Der Notstand im Tessin soll bis zum 29. März gelten, wie es von der Regierung in Bellinzona hiess. Daneben werden ab Mittwochmitternacht auch sämtliche Kinos, Theater, Schwimmbäder, Diskotheken, Sportzentren und ähnliches geschlossen. 

Insgesamt setzt die Tessiner Regierung zwölf Massnahmen um: Unter anderem dürfen über 65-jährige Personen keine Kinder mehr hüten, weder an öffentlichen noch privaten Festen teilnehmen und keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen. Generell seien Anlässe mit mehr als 50 Personen verboten, hiess es.

Ausserdem soll ein Monitoring des Grenzverkehrs mit Italien die Ausbreitung des Virus verlangsamen. Neun Grenzübergänge würden dafür geschlossen, sagte Christian Bock, Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) in einer Medienkonferenz mehrerer Bundesämter in Bern.

Tessiner Delegation beim Bundesrat
Eine Delegation aus dem Tessin traf sich mit drei Mitgliedern des Bundesrates, darunter Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Besprochen wurden unter anderem die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Diese würden laufend angepasst, hiess es danach.

Das Treffen hatte auf Wunsch der Tessiner Parlamentarier stattgefunden, wie Sommaruga vor Medienvertretern sagte. Dabei waren auch Finanzminister Ueli Maurer und Innenminister Alain Berset. Sommaruga sprach von einem guten, engen Austausch zwischen Vertretern des Bundes und des Kantons Tessin. Auch Grenzschliessungen seien ein Thema, alles werde diskutiert, sagte Sommaruga. Ein Entscheid sei aber bisher nicht gefallen.

Reisen wird schwieriger
Die strengen Reisebestimmungen der italienischen Behörden haben nun auch Auswirkungen auf das SBB-Angebot nach Italien. Seit Dienstag werden keine Direktzüge von Zürich und Genf nach Venedig geführt. Ab Donnerstag verkehren Züge zwischen der Schweiz und Mailand nur noch auf dem Schweizer Streckenabschnitt.

Aufgrund der Auflagen der italienischen Behörden und des massiven Nachfragerückgangs sei Trenitalia mit dem Anliegen an die SBB gelangt, auch einzelne Verbindungen der gemeinsam nach Mailand und Venedig betriebenen EC-Züge zu reduzieren oder zu kürzen, heisst es in einer Medienmitteilung der SBB vom Mittwoch. 

Und auch die Fluggesellschaft Swiss zusammen mit ihrem Mutterunternehmen Lufthansa greift durch: Bis Anfang April würden alle Flüge nach und von Italien ausgesetzt, teilte die Swiss am Mittwoch mit. Betroffen sind rund 90 wöchentliche Verbindungen von Zürich nach Mailand, Rom, Venedig, Florenz, Neapel, und Brindisi.

Weniger Voranmeldezeit für Kurzarbeit
Um die Folgen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus zu mildern, greift der Bund den Unternehmen unter die Arme: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) habe Vereinfachungen bei der Kurzarbeit beschlossen, gab Direktorin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch an einer Medienkonferenz mehrerer Bundesämter zur Coronavirus-Krise bekannt.

So sei entschieden worden, die Voranmeldefrist für Kurzarbeit von 10 auf 3 Tage herunterzusetzen. Dagegen habe man eine Verkürzung der Karenztage nicht diskutiert, weil dies eine Verordnungsänderung durch den Bundesrat erfordere. 

Zudem gebe es Vereinfachungen bei der Voranmeldungen von Kurzarbeit. Hier würden nur zwingende Angaben geprüft, sagte die Seco-Direktorin. Die Kurzarbeitsentschädigung sei äusserst nützlich. Sie werde auch von Branchen nachgefragt, die sie normalerweise kaum in Anspruch nähmen wie Eventveranstalter oder die Reisebranche.

Bewegung bei blockierten Schutzmasken
Auch im Streit um blockierte Schutzmasken für die Schweiz kommt Bewegung: Die Masken aus China, die im Hamburger Hafen festgehalten werden, sollen bald freigegeben werden, wie die Seco-Direktorin sagte. Für Lastwagen, die Deutschland zurückhält, sei eine Lösung in Sicht. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte in Berlin eine Einigung mit der Schweiz noch für diese Woche an.

Gewisse Lieferungen sind allerdings bereits unterwegs, wie Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und Internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG), sagte. Er kündigte einen «Regimewechsel» im Vorgehen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in der Schweiz an.

Es werde nicht mehr darum gehen, jeden einzelnen Fall zu identifizieren, so Mathys. Wichtiger sei jetzt, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Verwundbarsten – zum Beispiel die älteren Menschen – zu schützen, aber auch Personen, die etwa an Herz-/Kreislaufkrankheiten und Atemwegserkrankungen litten oder Krebspatienten. (sda)