Patric Vogel, ihr Hotel hat innert kurzer Zeit weltweit Aufmerksamkeit erlangt. Wann wurde Ihnen bewusst, dass einzelne Social-Media-Posts einen internationalen Hype ausgelöst haben?
Das haben wir recht schnell realisiert. Einerseits auf unseren eigenen Kanälen: Die Followerzahlen sind innerhalb weniger Tage sehr stark angestiegen. Andererseits bei den Buchungen: Plötzlich kamen vermehrt Reservationen aus Übersee. Wo wir früher rund 90 Prozent Gäste aus der Schweiz hatten, begrüssen wir heute regelmässig Familien aus Nordamerika, Grossbritannien oder sogar aus Asien und Lateinamerika.

Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Anpassung an neuen internationalen Gäste und Bewahrung der Schweizer Identität Ihres Hauses?
Unsere Schweizer Identität steht im Zentrum – sie macht das Märchenhotel spannend und authentisch. Gleichzeitig möchten wir internationale Gäste willkommen heissen. Darum haben wir einige Abläufe zweisprachig gestaltet, zusätzliche Erklärungen eingeführt. Für Businesshotels in einer Stadt ist dies Alltag, für ein Ferienhotel in einer kleinen, eher unbekannten Bergdestination schon was Neues. Wichtig ist für uns, dass beide Gästekreise profitieren: Die Schweizer Gäste sollen sich wie gewohnt zu Hause fühlen, während internationale Gäste ein authentisches Stück Schweiz erleben – ohne dass wir uns verbiegen.

Wie nehmen Ihre Mitarbeitenden die neue Situation auf?
Unsere Mitarbeitenden gehen sehr positiv damit um. Vor allem die jüngere Generation ist begeistert, dass unser Haus weltweit in den sozialen Medien für Aufsehen sorgt. Es ist für alle spannend, mit neuen Gästen in Kontakt zu kommen und andere Bedürfnisse kennenzulernen. Natürlich bedeutet das auch zusätzlichen Erklärungsaufwand – aber genau das erweitert den Horizont jedes Einzelnen. Am Ende überwiegt die Freude darüber, Teil einer märchenhaften Erfolgsgeschichte zu sein.

Es ist für alle spannend, mit neuen Gästen in Kontakt zu kommen und andere Bedürfnisse kennenzulernen.

Influencer-Marketing hat Ihren Erfolg mitgeprägt. Warum haben Sie sich entschieden, derzeit auf neue Kooperationen mit Content Creators zu verzichten?
Nach dieser viralen Entwicklung erreichten uns viele neue Anfragen von Influencern. Wir haben uns bewusst entschieden, die Anzahl sehr klein zu halten und die Beziehungen zu wenigen, für uns relevanten Partnern zu pflegen. Aus Kapazitätsgründen – aber auch, um die Authentizität zu wahren – möchten wir nicht zum «Content-Hotel» werden, sondern gezielt mit bestehenden Partnern zusammenarbeiten, die unsere Werte teilen.

Braunwald bleibt trotz internationaler Aufmerksamkeit ruhig. Was ist Ihr Rezept, um nachhaltig vom Hype zu profitieren, ohne dass das Dorf oder Ihr Betrieb überfordert werden?
Ein entscheidender Faktor ist die Lage: Braunwald ist autofrei und nur über die Standseilbahn erreichbar. Das macht den Zugang exklusiver und schützt gleichzeitig vor Massentourismus. Zudem ist das Märchenhotel kein Tagesausflugsziel, sondern ein Ort zum Übernachten und Verweilen. Durch Mindestaufenthaltsdauern verhindern wir ständige Gästewechsel und fördern längere Ferienaufenthalte. So bleibt die Balance gewahrt: Wertschöpfung für Dorf und Hotel – ohne dass das Ambiente oder die Infrastruktur überlastet werden.
 
Fachkräftemangel bleibt ein Thema. Hat der internationale Erfolg auch Einfluss auf Ihre Attraktivität als Arbeitgeber?
Ja, ganz klar. Viele unserer Mitarbeitenden sind glücklich und auch ein wenig Stolz, in einem Hotel zu arbeiten, das inzwischen über die Kantonsgrenzen bekannt ist. Das stärkt Identifikation und Motivation. Für künftige Bewerberinnen und Bewerber könnte dies ein zusätzlicher Anreiz sein, Teil unseres Teams zu werden. Ob sich dies tatsächlich in einer höheren Anzahl an Bewerbungen niederschlägt, bleibt abzuwarten – doch die Strahlkraft des Märchenhotels als Arbeitgeber ist durch den Erfolg vermutlich etwas gestiegen.

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