Nächste Woche entscheidet der Bundesrat darüber, die die Corona-Massnahmen in der Schweiz gelockert werden. Viele Kantone befürworten eine Lockerung in einem Schritt. Doch nicht nur hierzulande, sondern quer durch Europa geht es lockerer zu und her. Trotz extrem hoher Fallzahlen wagt sich ein Land nach dem anderen zurück auf den Rückweg zur Normalität - einige forsch, andere in vorsichtigen Trippelschritten. Ganz vorne dabei sind wieder die Skandinavier.

[IMG 2]«Feiern, als sei es 2019», heisst es in Schweden: In der Nacht zum Mittwoch wurden die allermeisten Corona-Massnahmen aufgehoben - und viele Menschen feierten das ausgiebig. Vor manchen Clubs bildeten sich um Mitternacht lange Warteschlangen. Aufnahmen aus Diskotheken zeigten Schwedinnen und Schweden auf Tanzflächen - eng und ohne Maske. «Endlich kann man das Leben leben und sich freier fühlen», sagte eine 19-Jährige der Zeitung «Aftonbladet» in Malmö. Auch alle Beschränkungen für Restaurants und Kneipen fielen weg, ebenso Teilnehmergrenzen für Zusammenkünfte. Urlauber aus dem Europäischen Wirtschaftsraum brauchen nun bei der Einreise auch keinen Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Corona-Tests.


[IMG 3]Damit folgt Schweden seinem südlichen Nachbarn Dänemark: Dort gelten bereits seit dem 1. Februar bis auf vereinzelte Einreiseregeln praktisch keine Einschränkungen mehr. Die Maskenpflicht gehört ebenso der Vergangenheit an wie das Vorzeigen von Impf-, Genesungs- und Testnachweisen per Corona-Pass. Für Konzerte oder Fussballspiele gibt es keine Teilnehmerbegrenzungen mehr, Discos und Kneipen sind wieder offen - ohne Sperrzeiten für den Verkauf von Alkohol.


[IMG 4]Auch das übrige Nordeuropa macht Lockerungsübungen: Norwegen hat bereits umfassend Beschränkungen zurückgenommen.


[IMG 5]Finnland will ab dem 14. Februar Regeln für Restaurants und Kneipen lockern und alle Beschränkungen für Kultur, Sport und Veranstaltungen aufheben. Alle nordischen Länder begründen ihre Schritte dabei mit sehr hohen Impfzahlen und milderen Krankheitsverläufen bei Omikron-Infektionen.


[IMG 6]Österreich hebt fast alle Corona-Beschränkungen ab 5. März auf. Ab diesem Zeitpunkt bleibe nur noch eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen bestehen, kündigte die Regierung am 16. Februar in Wien an. Veranstaltungen seien dann wieder ohne Einschränkungen möglich, die Sperrstunde falle und Nachtgastronomie werde erlaubt. "Wir haben die Pandemie noch nicht überwunden", warnte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP). Aber angesichts der stabilen Lage in den Kliniken seien diese Öffnungsschritte jetzt möglich.

Bereits ab 19. Februar soll in der Gastronomie, bei Veranstaltungen, in Seilbahnen und in Sportstätten statt der 2G- wieder die 3G-Regel gelten, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Auch die Einreise werde deutlich erleichtert mit der dann geltenden 3G-Regel für Geimpfte, Genesene und Getestete.


[IMG 7]Italien: Die Regierung wagt zwar einige Lockerungen, bleibt aber vorsichtig: Der Notstand ist bis 31. März in Kraft. Seit Januar gilt eine Corona-Impfpflicht für Menschen über 50. In vielen Geschäften gilt die 3G-Regel; ausgenommen sind Supermärkte und Apotheken. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 1362 je 100'000 Einwohner und war rückläufig. Ab Freitag müssen die Menschen in weiten Teilen des Landes draussen keine Masken mehr tragen, wenn sie den Mindestabstand einhalten können. In Innenräumen bleibt die Maskenpflicht. Erwogen wird, wieder mehr Menschen zu Sportveranstaltungen zuzulassen; die Fussballstadien könnten dann bis zu 75 Prozent ihrer Plätze besetzen.


