HotellerieSuisse unterstützt laut eigenen Angaben das Prinzip der Schuldenbremse und ist bereit, einen Beitrag zu gesunden Staatsfinanzen zu leisten. Gleichzeitig trifft das Entlastungspaket den Tourismussektor und die Beherbergung überproportional: Die drei zentralen Förderinstrumente – Schweiz Tourismus, Innotour und die Neue Regionalpolitik – sind alle betroffen.
Dadurch laufe der Sektor Gefahr, nicht mehr die gleiche wirtschaftliche Leistung erbringen zu können. Auch die Einsparungen im Bildungsbereich seien in Zeiten des Fachkräftemangels kurzfristig gedacht und würden die Bemühungen der Branche untergraben gegen die Problematik vorzugehen. HotellerieSuisse hat diese Punkte in der Vernehmlassung angeführt.
«Die geplanten Kürzungen schränken diesen Handlungsspielraum ein und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit», sagt Nicole Brändle, Direktorin von HotellerieSuisse.
Alle Sparmassnahmen müssen diskutiert werden
Ein Teil der vorgesehenen Sparmassnahmen erfordert eine Gesetzesänderung, ein anderer Teil kann direkt umgesetzt werden. Besonders bei den direkt umsetzbaren Massnahmen – Schweiz Tourismus und Innotour – ist der Tourismussektor stark betroffen.
HotellerieSuisse fordert deshalb, dass im parlamentarischen Prozess sämtliche Massnahmen umfassend geprüft und diskutiert werden – unabhängig davon, ob sie eine Gesetzesänderung voraussetzen. Nur so könne eine ausgewogene und verhältnismässige Umsetzung der angestrebten Einsparungen sichergestellt werden.
Ein abgestimmtes System der Tourismusförderung
Bei Schweiz Tourismus ist eine Kürzung von 20 Prozent vorgesehen. Dies hätte direkte Auswirkungen auf die internationale Vermarktung der Schweiz und deren langfristige Positionierung als nachhaltiges Reiseland. Die aktuell unter Druck geratene Nachfrage aus den USA infolge der dortigen Wirtschaftslage zeige jedoch, wie wichtig eine breite Marktbearbeitung und gezielte Investitionen in verschiedene Märkte seien, betont HotellerieSuisse.
«Gerade jetzt braucht es Stabilität, um die Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Klimawandel und Digitalisierung anzugehen», so Brändle. Da der Bund rund 60 Prozent der Mittel stelle, drohe bei Kürzungen zudem ein Dominoeffekt – weniger staatliche Mittel würden auch zu weniger Engagement der Privatwirtschaft führen.
Tourismus ist keine finanzielle Bürde
Auch Innotour soll weniger Mittel erhalten – ein entscheidendes Instrument, um Innovationen im Tourismus voranzutreiben, beispielsweise bei der Digitalisierung, der Anpassung an den Klimawandel oder der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Weniger Mittel in diesem Bereich würden bedeuten, dass die Branche wichtige Entwicklungsschritte nicht machen könne.
Ähnlich problematisch sei die geplante Reduktion der Mittel für die Neue Regionalpolitik. Dieses Programm sei eine Erfolgsgeschichte für strukturschwache und ländliche Regionen. In der Förderperiode 2016–2020 mobilisierte jeder vom Bund eingesetzte Franken das Fünffache an Investitionen für die Schweizer Regionen. Dies zeige deutlich, dass Fördermittel im Tourismus eine Wirkung weit über den Sektor hinaus entfalten – etwa im öffentlichen Verkehr, in der Landwirtschaft, der Bauwirtschaft und im Kulturbereich, heisst es weiter.
«Der Tourismus ist keine finanzielle Belastung, sondern eine Investition in die Zukunft: in die wirtschaftliche Stärke der Schweiz, in ihre Standortattraktivität und in eine nachhaltige Entwicklung», sagt Brändle.
Bildung: Sparen am falschen Ort
Die Branche leidet seit Jahren unter akutem Fachkräftemangel. Dennoch sollen Fördergelder für Mobilitätsprogramme, Grundkompetenzen und die Berufsbildung gekürzt werden. Besonders die Hotellerie- und Tourismuslernende wären betroffen – die geplanten Kürzungen würden viele von ihnen ausschliessen und die Chancengleichheit einschränken. Auch die geplante Stärkung der Nutzerfinanzierung bei Hochschulen treffe touristische Bildungsinstitutionen überdurchschnittlich stark, da hier oft höhere Kosten entstehen, heisst es weiter.
Tourismus braucht Investitionen, keine Kürzungen
Darüber hinaus lehnt HotellerieSuisse auch weitere geplante Massnahmen ab, die direkt oder indirekt negative Auswirkungen auf den Tourismus haben – etwa die Erhöhung der ÖV-Preise im Regionalverkehr, die Streichung der Förderung von Nachtzügen oder der Rückzug bei der Unterstützung nachhaltiger Verkehrslösungen. «Sparen auf Kosten des Tourismus, der Regionen und der Bildung ist kurzsichtig. Der langfristige Schaden für unser Land wäre erheblich», so Brändle. (mm)
Entlastungspaket
Spardruck trifft Förderinstrumente im Tourismus
HotellerieSuisse warnt vor den Folgen des Entlastungspakets: Die geplanten Kürzungen bei Tourismusförderung und Bildung gefährden laut dem Verband die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und schwächen strukturschwache Regionen zusätzlich.

Bild: unsplash.com
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