polo pflegt.

Dass es auch geschäftlich nicht sonderlich gut lief, liegt auf der Hand. Im Dezember 2009 kaufte der britische Multimillionär Jimi Heselden die damals  bereits recht erfolglose Unternehmen. Die Firma wurde 2013 von Heseldens Familienstiftung an den US-Investor Summit Strategic Investments weitergereicht, 2015 übernahm das chinesische Start-up Ninebot.

Nun hat der einst als futuristisch geltende Stehroller ausgedient. Am Mittwoch (15. Juli) beendet der chinesische Mutterkonzern Segway-Ninebot die Produktion des Segway Personal Transporters. Offen bleibt, ob das Segway-Werk im US-Bundesstaat New Hampshire geschlossen oder verkauft wird.

«Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, den Segway PT einzustellen», sagt Segway-Managerin Judy Cai. Die Corona-Pandemie habe Verkauf und Fertigung zuletzt zusätzlich belastet, doch das sei nicht der Hauptgrund für den Schritt, räumt sie ein. «In den vergangenen Jahren haben wir eine Übersättigung des Marktes gesehen.»

Klartext: Es gibt keine Nachfrage mehr. Das Fortbewegungsmittel, das Benutzer durch Gewichtsverlagerung im Stehen steuern, mache nur noch 1,5 Prozent des Umsatzes aus. Der Fokus des Unternehmens liegt ohnehin auf anderen Produkten wie E-Scootern, Quads oder Robotern. (awp/sda/dpa)