Eine Mehrheit der Stadträtinnen und Stadträte begrüssten am Donnerstag die neue Stossrichtung des Gemeinderates im Berner Tourismus: Dieser soll nachhaltig, authentisch und umweltverträglich sein. Statt Massentourismus wird der Nahtourismus gefördert. Auch strategisch hat sich die Stadt neu ausgerichtet: Der ehemalige Verein Bern Tourismus wurde in die Bern Tourismus AG umgewandelt und zusammen mit der neugegründeten Bern Meetings & Events AG rechtlich unter die neue Holdinggesellschaft Bern Welcome AG gestellt.

Neu sollen konkrete Produkte und Dienstleistungen für die touristischen Anspruchsgruppen angeboten werden. Deshalb erhält die Bern Welcome AG 400'000 Franken mehr, als der Verein Bern Tourismus bisher bekam. Insgesamt beläuft sich die Unterstützung der beiden Organisationen in den Jahren 2019 bis 2022 auf jährlich 1,27 Millionen Franken.

GLP, SVP und Freie Fraktion wollten kürzen
Die Mehrausgaben gaben im Stadtrat zu reden. Vielen Parlamentariern war nicht klar, für was die zusätzlichen 400'000 Franken ausgegeben werden sollen. Gleich drei Parteien wollten die Gelder deshalb kürzen – die Freie Fraktion und die GLP um den neu erhöhten Betrag von 400'000 Franken, die SVP um 200'000. «Wenn die Mittel schon erhöht werden, muss auch klar begründet werden wofür», sagte Marianne Schild von der GLP.  Die Vorlage sei zu schwammig, sagte auch Zora Schneider von der Freien Fraktion. Dieser Kritik schlossen sich auch das Grüne Bündnis und die Junge Alternative an. Die Kürzung auf 200'000 Franken sei «ein Kompromiss», fand die SVP.

Die Ratsmehrheit lehnte jedoch alle Kürzungsanträge ab. Man wolle dem neuen Konzept eine Chance geben, tönte es aus Richtung SP, FDP, BDP, CVP, GFL und EVP. «Ich finde es problematisch, Politik mit dem Geldsäckel zu machen», sagte Manuel C. Widmer von der GFL. Und Thomas Berger von den Jungfreisinnigen sagte: «Einer guten Milchkuh nimmt man auch nicht das Heu weg.»

Kein Blankoscheck
Trotz Zustimmung will der Stadtrat Bern Tourismus künftig auf die Finger schauen. Um die Transparenz zu erhöhen, hat das Parlament den Gemeinderat beauftragt, der zuständigen Sachkommission die Jahresberichte vorzulegen. Die Unterstützung heisse nicht, dass Bern Tourismus ein Blankoscheck erhalte, sagte Thomas Berger. Der Stadtrat werde korrigieren, falls die Reise der Berner Tourismusorganisationen auf Abwege führe. Die Holdinggesellschaft Bern Welcome AG dient nur der einheitlichen Steuerung und ist nicht selber kommerziell tätig. Die neue Bern Tourismus AG kümmert sich um die Förderung des Freizeittourismus, die Bern Meetings & Events AG um den Businesstourismus.

Die Bern Tourismus AG soll in den Jahren 2019 bis 2022 jährlich 900'000 Franken erhalten. Der Leistungsvertrag zwischen Stadt und Bern Meetings & Events AG sieht eine jährliche Abgeltung von 370'000 Franken vor. Bis Juni 2017 war der Verein Bern Tourismus für die Förderung des Tourismus in Stadt und Region Bern zuständig. Der Verein war in erster Linie eine Marketingorganisation. (sda/og)