«Wir mussten feststellen, dass der Kanton Uri nicht nur bei den bereits verabreichten Impfungen in der Schweiz auf Platz eins liegt, sondern leider nun auch bei den Fallzahlen», sagte Uris Gesundheitsdirektor Christian Arnold (SVP) am Montagnachmittag an einer Medienkonferenz in Altdorf. Die Corona-Fälle seien an unterschiedlichen Orten aufgetaucht. Ein einheitliches Muster gebe es keines, sagte Arnold. Aber man habe beispielsweise festgestellt, dass die Fälle in den Schulen zugenommen hätten, ebenso im privaten Bereich. Und auch in Heimen habe es zwei weitere Fälle gegeben.

Der Urner Landammann Urban Camenzind (CVP) bezeichnete die Situation in Uri als angespannt, die Belegung der Intensivstation des Kantonsspitals gebe Anlass zu Besorgnis. «Mir macht vor allem auch die Geschwindigkeit des Anstiegs Sorgen», sagte der Landammann. Um das Virus einzudämmen, prüfte die Regierung diverse mögliche Verschärfungen in seiner Zuständigkeit. Drei präsentierte sie am Montag. Mit den getroffenen Massnahmen beschreite sie einen Mittelweg zwischen epidemiologisch angezeigten und von der Bevölkerung akzeptierten Massnahmen, hielt die Regierung fest.

Sofortige Schliessung der Skigebiete für mehr Spitalkapazität
Konkret wird nun an den Schulen mehr getestet, der Skibetrieb wird per sofort beendet und am Kantonsspital werden nicht dringliche Operationen verschoben.

Für Kinder und Jugendliche sowie Lehrpersonen und weiteres Personal der Oberstufe, des Obergymnasiums sowie des Berufs- und Weiterbildungszentrums Uri muss wöchentlich ein Covid-Speicheltest angeboten werden. Damit sollen weitreichende Quarantänemassnahmen verhindert und der Präsenzunterricht aufrechterhalten werden können.

Die sofortige Schliessung der Skigebiete sei ein Entscheid für genügend Spitalkapazität, sagte Gesundheitsdirektor Arnold. Dort hätten die Schutzkonzepte eigentlich gut funktioniert. Im Spital erforderten die steigenden Fallzahlen eine Priorisierung von Operationen, sagte Georg Mang, Chefarzt Kantonsspital Uri, vor den Medien.

Ausbau des Contact Tracing
Die Gründe für die rasante Zunahme sind für die Verantwortlichen in Uri nicht eindeutig. Der Landammann aber sagte, man habe in der Bevölkerung in den vergangenen Tagen und Wochen eine gewisse Nachlässigkeit festgestellt. Er appellierte an die Bevölkerung, die Massnahmen wieder konsequent einzuhalten. Also Hände gründlich zu waschen und die nötigen Abstände einzuhalten. «Und vielleicht auch auf die ganz grossen Familienfeste zu verzichten», sagte Camenzind.

Nachlässigkeit stellte auch das Contact Tracing fest. Und zwar würden Infizierte ihre engen Kontakte nicht mehr konsequent angeben, wie Emil Kälin, Leiter des Urner Covid-19-Sonderstabs, sagte. «Vielleicht, um gewisse Personen vor dem Gang in die Quarantäne zu schützen.» Doch Uri setzt auf das Contact Traicing, intensiviert es gar: Künftig sollen die engen Kontakte nicht mehr nur 48 Stunden zurückverfolgt werden. Sondern 72 Stunden.

Die angespannte Situation im Kanton Uri hatte sich bereits in der vergangenen Woche abgezeichnet. Kein Kanton hatte am Freitag gemessen an der Bevölkerung so viele laborbestätigte Corona-Fälle wie Uri. Die angespannte Corona-Lage bewog die Urner Kantonspolizei auch, für Samstag zu einem Verzicht auf Kundgebungen aufzurufen.

Dennoch versammelten sich am Samstag in Altdorf trotz Kundgebungsverbot mehrere hundert Kritikerinnen und Kritiker der Coronapolitik zu einer nicht bewilligten Kundgebung in Altdorf. Die Polizei griff zwar ein, konnte die Demonstration aber nicht verhindern. (sda)