Wenn wir heute über Sichtbarkeit im Tourismus sprechen, reden wir längst nicht mehr nur über Kampagnen, Bilder oder Erlebnisinszenierungen. Die Entscheidung, ob ein Gast eine Destination überhaupt in Betracht zieht, fällt oft, bevor er oder sie überhaupt klickt – und meist nicht mehr auf einer klassischen Website.
Über 60 Prozent aller Google-Suchen enden ohne Klick. KI beantwortet Fragen direkt – basierend auf strukturierten Daten. Was nicht erfasst ist, wird nicht vorgeschlagen. Was nicht verknüpft ist, bleibt unsichtbar. Als Präsident der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren der Schweiz (RDK) bin ich überzeugt: Die digitale Lesbarkeit wird zur Grundbedingung touristischer Relevanz. Das stellt uns als Regionen vor neue Herausforderungen – aber auch vor eine gemeinsame Chance. Wenn digitale Assistenten Reisen planen, Angebote kombinieren, Bewertungen auslesen und Echtzeitdaten integrieren, müssen wir sicherstellen, dass unsere Inhalte nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen verständlich sind. Das erfordert neue Standards: offene Datenformate; konsistente Metadaten; semantisch strukturierte Inhalte.
Die Schweiz muss in der digitalen Transformation nicht schneller sein als andere, aber klüger.
In mehreren Regionen der Schweiz entstehen derzeit erste Prototypen, die zeigen, wie KI und Tourismus zusammenspielen können. Ein Beispiel ist der «Valais Bike Guide» – ein digitaler Assistent, der Touren, Öffnungszeiten, lokale Empfehlungen und Nutzerfragen intelligent verknüpft. Andere Regionen experimentieren mit chatbotbasierten Gästeinformationen, dynamischen Content-Hubs oder Open-Data-Schnittstellen.
Es geht nicht um ein einzelnes Tool, sondern um ein gemeinsames digitales Verständnis. KI kennt keine Kantonsgrenzen. Deshalb ist es essenziell, dass wir für den Schweizer Tourismus gemeinsame Standards etablieren und Wissen teilen. Die Schweiz muss in der digitalen Transformation nicht unbedingt schneller sein als andere – aber klüger. Mit einer kooperativen Datenstrategie können wir ein Ökosystem schaffen, das robust, sichtbar und anschlussfähig bleibt – auch gegenüber internationalen Plattformen und Techgiganten. Die RDK sieht in dieser Aufgabe eine tourismuspolitische Priorität. Wer heute in offene Systeme, saubere Daten und gemeinsame Formate investiert, wird morgen nicht nur sichtbar sein, sondern relevant bleiben.
Jetzt ist der Moment, um gemeinsam die Weichen zu stellen. Denn die Entscheidung, ob ein Gast zu uns findet, fällt oft, bevor er überhaupt weiss, dass es uns gibt.
Damian Constantin ist Präsident der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren der Schweiz (RDK).