[IMG 8]Auch in Frankreich scheint der Höhepunkt der Omikron-Welle überwunden. Das Land hat die schwindelerregenden Inzidenzwerte von gut 3700 hinter sich und verzeichnet noch knapp 2500 Infektionen pro 100'000 Einwohner in einer Woche. Doch bereits als die Welle noch anschwoll, hatte die Regierung einen detaillierten Lockerungsplan vorgelegt. Arbeiten im Homeoffice wird nur noch empfohlen und nicht mehr auferlegt, bei Sport- und Kulturveranstaltungen fielen teils Obergrenzen weg. In wenigen Tagen sollen auch die Clubs wieder öffnen. Für den Besuch von Restaurants, Bars und Kinos sowie Reisen im Fernverkehr gilt aber vorerst weiterhin 2G.


[IMG 9]Ab Freitag gelten im Vereinigten Königreich keine Corona-Regeln mehr. Dann entfällt für Touristen auch die Pflicht zum Schnelltest spätestens am zweiten Tag nach Ankunft. Die meisten anderen Regeln sind schon seit Mitte Juli 2021 aufgehoben. Zwar galt zum Jahreswechsel für einige Wochen wegen Omikron erneut eine Maskenpflicht etwa im Nahverkehr, in Geschäften und Museen, doch das ist vorbei. In Pubs und Restaurants waren Masken ohnehin seit Monaten kein Thema mehr. Die Regierung verweist dabei auf die sinkenden Infektionszahlen. Wurden zu Jahresbeginn mehr als 200'000 Ansteckungen täglich reduziert, sind es nun noch rund 65'000 und die Inzidenz war zuletzt rund halb so hoch wie in Deutschland.


[IMG 10]Vorsichtig ist auch Belgien. Zwar scheint die Omikron-Welle dort ihren Höhepunkt überwunden zu haben, die Infektionszahlen gingen zuletzt im Wochenvergleich um rund 40 Prozent zurück. Grössere Lockerungen gibt es bislang jedoch nicht. Die Zwei-Wochen-Inzidenz liegt immer noch bei knapp 4500. Am Freitag will die Regierung aber unter anderem über Lockerungen des Nachtlebens beraten. Discos dürften bald wieder öffnen, die Sperrstunde für Restaurants und Kneipen könnte wegfallen und zu Kulturveranstaltungen in Innenräumen dürften wieder mehr Gäste zugelassen werden.


[IMG 11]Die Niederlande wollen nächste Woche entscheiden, ob Gaststätten länger als bis 22 Uhr öffnen und Theater und Sportarenen mehr Zuschauer empfangen dürfen. Zudem wächst der Druck aus der Gesellschaft, den Corona-Pass abzuschaffen. Bisher muss man beim Besuch von Gaststätten, Kultur- und Sporteinrichtungen nachweisen, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Ob die Regierung dem Druck nachgeben wird, dürfte von der Entwicklung in den Krankenhäusern abhängen. Die Infektionszahlen steigen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von etwa 4700 zwar noch rasant, doch die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern wächst nur leicht.


[IMG 12]Bei sinkenden Infektionszahlen, sehr hohen Impfquoten und relativ entspannter Lage in den Krankenhäusern werden auf der Iberischen Halbinsel die Restriktionen gelockert oder abgeschafft. In Spanien endet diesen Donnerstag die Maskenpflicht im Freien. Katalonien mit Barcelona, das mit zwei anderen Regionen die landesweit höchsten Corona-Zahlen aufweist, öffnet ab Freitag wieder das Nachtleben.
Vielerorts gilt aber noch die 3G-Regel.


