«Wir gehen in der Planung für den Sommer von einem Verkehrsaufkommen von 50 Prozent im Vergleich zur Situation von vor der Krise aus«,  sagte Reto Francioni, Verwaltungsratspräsident von  Swiss International Air Lines AG, in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Entscheidend sei die Wiederaufnahme der interkontinentalen Verbindungen, vor allem derjenigen in die USA. Im März könne die Swiss abschätzen, wie die Buchungen für den Sommer 2021 seien. «Sollte sich die Lage bis zum Sommer wider Erwarten nicht merklich verbessern, würden auch wir nicht um Entlassungen herumkommen», fügte Francioni an. «Wir sind aber zuversichtlich, dass bis dann statt Einreisebeschränkungen und Quarantäneregelungen Schnelltests und Impfungen den Reisenden wieder Sicherheit geben werden.»

Francioni bestätigte deshalb die früheren Angaben, wonach durch Einstellungsstopps und über die Fluktuation, Teilzeitarbeit und Frühpensionierungen innert zwei Jahren 1'000 Stellen abgebaut werden sollen.

Das auf gut zahlende Geschäftsleute ausgerichtete Geschäftsmodell von Swiss sieht er wegen der Zunahme virtueller Treffen nicht unter Druck. «Es ist nicht per se für das Geschäftsmodell eine Herausforderung, sondern entscheidend ist, wie man es anwendet und betreibt. Ich sehe es aber auch so, dass wir für längere Zeit nicht mehr an den Ausgangspunkt von vor der Krise zurückkehren werden, sondern ein Teil der geschäftlichen Treffen vorerst digital bleiben wird.»

Normalbetrieb erst ab 2024
Gleichzeitig zerstreut Francioni Hoffnungen auf eine rasche Besserung des Luftfahrtgeschäfts. «Wir schätzen, dass es bis zu einem Normalbetrieb bis 2024 dauern wird», sagte er. Und das Verkehrsaufkommen werde dann voraussichtlich immer noch niedriger sein als vor der Pandemie. Das Virus sei unberechenbar und man fliege «sozusagen auf Sicht».

Dass die Swiss möglicherweise noch einmal in Bern um finanzielle Hilfe anklopfen muss, schliesst Francioni «nach heutigem Stand und Planung» aus. Negative Überraschungen seien aber nie ganz auszuschliessen. Er rechnet damit, dass die Swiss per Ende 2020 noch über 1 Milliarde Franken aus dem Bankkredit von 1,5 Milliarden zur Verfügung haben wird.

Ein Impfausweis für Flugreisende ist für die Swiss gemäss Francioni derzeit übrigens kein Thema. «Es liegt in der Verantwortung der jeweiligen Regierungen, Einreisebestimmungen zu erlassen. In einer Übergangsphase wären für uns Corona-Schnelltests eine wichtige Massnahme.» Zentral wäre zudem auch eine internationale Harmonisierung, zumindest innerhalb Europas. «Dies würde die Erholung beschleunigen.» (awp/sda)