Aus keinem anderen Land führen wir mehr ein, 2021 waren 43 Prozent der insgesamt rund 176 Millionen Liter italienischer Herkunft. Frankreich folgt mit 23 Prozent, Spanien mit 15 Prozent. Alles in allem kamen 4 Prozent mehr ausländischer Wein über die Grenze als im Vorjahr, und dies, obwohl der Pro-Kopf-Konsum erodiert. Auch 2021? Das werden wir wissen, wenn Ende Monat das Bundesamt für Landwirtschaft die Verbrauchszahlen des vergangenen Jahres veröffentlichen wird.

605 Rebsorten sind offiziell registriert, von der weissen Sorte Albarenzueli bianco bis zur roten Sorte Vien de Nus.

Der Hauptgrund für die verstärkten Einfuhren ist die ausgesprochen kleine letztjährige Schweizer Ernte. Über 2000 Importeure sorgen dafür, dass wir auch künftig nicht auf dem Trockenen sitzen werden. Dafür müssen wir aber tiefer in die Tasche greifen, denn nicht nur in der Schweiz, auch in vielen anderen Ländern fiel die Ernte klein aus: Dies treibt die Preise hoch, wie auch die Verteuerung von Verpackungsmaterial und Transportkosten, diese findet schon seit Monaten statt.

[DOSSIER]Aus Italien kam 2021 2,4 Prozent mehr Wein in die Schweiz als 2020. Den stärksten Zuwachs gabs mit 14 Prozent beim Schaumwein. Prosecco wird auch hierzulande am liebsten getrunken, und das in rauen Mengen. Doch die Schweiz ist ebenso wichtigster Importmarkt für Franciacorta, den flaschenvergorenen Spumante aus dem Gebiet des Lago d’Iseo, gekeltert aus Chardonnay und – mit deutlich geringerem Anteil – Pinot noir und Pinot blanc. Beim Rotwein in Flaschen stammen 44 Prozent der Importe aus Italien, beim Weisswein sind es 36 Prozent. Und noch eine letzte Zahl: 605 Rebsorten sind offiziell registriert, von der weissen Sorte Albarenzueli bianco bis zur roten Sorte Vien de Nus, angebaut von den Dolomiten bis nach Pantelleria. Aus deren Trauben werden lokale und regionale Spezialitäten gekeltert, und auf internationaler Ebene misst man sich mit den Besten.


Kostproben

Wer mag sie nicht, Italiens Klassiker Chianti, Brunello und Vino Nobile di Montepulciano! Bei allen drei gibt Italiens meistangebaute Sorte Sangiovese den Ton an. Doch wer kennt Duralla aus den lessinischen Bergen, Verdicchio bianco aus den Marken und Grignolino aus alten Reben, wie ihn Ermanno Accornero keltert, der so einer alteingesessenen piemontesischen Sorte zu neuem Glanz verhilft? Drei Kostproben abseits der Trampelpfade.

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Stefan Keller ist regelmässiger Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung» und ist in der Valtellina als Weinproduzent tätig. Er zählt zu den Gründern der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses und ist Ehrenmitglied des Sommelier-Verbands Schweiz. Stefan Keller lebt und arbeitet in der Schweiz und in Wien.