Aus dem Verkauf löst die Kirche rund acht Millionen Franken, wie Dölf Weder, Präsident des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen, am Mittwoch vor den Medien sagte. Räbsamen habe den Zuschlag erhalten, obschon andere Interessenten über eine Million Franken mehr bezahlt hätten.

Räbsamen sei der neue Schlossherr, weil er «Wartensee» in seiner bisherigen Form nutzen werde: Als Hotel- und Tagungsbetrieb für die Öffentlichkeit. Geführt wird der Gastronomiebetrieb von René Engler, der in Rorschach am See bereits die Restaurants «Englers am See» und «Mariaberg» führt – Häuser, die ebenfalls Räbsamen gehören.

Tagungszentrum

Das Konzept für das Schloss Wartensee müssen Räbsamen und Engler noch erarbeiten. Den Vollbetrieb aufnehmen wollen sie Ende Jahr, wie Räbsamen sagte. Doch zuerst sollen das Schloss und der Garten mit der prächtigen Aussicht auf den See sanft umgestaltet werden.

Weil «Englers am See» und «Wartensee» unmittelbar an der Strecke der Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) liegen, erhoffen sich der Wirt und der Schlossbesitzer Synergien. Schloss Wartensee wurde in den 1990er-Jahren von der Kirche für mehrere Millionen Franken saniert und umgebaut. Das Schloss ist bautechnisch in sehr gutem Zustand.

Urs Räbsamen sagte an der Medienkonferenz im Schloss, dieses sei aufwendig und zeitgemäss renoviert worden, allerdings habe das Schloss dabei etwas von seinem Charakter verloren. Diesen will der Bauingenieur dem Schloss Wartensee zurückgeben, wie er ausführte.

Aus dem 13. Jahrhundert
Der westliche Turm des Schlosses wurde 1243 von Ritter Heinrich von Wartensee als Wohnturm erbaut. 1377 ging der Turm an die Brüder Blarer, St. Gallen, über. Die Blarers waren bis ins 18. Jahrhundert Besitzer des Schlosses. Nach etlichen Besitzerwechseln wurde es 1955 von einem Verein übernommen und als Bildungsstätte genutzt.

1984 kaufte die Kirche das Schloss. Sie betrieb es als Tagungs- und Begegnungszentrum bis Ende 2011. Von der Synode erhielt der Kirchenrat den Auftrag, das Schloss zu verkaufen. Die dänische Saxo Bank hatte Interesse, sprang dann aber im letzten Moment ab.

Beat Hirs, Gemeindepräsident von Rorschacherberg, nannte den Kauf des Schlosses durch Urs Räbsamen und die Übernahme des Betriebs durch René Engler einen «Glücksfall», der einem Lotto-Sechser gleichkomme. Beide hätten in der Region schon mehrfach bewiesen, Projekte wie dieses erfolgreich umzusetzen, sagte Beat Hirs. (npa/sda)