[IMG 13]In Portugal brauchen Geimpfte und Genesene seit Montag bei der Einreise keinen negativen Test mehr. Der Corona-Notstand läuft allerdings noch bis zum 22. März. In Hotels, Restaurants und anderen Einrichtungen gilt 3G. Die Regierung erwägt jedoch eine baldige Lockerung der Regeln. In Spanien ist die Sieben-Tage-Inzidenz mit 675 nicht einmal halb so hoch wie in Deutschland, in Portugal liegt dieser Wert mit 2519 deutlich höher.


[IMG 14] Auch Polen lockert angesichts sinkender Neuinfektionszahlen. Ab dem 15. Februar müssen Infizierte nur noch sieben statt zehn Tage in Isolation. Die Quarantäne für Kontaktpersonen entfällt ab dem 10.
Februar ganz. Zudem werden die Einreisebestimmungen gelockert: Reisende aus dem Schengenraum, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, müssen künftig nicht mehr nach der Einreise in Quarantäne. Die Schüler ab der 5. Klasse können bereits eine Woche früher als geplant am 21. Februar vom Fernunterricht in die Klassenräume zurück. Seit etwa einer Woche sinkt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen; die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 772 auf 100 000 Einwohner.


[IMG 15]Ungarn hatte bereits im Juni 2021 die meisten Corona-Beschränkungen aufgehoben. Seit Einsetzen der vierten Welle im Herbst gilt eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und öffentlich zugänglichen Innenräumen. Eine Lockerung wird derzeit nicht ins Auge gefasst. Die Behörden veröffentlichen keine Inzidenzzahlen; inoffiziell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei etwa 1000.


[IMG 16]In Kroartien gelten 3G-Regeln für die touristische Einreise sowie für den Besuch von Gaststätten, aber auch für die Mitarbeiter von öffentlichen Institutionen. Wegen der niedrigen Impfquote von 55 Prozent denken die Behörden derzeit an keine Lockerungen. Sie veröffentlichen auch keine Ansteckungsraten für gewisse Zeiträume.


[IMG 17]Tschechien: Seit dem Antritt der liberalkonservativen Regierung im Dezember sind Pläne für eine teilweise Impfpflicht vom Tisch. Auch als Folge einer Gerichtsentscheidung entfällt die 2G-Corona-Regel künftig im Gaststätten- und Beherbergungswesen. Die Corona-Massentests in Firmen und Schulen laufen Ende nächster Woche aus. Die FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen wird beibehalten. Bei der Einreise gilt für Touristen weiterhin eine PCR-Testpflicht, von der nur Geboosterte befreit sind. Ungeimpfte müssen nach der Ankunft einen zweiten Test absolvieren. Binnen sieben Tagen gab es nach offiziellen Zahlen 1962 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner.


[IMG 18]Die Slowakei hat eine der niedrigsten Impfquoten der EU und enorm hohe Infektionszahlen. Daher zögert die Regierung mit Lockerungen. Komplizierte, ohnehin kaum eingehaltene Regeln für private Treffen und öffentliche Versammlungen wurden vereinfacht, dafür aber die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken verschärft. Vollständig geimpft sind erst 49 Prozent der Bevölkerung.


[IMG 19]In der Türkei gibt es kaum Corona-Einschränkungen. Trotz Rekordwerten bei den Fallzahlen hat die Regierung die Massnahmen seit massiven Lockerungen im Juli 2021 nicht nennenswert verschärft. Auch eine bis vor kurzem geltende Testpflicht für Ungeimpfte vor Theater- oder Konzertbesuchen setzte das Innenministerium aus. Zwar beharrt die Regierung auf einer Maskenpflicht, streng kontrolliert wird sie in Metropolen wie Istanbul aber nur selten. Auch Cafés, Restaurants, Bars und Diskotheken sind geöffnet. Für Inlandsflüge müssen weiterhin Impf-, Test- oder Genesungsnachweise vorgelegt werden. (sda/dpa/stü)

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