Gerade für Beherbergungsbetriebe im Berggebiet sind Investitionen in Nachhaltigkeit, Energieeffizienz oder Modernisierung oft mit grossen Herausforderungen verbunden. Das zeigt eine Analyse von HotellerieSuisse vom November 2024, die sich auf die Situation alpiner Hotelbetriebe und deren Modernisierungsbedarf fokussierte. Die Ergebnisse der Umfrage mit 158 Teilnehmenden zeigen, wo der Schuh drückt: Besonders bei der Gebäudesanierung und Heiztechnik besteht ein deutlich höherer Investitionsdruck als im Schweizer Durchschnitt. 43 Prozent der alpinen Betriebe sehen hier dringenden Handlungsbedarf – gegenüber 25 Prozent schweizweit.
Finanzielle Engpässe stellen ein wesentliches Hindernis dar: 59 Prozent der befragten Unternehmen beziffern ihren Investitionsbedarf auf über 100'000 Franken. 57 Prozent der Betriebe geben an, dass ihnen die dafür notwendigen finanziellen Mittel fehlen. Personelle Kapazitäten erschweren zusätzlich die Projekte: 29 Prozent der Betriebe sehen darin ein weiteres Hindernis. Zwar sind externe Fachressourcen vorhanden, doch intern fehlen oft die personellen Mittel, um die Projektfinanzierung inklusive staatlicher und privater Fördermittel sicherzustellen. Diese Unkenntnis wurde häufiger genannt als der administrative Aufwand für deren Beantragung.
Finanzielle Unterstützung durch die Stiftung Schweizer Berghilfe
Die Schweizer Berghilfe ist eine Stiftung, die Investitionen in die Berghotellerie unterstützt. Allein im Jahr 2024 unterstützte sie 54 Tourismusprojekte – mehrheitlich Hotelbetriebe – mit insgesamt über vier Millionen Franken. Das Unterstützungsangebot richtet sich an inhabergeführte Hotel- und Gastronomiebetriebe in den landwirtschaftlichen Bergzonen 1–4 sowie im Sömmerungsgebiet gemäss Bundesamt für Landwirtschaft. Unterstützt werden Betriebe mit bis zu 50 Zimmern und bis maximal 3-Sterne-Kategorie, sofern mindestens eine Ganzjahresarbeitsstelle erhalten bleibt oder geschaffen wird.
Gefördert werden ausschliesslich Investitionen – nicht aber laufende Betriebskosten oder Defizite. Unterstützt werden insbesondere bauliche Sanierungen, energetische Erneuerungen (z. B. Heizsysteme) sowie Investitionen in Küchen- und Sanitärbereiche.
Restkostenfinanzierung durch À-fonds-perdu-Beiträge
Die finanzielle Unterstützung erfolgt als nicht rückzahlbarer À-fonds-perdu-Beitrag im Sinne einer Restkostenfinanzierung. Dabei wird die Finanzierungslücke gedeckt, die offen bleibt, wenn alle Eigen-, Fremd- und Fördermittel ausgeschöpft sind. Bei umfangreicheren Vorhaben arbeitet die Schweizer Berghilfe mit der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) zusammen, die als Finanzierungspartnerin die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Projekten prüft und so zur Risikominimierung beiträgt.
Best Practice: Sanierung des Post Hotel Löwe in Mulegns
Ein exemplarisches Projekt für die Wirksamkeit dieser Unterstützung ist die denkmalgerechte Sanierung des Post Hotel Löwe in Mulegns in Graubünden. Das historische Hotelgebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert drohte zu verfallen. 2019 wurde es von der Stiftung «Nova Fundaziun Origen» übernommen. Die Sanierung erfolgte in zwei Etappen: In der ersten Phase wurden grundlegende bauliche Massnahmen umgesetzt – etwa Dacherneuerung, Fassadensanierung sowie die Erneuerung der Wasser- und Stromleitungen. Die zweite Etappe umfasste die energetische Sanierung, den Ausbau der Zimmer und die originalgetreue Innenausstattung mit eigens entworfenen Stoffen und Tapeten. Insgesamt 6,8 Millionen Franken betrugen die Gesamtkosten.
Die Schweizer Berghilfe unterstützte die zweite Sanierungsetappe mit einem À-fonds-perdu-Beitrag von 350'000 Franken. Das ermöglichte insbesondere die energetische Verbesserung und die authentische Wiederherstellung der Innenräume.
Kontaktaufnahme bei Investitionsprojekten
Bei geplanten Investitionen wird empfohlen, frühzeitig mit der Schweizer Berghilfe Kontakt aufzunehmen, um die Förderfähigkeit des Vorhabens im Rahmen der geltenden Kriterien genau zu prüfen.
Dieser Fachartikel ist in Zusammenarbeit mit der Schweizer Berghilfe entstanden.
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