Die Auszeichnung «Historisches Hotel des Jahres 2022» von Icomos Suisse,  der Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege, geht zum ersten Mal an ein «modernes» Hotel aus der Nachkriegszeit.  Es ist das als Swiss Lodge ausgezeichnete Hotel Chez Elsy in Crans-Montana (VS). Laut Jury sei es sei eine Seltenheit, auf ein Hotel zu stossen, das in der Zeit des kontinuierlichen Aufschwungs der 1960er-Jahre gebaut wurde und sich nicht durch laufende An- und Umbauten den Geschmacksveränderungen der kommenden Jahre beugen musste.

1961 von Architekt Jean Suter erbaut, ist das Hotel immer noch im Besitz der Familie und wird heute von den Enkelinnen der Erbauer geführt. Sie bemühen sich erfolgreich, die Seele der «Sechziger» charmant und einladend zu erhalten und sie mit der richtigen Portion Modernität aufzuwerten. Von den Fassaden in Holz und Naturstein über die Möbel bis hin zum Geschirr lässt das Hotel seine Gäste in die 1960er-Jahre eintauchen.

Wirtschaft zum Frieden: wo die Geschichte überall spürbar ist
Icomos Suisse vergab am Montag auch die Auszeichnung «Historisches Restaurant des Jahres 2022». Diese ging an die «Wirtschaft zum Frieden» in Schaffhausen, die in einem mittelalterlichen Altstadthaus liegt und  «in dem die Geschichte überall spürbar ist», wie die Jury in einer Mitteilung schreibt.

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1789 begann der damalige Eigentümer und Metzger auch Wein auszuschenken; seit 1862 besteht die Gastwirtschaft. Täferungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, zwei Kachelöfen, zwei reich geschnitzte Buffets und viel historisches Mobiliar zieren die gemütlichen Gaststuben.

Ein altes Erkerfenster gibt traulichen Ausblick auf den Herrenacker. «Erneuerungen erfolgten stets behutsam, die Geschichte wird respektiert und gepflegt», heisst es weiter. Die auf Fisch spezialisierte Küche bietet eine Balance von traditionell bis aktuell und passt damit gut in dieses gutbürgerliche Haus, das vom Eigentümerpaar engagiert und mit Erfolg geführt wird.

Jugendherberge Schloss Burgdorf: eine fruchtbare Nutzungsgemeinschaft
Mit dem Icomos-Spezialpreis ausgezeichnet wurde die Jugendherberge Schloss Burgdorf – einer der ältesten und bedeutendsten Burganlagen der Schweiz, welche über Jahrhunderte der Obrigkeit vorbehalten war. Im  13. Jahrhundert von  Herzog Berchtold von Zähringen erbaut, wurde das Schloss 2020 mit der Eröffnung der Jugendherberge für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zu einem lebendigen Ort.

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Die Auszeichnung «Das historische Hotel/Restaurant des Jahres», mit der alljährlich gastgewerbliche Betriebe für die Erhaltung und Pflege historischer Bausubstanz gewürdigt werden, ist bereits zum 26. Mal in Folge verliehen worden. Sie basiert auf der Zusammenarbeit von Denkmalpflege, Gastronomie und Tourismus und wird getragen von den Fachverbänden Icomos Suisse, GastroSuisse, HotellerieSuisse und Schweiz Tourismus. Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten von Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Preisträger aufgrund der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort. Die Auszeichnung wird jeweils im Herbst für das Folgejahr verliehen.
Die Ausschreibung für das «Historische Hotel/Restaurant» 2023 publiziert Icomos Suisse in den nächsten Wochen. Die Bewerbungsfrist läuft bis Ende Februar 2022.

Die Schweizer Jugendherbergen erarbeiteten mit der Stadt Burgdorf eine fruchtbare Nutzungsgemeinschaft, die ein Restaurant, ein Museum und ein Traulokal einschliesst. «Das dank des guten Zusammenspiels zwischen Behörden, Planer- und Betreiberteam und Denkmalpflege überaus gelungene Umnutzungsprojekt gibt der Stadt positive Impulse», so die Jury, welche das Gesamtkonzept mit dem Spezialpreis würdigt.
 
Positives Zeichen in herausfordernder Zeiten
Die begehrten Auszeichnungen «Historisches Hotel/Restaurant des Jahres» konnten dieses Jahr wieder an Anlässen mit Publikum übergeben werden. Die Verleihung der Auszeichnungen erfolgte auf Grund der guten Erfahrungen im vergangenen Jahr erneut dezentral bei den drei Preisträgern.

Der Jury-Präsident von Icomos Suisse, der Schweizer Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege,  Moritz Flury-Rova, gratulierte den drei Gewinnern am Montag in einer Liveschaltung per Videokonferenz aus dem Hotel Chez Elsy in Crans-Montana.

Er würdigte die sorgfältigen Restaurierungen und betonte, wie wertvoll Gaststätten für die Erhaltung des gebauten Kulturerbes seien, indem sie jedermann ermöglichten, auf Zeit in das Erlebnis historischer Bauten einzutauchen. Schliesslich verlieh er der Hoffnung Ausdruck, dass die Auszeichnungen in dieser für das Gastgewerbe nach wie vor herausfordernden Zeit ein positives Zeichen darstellten. (htr/npa)