Die Stimmung in der Schweizer Hotellerie ist zuversichtlich, aber nicht sorglos. Nach einem soliden Sommer startet die Branche mit vorsichtigem Optimismus in die Wintersaison. Viele Betriebe verzeichnen stabile Buchungen und eine anhaltende Nach­frage, doch steigende Kosten und der Fachkräftemangel dämpfen die Zuversicht. Laut der aktuellen Lageeinschätzung von HotellerieSuisse (Umfrage unter 209 Betrieben) bewegt sich die Branche in einem Spannungsfeld zwischen Aufschwung und struktureller Anspannung. [RELATED]

Die Erwartungen für die Wintersaison fallen regional unterschiedlich aus. Im alpinen Raum rechnen 40 Prozent der Betriebe mit steigenden Umsätzen – ein Indiz für die weiterhin hohe Nachfrage nach klassischen Winterdestinationen. Im ländlichen Raum gehen 39 Prozent von sinkenden Umsätzen aus. In den Städten zeigt sich ein ausgeglicheneres Bild.

Preisanpassungen und Kostendruck
Etwa ein Drittel der Betriebe hat die Preise gegenüber dem Vorjahr erhöht, im alpinen Raum sogar mehr als die Hälfte. Preisreduktionen bleiben die Ausnahme. Als Hauptgründe für die Preiserhöhungen nennen die Betriebe wachsende Personal- und Einkaufskosten, eine angepasste Preispolitik sowie eine gestiegene Nachfrage und eine höhere Zahlungsbereitschaft der Gäste. Damit reagiert die Branche differenziert und versucht, Spielraum zu gewinnen, ohne den Markt zu überfordern. 

Trotz dieser Stabilität bleibt der Kostendruck das zentrale Thema. Über die Hälfte der Betriebe berichtete bereits im Sommer von steigenden Kosten. Hinzu kommen kurzfristige Buchungen, geopolitische Unsicherheiten und schwankende Energiepreise. Der Fachkräftemangel bleibt jedoch gemäss der Lageeinschätzung von HotellerieSuisse die grösste Herausforderung. Er bestimmt die Qualität des Angebots ebenso wie die Stimmung in den Teams.

Jeder zweite Hotelbetrieb kämpft mit steigenden Kosten.

Sommer 2025: Gute Saison, hohe Belastung
Der positive Grundton der Branche gründet auf einer erfolgreichen Sommersaison. 51 Prozent der Betriebe zeigen sich eher zufrieden, 35 Prozent sehr zufrieden. Über die Hälfte konnte den Umsatz steigern, rund ein Drittel blieb auf Vorjahresniveau.

Doch die gute Nachfrageentwicklung hat ihren Preis. Jeder zweite Betrieb berichtet von höheren Kosten, im alpinen Raum sind es sogar noch mehr. Dennoch fällt die Gesamtbewertung bei 48 Prozent der Betriebe positiv und bei 38 Prozent ausgeglichen aus. Nur 14 Prozent sprechen von einer negativen Entwicklung.

Auffällig ist die regionale Differenz: Im ländlichen Raum berichten mehr Betriebe von negativen Effekten. Dort sieht etwa jeder vierte Betrieb eine Verschlechterung der Gesamtlage. Diese Unterschiede verdeutlichen, wie stark die wirtschaftliche Widerstandskraft mit der Standortstruktur verknüpft ist. Während Städte und bekannte Bergdestinationen von einer stabilen Nachfrage profitieren, kämpfen Betriebe im ländlichen Raum mit geringerer Auslastung, höheren Fixkosten und schwierigeren Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt.

Stabilität mit Risiken
Die Zahlen zeigen eine Branche, die stabil bleibt, aber immer stärker unter Druck gerät. Umsatzsteigerungen kompensieren vielerorts die höheren Kosten nur teilweise. Das wirtschaftliche Gleichgewicht bleibt fragil.

Entscheidend wird sein, ob die Betriebe im Winter die Balance zwischen Preisgestaltung, Qualität und Personalpolitik halten können. HotellerieSuisse kommt in der aktuellen Lagebeurteilung zum Schluss, dass jene Betriebe wettbewerbsfähig bleiben, die Kosten und Qualität in Balance bringen.

Die Hotellerie hat bewiesen, dass sie anpassungsfähig ist. Es gilt, diese Stärke in nachhaltige Stabilität zu überführen – mit klarer Positionierung, effizienter Betriebsführung und verlässlicher Mitarbeiterbindung. Der Winter 2025/26 wird zum Prüfstein: Er entscheidet, ob der Aufschwung Bestand hat oder ob steigende Kosten und strukturelle Engpässe die Stimmung trüben.

Lageeinschätzung von HotellerieSuisse
In regelmässigen Abständen führt HotellerieSuisse eine Umfrage unter den Verbandsmitgliedern zur aktuellen wirtschaftlichen Lage durch. Neben dem aktuelle Buchungsstand, Preisentwicklungen sowie Anpassungen beim Personal erhebt der Verband ausserdem Daten zu Herausforderungen der Branche und je nach Aktualität auch Einschätzungen zu politischen Themen.

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