New Work ist keine Frage der Branche – sondern der Haltung. Kaum eine Branche lebt so vom Menschen wie die Hotellerie. Und doch tun wir uns gerade hier oft schwer, wenn es darum geht, Ansätze von New Work einzuführen. Während in anderen Branchen längst neue Modelle wie agiles Arbeiten, flache Hierarchien oder Selbstorganisation gelebt werden, hält die Hotellerie noch oft an klassischen Strukturen fest. Dabei ist der Wandel längst da – auch in unseren Häusern und bei unseren Teams.
Natürlich gibt es im Kerngeschäft der Hotellerie – anders als etwa in der IT oder im Marketing – feste Rahmenbedingungen. Die Essenszeiten beispielsweise können nicht beliebig verschoben werden. Wir können die Arbeitszeit nicht vollständig flexibilisieren. Aber wir können unsere Haltung, Kommunikation und Führung verändern. Und das macht einen gewaltigen Unterschied.
New Work ist keine abstrakte Theorie. New Work ist eine Reaktion auf reale Veränderungen in unserer Gesellschaft: neue Generationen mit neuen Werten, neuen Erwartungen und einem neuen Verhältnis zur Arbeit. Junge Menschen, die heute in die Branche einsteigen, fragen anders. Sie wollen verstehen, mitgestalten, sich entwickeln. Sie suchen Sinn und ein wertschätzendes Miteinander – keine starren Strukturen oder blindes Abarbeiten.
New Work beginnt mit der Frage: Wie arbeiten wir zusammen? Und wie können wir Zusammenarbeit menschlicher, motivierender und nachhaltiger gestalten? Es geht nicht um radikale Umbrüche, sondern um neue Denkweisen: Feedback statt abnicken. Lernen statt funktionieren.
Junge Menschen wollen verstehen, mitgestalten, sich entwickeln.
In unseren Häusern werden Teams aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen – sei es bei der Gestaltung von Abläufen oder bei internen Projekten. Wir nutzen Peer-Coachings, stärken die Selbstverantwortung in den Abteilungen und investieren gezielt in die Persönlichkeitsentwicklung.
Führung ist dabei der Schlüssel. Klassische Hierarchien funktionieren immer weniger. Wer heute führt, muss begleiten, nicht kommandieren. Vertrauen, Transparenz und echte Kommunikation sind gefragt. Führungskräfte werden zu Kulturträgerinnen und -trägern – sie prägen das Miteinander, den Umgang mit Veränderung und das Erleben von Arbeit im Alltag.
Und ja – das erfordert Energie und Mut. Es bedeutet, sich selbst als Führungskraft weiterzuentwickeln. Mitarbeitende, die sich gesehen und gehört fühlen, bleiben im Unternehmen und bringen sich ein. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels kein Soft Skill, sondern überlebenswichtig für ein Unternehmen.
New Work ist keine Frage der Branche – sondern der Haltung. In der Hotellerie heisst das: Die Menschen, die unsere Häuser am Laufen halten, brauchen nicht «mehr Freizeit», sondern mehr Sinn, mehr Entwicklung, mehr Mitwirkung. Wo das gelingt, entsteht ein Ort, an dem nicht nur Gäste, sondern auch Teams gerne ankommen.
Zur Person
Nathalie Hauenstein ist Mitinhaberin und Geschäftsleitungsmitglied der Hauenstein Gruppe, die mit über 600 Mitarbeitenden an acht Standorten in der Region Thunersee tätig ist. Neben ihrer Tätigkeit als Unternehmerin ist sie betriebliche Mentorin und Coach. Sie engagiert sich für eine moderne Führungskultur, die Tradition und Innovation verbindet.