Ab dem 18. November finden Verhandlungen über einen neuen Landesgesamtarbeitsvertrag (L-GAV) für die Schweizer Beherbergungs- und Gastronomiebranche statt.

Erstmals wieder seit 2017 beraten die Sozialpartner darüber, wie die Arbeitsbedingungen der Branche in die Gegenwart geführt werden können. Der Vertrag betrifft rund 250'000 Mitarbeitende und 34'000 Betriebe in der ganzen Schweiz.

Die Erneuerung des L-GAV war HotellerieSuisse seit langem ein Anliegen. Seit der letzten Anpassung hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert: Pandemie, Digitalisierung, Fachkräftemangel und neue Erwartungen an Flexibilität und Vereinbarkeit haben Spuren hinterlassen. Auch die gesellschaftliche Wahrnehmung der Branche hat sich gewandelt. Arbeitsbedingungen und Arbeitgeberattraktivität stehen heute im Fokus.

Wir wollen vorwärtsgehen – mit einem L-GAV, der die Zukunft der Branche mitgestaltet.
HotellerieSuisse

Nun soll ein modernes Fundament entstehen, das sowohl Betrieben als auch Mitarbeitenden Perspektiven bietet. Es geht nicht nur um Löhne und Arbeitszeiten, sondern auch um Fragen der Weiterbildung. Eines der Ziele des L-GAV ist die Erhöhung der Produktivität und der Professionalität der Branche. Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche soll erhalten beziehungsweise ausgebaut werden. Für die komplexe Neuverhandlung des Vertrags geben sich die Sozialpartner mindestens zwei Jahre Zeit.

Ein Neuanfang nach Jahren des Stillstands
Die Wiederaufnahme der Gespräche gilt als wichtiger Schritt. In den vergangenen Jahren waren die Verhandlungen ausgesetzt. Im Frühjahr 2025 wurde der Weg offiziell freigemacht. Damit kehren die Sozialpartner nach einer langen Phase der Blockade an den Verhandlungstisch zurück.

Die Branche konnte während der Sistierung nur über Mindestlöhne verhandeln. Nun bietet sich die Gelegenheit, das Vertragswerk auch materiell weiterzuentwickeln. Viele Beobachterinnen und Beobachter sehen in den aktuellen Gesprächen deshalb eine Chance. Es geht um die Frage, wie künftig die Rahmenbedingungen für Betriebe und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussehen, damit die Branche prosperieren kann.

Von HotellerieSuisse heisst es, man gehe die Gespräche «konstruktiv, lösungsorientiert und mit Respekt für die Anliegen aller Vertragspartner » an. Ziel sei es, «eine tragfähige Grundlage für Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den heutigen und künftigen Realitäten gerecht wird – im Interesse der Mitarbeitenden wie auch der Betriebe».

Der L-GAV als Fundament der Branche
Der Landesgesamtarbeitsvertrag regelt die Arbeitsbedingungen der Branche, etwa die zentralen Punkte wie Mindestlöhne, Arbeitszeiten, Ferienansprüche, Weiterbildung oder Sozialversicherungen. Der L-GAV ist allgemeinverbindlich und gilt für sämtliche Betriebe und Beschäftigten der Branche, und dies in der gesamten Schweiz.

Damit ist der Vertrag das Instrument, um faire und einheitliche Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Er bietet Orientierung in einer Branche, die stark von saisonalen Schwankungen und regionalen Unterschieden geprägt und äusserst heterogen zusammengesetzt ist.

HotellerieSuisse betont, dass die Erneuerung des Vertrags wichtig sei. Der Verband spricht von einem «notwendigen Schritt», um die Branche zukunftsfähig aufzustellen. Man wolle gemeinsam Lösungen finden, die «den veränderten Rahmenbedingungen und den Bedürfnissen der Betriebe und Mitarbeitenden gleichermassen gerecht werden».

Die Arbeitgeber der Branche treten laut HotellerieSuisse mit «Engagement und Verantwortungsbewusstsein» in die Verhandlungen ein. Im Zentrum stehe «das gemeinsame Ziel, eine praktikable, faire und nachhaltige Lösung für die gesamte Branche zu finden».

Diskretion der Verhandlungspartner vorausgesetzt
Die Verhandlungen sind vertraulich. Zu den konkreten Inhalten äussern sich die Partner deshalb nicht. Erst nach Abschluss der Verhandlungen werden die Resultate kommuniziert. Fest steht: Nach acht Jahren Stillstand soll nun Bewegung in das wichtigste Vertragswerk der Branche kommen. Oder, wie es seitens HotellerieSuisse heisst: «Wir wollen vorwärtsgehen – mit einem L-GAV, der die Zukunft der Branche mitgestaltet.»